Die besten Technologie-Fonds
Der Kursrutsch der Nvidia-Aktie schockt die Börse. Technologie-Titel geraten auf breiter Front unter Druck. Es könnte der Beginn einer größeren Korrektur sein – oder der Auftakt zur nächsten Rally.06.09.2024 | 13:50 Uhr
Nvidia war bis vor Kurzem noch das wertvollste Unternehmen der Welt. An der Börse wird der Chiphersteller aktuell mit rund 2,4 Billionen Euro bewertet. Das klingt immer noch nach viel – ist aber deutlich weniger als noch vor einer Woche. Innerhalb von sieben Tagen hat sich die Marktkapitalisierung des Konzerns um fast 15 Prozent reduziert. Das entspricht einem Wertverlust von über 416 Milliarden Euro. Zur richtigen Einordung: Die drei größten DAX-Unternehmen SAP, Siemens und Deutsche Telekom sind zusammengenommen an der Börse rund 460 Milliarden Euro wert. Man stelle sich einmal vor, die Top-3 des DAX würden innerhalb einer Woche mal eben so ausgelöscht. Das ist die Dimension, von der hier die Rede ist. Auslöser für den Nvidia-Kursrutsch war eine bekannt gewordene Vorladung des US-Justizministeriums. Die US-Kartellbehörden hatten Nvidia aufgefordert, Dokumente einzureichen. Der Verdacht: Der Konzern könnte im Rahmen seiner Geschäfte Kartellrechte verletzt haben. Sollten sich die Verdachtsmomente bestätigen, wäre es ein schwerer Vorwurf. Die Konsequenzen könnten für das Unternehmen sehr teuer werden. Im jetzigen Stadium der Untersuchungen lässt sich noch nicht abschätzen, wie groß das Risiko für Nvidia ist. Und ob und wieviel Geld der Konzern für eventuelle Strafzahlungen zurücklegen muss. Unkalkulierbare Risiken sind etwas, was Börsianer überhaupt nicht mögen. Deshalb ist auch in den kommenden Tagen wohl mit erhöhter Volatilität bei der Aktie zu rechnen.
Aus Sicht von Fondsinvestoren ist Nvidia ein neuralgischer Baustein. In fast allen Technologie-ETFs und auch den meisten aktiv gemanagten Technologiefonds gehört Nvidia zu den Top-5-Positionen. Oft ist es sogar der größte Wert im Portfolio. Und zwar einer, der andere große Tech-Titel wie Apple, Microsoft, Alphabet und Meta zuletzt mit in den Abgrund gezogen hat. Von den „Magnificent Seven“ konnten sich allein Tesla und Amazon in dieser Woche dem Abwärtssog entziehen.
Die Frage, die sich nun stellt, ist die, ob der Nvidia-Absturz und seine Auswirkungen auf andere Tech-Titel in dieser Woche der Anfang vom Ende des Technologie-Hypes am Aktienmarkt ist – oder ob sich jetzt sogar Kaufgelegenheiten bieten. Fakt ist: Die großen Technologie-Konzerne werden wohl auch weiterhin zu den wachstumsstärksten Unternehmen weltweit gehören. Die Story ist noch nicht zu Ende erzählt. Ob die zuletzt hohen Bewertungen an der Börse gerechtfertigt waren, steht auf einem anderen Blatt. In der aktuellen Berichtssaison haben es die großen Technologieunternehmen lediglich geschafft, die hochgesteckten Erwartungen der Investoren zu erfüllen. Sie haben dabei jedoch nicht, wie erhofft, positiv überrascht. Gleichzeitig ist die Profitabilität vieler US-Unternehmen außerhalb des Tech-Sektors auf den höchsten Stand seit 2021 geklettert. Anleger, die ihr Portfolio breiter gestreut haben, konnten zuletzt beeindruckende Gewinne erzielen. Höherwertige Blue-Chip-Aktien wie etwa Eli Lilly, Expedia oder PayPal überzeugten ohne großen „KI“-Wow-Effekt.
Aktives Fondsmanagement kann alternative Schwerpunkte setzen
Mit der Kurskorrektur in dieser Woche sind die Bewertungen vieler Technologie-Unternehmen nun wieder attraktiver geworden. Deshalb lohnt sich der Blick auf die Fonds, die in diesem Sektor in Aktien investieren. Unter den aktiv gemanagten Aktienfonds, die im Laufe der vergangenen drei Jahre besonders gut abgeschnitten haben, fällt insbesondere der DNB Technology A auf. Mit einer Dreijahresperformance von 12,26 Prozent per annum sticht der Fonds positiv heraus. Auch aktuell scheint das Fondsmanagement einen guten Riecher zu haben. Zu den Top-Positionen im Portfolio gehören Unternehmen wie Ericsson, Nokia, Western Digital und Samsung. Nvidia spielt mit einem Anteil von unter 3,5 Prozent im Portfolio nur eine untergeordnete Rolle. Ähnlich sieht es beim EdR Big Data A aus. Außer den Alphabet-Aktien, die 4,5 Prozent des Portfolios ausmachen, findet sich unter den Top-10-Werten kein weiterer Titel aus dem „Magnificent Seven“. Das Fondsmanagement setzt eher auf Werte wie Verizon, Orange, Akamai, und Schlumberger.
ETFs gefangen im Mainstream
Wer ETFs im Depot hat, sollte sich deren zugrunde liegenden Indizes genau ansehen. Je nach Indexzusammensetzung könnten sich die Börsenturbulenzen rund um den Technologiesektor sehr unterschiedlich auf die Performance der ETFs auswirken. So wurde etwa beim Nasdaq 100 Index das Indexgewicht der großen Tech-Konzerne im Zuge der jüngsten Index-Reform Ende Juli 2023 reduziert. In den jetzt gültigen Indexbedingungen ist festgelegt, dass die Aktien mit einer Gewichtung von mindestens 4,5 Prozent in der Summe nicht mehr als 48 Prozent des Nasdaq 100 ausmachen dürfen. Für die Top Sieben Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla, die bis Mitte vergangenen Jahres mit ihrer guten Performance für eine erhöhte Indexkonzentration gesorgt hatten, wurde sogar ein außerordentliches Rebalancing des Index nötig. Die Summe der Indexgewichte der „Top Sieben“ wurde auf 44 Prozent reduziert und die der restlichen Indexwerte entsprechend nach oben angepasst. Wer sein Portfolio breiter streuen will, ist mit NASDAQ-100-ETFs also gut bedient.
Komplexer wird es bei spezifischen Technologie-ETFs. Hier liegt die Tücke im Detail. Und das drückt sich auch in der Wertentwicklung der verschiedenen Produkte aus.
So überzeugt etwa der Amundi MSCI Semiconductors ESG Screened UCITS ETF mit einer Jahresperformance von 62,8 Prozent und einem Kurszuwachs von 48,4 Prozent seit Jahresbeginn 2024. Damit überstahlt der ETF alle anderen in diesem Segment investierenden Indexprodukte. Gleichzeitig birgt das Produkt ein enormes Klumpenrisiko. Nvidia allein macht 30 Prozent des Portfolios aus. Danach folgen mit weitem Abstand Werte wie TSCM, Broadcom und ASML. Wer weniger Nvidia im Depot haben will, zieht den Amundi MSCI World Information Technology UCITS ETF vor. Im zugrunde liegenden MSCI-Index ist der Tech-Riese mit 17,5 Prozent Anteil zwar immer noch stark gewichtet, aber eben nicht so dominant wie im S&P Global Information Technology Index. Ähnlich sieht es beim Amundi S&P Global Information Technology ESG UCITS ETF aus. Eine gute Ergänzung mit Schwerpunkt auf europäische Technologiewerte kann in diesem Zusammenhang der SPDR MSCI Europe Technology UCITS ETF sein. Schließlich hat auch der alte Kontinent etwas im Hightech-Bereich zu bieten. Allen voran spielen ASML und SAP in der ersten Liga der weltweit erfolgreichen Tech-Giganten mit. ASML gilt gar neben Nvidia und TSCM als wichtigster Hardware-Hersteller für die anstehende KI-Revolution.
Fazit: Die Aktienkurse der großen Tech-Unternehmen sind zuletzt etwas unter Druck geraten. Die Volatilität könnte demnächst hoch bleiben. Ob sich ein Einstieg jetzt lohnt, ist offen. Wer sich dafür entscheidet, sollte sich die Portfolios der infrage kommenden Fonds und ETFs auf jeden Fall sehr genau ansehen.