DIVA Fokusgruppe Altersvorsorge: Mit geplanter Riester-Reform auf dem richtigen Weg
Die Empfehlungen der von der Bundesregierung eingesetzten Fokusgruppe private Altersvorsorge für eine Riester-Reform decken sich weitgehend mit den Bewertungen der Bevölkerung. Dies zeigt eine Umfrage des DIVA Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung.24.08.2023 | 10:50 Uhr
Befragt wurden 1.000 Bürgerinnen und Bürger mit fünf gleich
großen Teilstichproben, nämlich Personen, die 1. aktiv einen Vertrag besparen,
2. bereits eine Riester-Rente beziehen, 3. den Vertrag nicht mehr besparen, 4.
ihren Vertrag beendet oder 5. nie einen abgeschlossen haben.
Erhebliche Wissensdefizite zu Renditechancen
Geht es um die Frage, warum nicht mehr Menschen „riestern“, sind fehlende
Kenntnisse ein wichtiger Grund. So haben 27,7 Prozent aller Befragten keine
Vorstellung dazu, wie viel Rendite möglich ist. Ein Drittel (33,8 Prozent) geht
davon aus, dass es weniger als fünf Prozent sind. Dazu Prof. Dr. Michael
Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA: „Die Vorstellung ist weit
verbreitet, mit Riester sei keine Rendite möglich. Dabei wird oft der
wesentliche Renditehebel, nämlich die Zulagenrendite, vergessen. Mit dieser
können Riester-Sparer bis zu zweistelligen Renditen erreichen. Das wissen
gerade einmal 14,1 Prozent der von uns Befragten.“
„Es besteht also wenig Bewusstsein für den Renditeturbo der Zulagen. Hier
bedarf es mehr Aufklärung. Auch für 41,8 Prozent der Befragten ohne
beziehungsweise 39,1 Prozent mit gekündigtem Vertrag ist die Rendite ausschlaggebend.
Der Vorschlag der Fokusgruppe, Riester zu vereinfachen, um so die Kosten zu
senken und die Rendite zu steigern, ergäbe einen Renditeschub. Gleiches gilt
für die vorgeschlagene Dynamisierung der bisher fixen Zulagen“, so Heuser. 74,1
Prozent der Befragten würden Letzteres begrüßen.
Renditechance oder unbedingte Kapitalgarantie? Differenziertes Stimmungsbild
Geht es darum, die Renditechancen durch einen Verzicht auf die
Bruttobeitragsgarantie zu erhöhen, ist das Stimmungsbild differenziert. 37,5
Prozent derjenigen, die einen Vertrag haben oder hatten und 53,4 Prozent der
Befragten ohne Vertrag befürworten die 100-Prozent-Garantie. Umgekehrt wären
56,9 (34,9) Prozent mit einer Teil-Absicherung von 90 Prozent oder noch weniger
einverstanden. „Die entscheidende Botschaft ist: Man sollte die Bürger selbst
entscheiden lassen. Selbst bei den Jüngeren (18 bis 29 Jahre), die sonst eher
höhere Risikobereitschaft zeigen, würden sich lediglich 16,7 Prozent für ein
Produkt mit vollständigem Garantieverzicht entscheiden. Fast genauso viele in
dieser Altersgruppe (13 Prozent) würden für das Gegenteil, den vollständigen
Beitragserhalt, und zwei Drittel für eine Teil-Absicherung votieren“, sagt
Heuser.
Wenig Präferenzen für lebenslang garantierte Renten
Einer der wohl am weitesten gehenden und von der Versicherungswirtschaft
kritisierten Vorschläge der Fokusgruppe ist die Option, lebenslange Renten
abwählen zu können. Bisher müssen mindestens 70 Prozent des angesparten
Kapitals verrentet werden. Dazu Heuser: „Die bisherige Regelung war dafür
gedacht, entstandene Lücken in der gesetzlichen Rente aufzufüllen. Und die wird
lebenslang bezahlt. Dies hat Riester aber viel Flexibilität genommen und es für
die uninteressant gemacht, die ausreichende Rente haben oder mehr auf Rendite
setzen.“ Die Umfrageergebnisse zeigen tendenziell, dass die Fokusgruppe mit der
Abwahlmöglichkeit richtig liegt: 34,7 Prozent aller Befragten würden
befristete, dafür aber höhere monatliche Zahlungen, andererseits 20,4 Prozent
eine lebenslange, aber niedrigere Rente bevorzugen.
Positionen der politischen Parteien
Interessant ist auch die Differenzierung der Umfrageergebnisse nach den
Präferenzen für politische Parteien. Denn Bündnis90 / Die Grünen und Teile der
SPD wollen Riester abschaffen, die FDP will reformieren, und auch die Union
hatte in der zurückliegenden Legislatur für eine Reform geworben. Dazu Oliver
Mathais, Geschäftsführer des Bundesverbands der Assekuranzführungskräfte VGA,
eines der Trägerverbände des DIVA: „Wir begrüßen es sehr, dass die Politik
einen erneuten Anlauf nimmt, Riester zu verbessern. Wir fordern das als Verband
seit Jahren. Nach der Umfrage des DIVA deckt sich das mit zwei Dritteln (64,3
Prozent) der Bevölkerung. Dass selbst bei den Sympathisanten von Bündnis90 /
Die Grünen, die Riester abschaffen wollen, 60,4 Prozent eher für eine Reform
sind, sollte der Partei zu denken geben, ob sie hier im Sinne ihrer Wähler
unterwegs ist.“
Persönliche Beratung unerlässlich
Fragt man diejenigen, die bislang von einem Abschluss abgesehen haben, ließen
sich 65,7 Prozent davon noch nie dazu beraten. Bei denjenigen, die ihren
Vertrag aktiv besparen, lassen sich hingegen 42 Prozent von einem selbständigen
Berater und 40 Prozent in ihrer Bank oder Sparkasse beraten. Dazu Mathais:
„Diese hohen Werte unterstreichen, wie wichtig gerade bei Riester Beratung ist.
Und zwar auch während der Vertragslaufzeit, denn es gibt immer wieder Probleme
mit den Zulagen, und ohne Berater sind die meisten dann überfordert. Es ist
deshalb zu begrüßen, dass die Fokusgruppe davon abgesehen hat, eine Deckelung
der Abschlusskosten zu empfehlen. Mit Deckel gäbe es keine Verbreitung.“
Die Sonderbefragung zur Riester-Rente wurden im Auftrag des DIVA von
INSA-CONSULERE durchgeführt. Dazu wurden im Juni 2023 1.000 Bürgerinnen und
Bürger ab 18 Jahre in Deutschland befragt. Die Ergebnisse sind auf der Webseite
des DIVA abrufbar: www.diva.de. Halten Sie sich gerne auch über unseren
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Abb. 1: Reformvorschläge, für die sich die Befürworter einer Riester-Reform aussprechen. Die zugrundeliegende Befragung wurde von INSA-CONSULERE im Auftrag des DIVA durchgeführt. (Stand: 30.06.2023), n=1.000.
Abb. 2: Riester-Reform: Geringe Präferenz für lebenslang garantierte Rente. Die zugrundeliegende Befragung wurde von INSA-CONSULERE im Auftrag des DIVA durchgeführt (Stand: 30.06.2023), n=1.000.
Abb. 3: Riester-Reform von Anhängern aller Parteien gewünscht. Die zugrundeliegende Befragung wurde von INSA-CONSULERE im Auftrag des DIVA durchgeführt (Stand: 30.06.2023), n=1.000.