Dunkle Zeiten für Aktienfonds Emerging Markets

Nächste Woche entscheidet die amerikanische Zentralbank über eine Zinserhöhung. Eine solche könnte die zukünftige Entwicklung vieler Unternehmen in Schwellenländern erheblich beeinflussen. FundResearch spricht mit Experten über den Ausblick der Region.

09.12.2015 | 15:29 Uhr von «Teresa Laukötter»

„Schwellenländer haben von den günstigen Finanzierungsbedingungen durch das QE-Programm in den USA und der lockeren Geldpolitik der eigenen Zentralbanken profitiert“, sagt Sandra Crowl, Portfolio Advisor bei Carmignac Risk Managers. Die private Verschuldung in Schwellenländern übersteige das BIP mittlerweile aber bereits um 170 Prozent. „Wenn die Zinsen in den USA zu schnell steigen, werden Unternehmen ihre Schulden nicht mehr so leicht zurückzahlen können“, warnt die Expertin. Länder, die ihre Währung an den US-Dollar gebunden haben, wie China oder Saudi-Arabien würden zudem besonders zu kämpfen haben, sobald der US-Dollar stärker wird: „Das wird für Instabilität sorgen.“ Auch Pieter Jansen, Senior Investment Analyst bei NN Investment Partners, glaubt, dass ein zentrales Thema in 2016 die Anfälligkeit der Emerging Markets sein wird: „Zwar hat sich die wirtschaftliche Dynamik etwas verbessert, doch die Region steht immer noch vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen.“ Die anstehende Zinsnormalisierung in den USA werde sich negativ auf die Emerging Markets auswirken, ist auch er sich sicher. Auch die Experten von La Financière de l’Echiquier raten zur Vorsicht bei Schwellenländern: „Die Aktienmärkte haben sich in den letzten Jahren unterdurchschnittlich entwickelt. Das KGV im MSCI Emerging liegt bei 12,4, im MSCI Developed Markets hingegen bei 16,9.“ Das Marktumfeld bleibe weiterhin unsicher, eine Erholung zeichne sich nicht ab. „Anlass zur Hoffnung gibt nur eine Entwicklung: Die beschwichtigenden Aussagen der chinesischen Regierung vertreiben die Sorgen vor einer sogenannten harten Landung der dortigen Wirtschaft und zeigen den Willen, das Wachstum des Landes bei über 6,5% zu halten.“ 

Auf der Suche nach Perlen

Jean-Louis Scandella, ist dennoch überzeugt, dass Schwellenländer viel zu bieten haben. Der Head of Equities bei Baring Asset Management zeigt sich im Gegensatz zu der derzeit vorherrschenden Skepsis zuversichtlich: „Unserer Einschätzung nach verfügen einige Unternehmen über das Potenzial, Wachstum zu erzielen, selbst wenn die Schwellenmärkte sinkende Wachstumsraten aufweisen.“ Makroökonomische Betrachtungen bei der Verwaltung eines Schwellenländeraktienfonds hält der Experte für irrelevant. „Sie können sogar kontraproduktiv wirken“, so Scandella. Zwischen Wirtschaftswachstum und Marktrenditen gäbe es keine Korrelation: „Beim erfolgreichen Investieren kommt es allein auf die Unternehmen an“, betont Scandella, „denn unsere Recherchen zeigen, dass 50 bis 70 Prozent der Erträge auf unternehmensspezifischen Faktoren beruhen.“ Vorsichtig zeigt sich Scandella gegenüber Unternehmen mit sozialistischer oder kolonialistischer Vergangenheit. „In den Schwellenländern finden sich viele dieser altmodischen Firmen, die wir außen vor lassen, egal wie überzeugend die Chance auf Wertzuwachs sein mag“, betont er. 

Fonds: Gewinner und Verlierer in 2015

Im laufenden Jahr erzielt die Kategorie Aktienfonds Emerging Markets des FINANZEN FundAnalyzers (FVBS) ein Wertzuwachs in Höhe von rund einem Prozent. Aktuell liegt sie damit auf den hinteren Plätzen. 2014 konnten die aufstrebenden Märkte noch ein Plus von 10,3 Prozent erzielen. Über 20 Jahre wächst die Peergroup um 286,8 Prozent. Noch schlechter im laufenden Jahr schneiden Aktienfonds der Kategorie Brasilien, Türkei und Lateinamerika sowie Gold ab. Ihre Verluste liegen im zweistelligen Bereich.

Mit einer Wertentwicklung von Plus 20,4 Prozent glänzen kann der Carmignac Pf-Emerging Discovery (ISIN: LU0807689582). Auch 2014 kann er im zweistelligen Bereich zulegen. In den vergangenen sechs Monaten verliert der 291,7 Millionen schwere Fonds jedoch 4,7 Prozent. Das Fondsmanagement investiert weltweit in Small-Caps und Mid-Caps aus Schwellenländern. Seit seiner Auflegung 2012 dauert die längste Verlustphase 16 Monate, bei einem maximalen Drawdown von 16,9 Prozent. 
Mit der FondsNote 2, welche das Rendite-Risiko-Verhältnis über vier Jahre misst, kann der JPM EM Small Cap A (ISIN: LU0318933057) überzeugen. 320,8 Millionen Euro beträgt das Fondsvermögen derzeit. Doch auch dieser Fonds muss in den vergangenen sechs Monaten ein Minus von 7,8 Prozent hinnehmen. Seit seiner Auflegung 2007 erwirtschaftet der JPM-Fonds ein Plus von 57,3 Prozent. Über drei Jahre verliert er maximal 16,2 Prozent. Die längste Verlustphase in diesem Zeitraum dauert zwölf Monate. 

Insgesamt zehn Fonds der Kategorie werden mit der FondsNote 1 bewertet. So beispielsweise der Templeton EM Small Comp A (ISIN: LU0300743431). Im laufenden Jahr erzielt er ein Zuwachs von 7,5 Prozent. Auch für ihn waren die letzten sechs Monate schwierig, rund zehn Prozent büßt der Fonds ein. Insgesamt liegen 347,7 Millionen Euro im Fonds. In drei Jahren verliert der Templeton-Fonds maximal 16 Prozent. Die längste Verlustphase dauert elf Monate.

Der größte Fonds der Kategorie ist mit einem Fondsvolumen von 5,4 Milliarden Euro der Vontobel Emerging Markets Equity H (ISIN: LU0218912235). Im laufenden Jahr verliert der Fonds jedoch bereits 8,5 Prozent. Teuerster Fonds mit einer TER von 4,6 Prozent ist der Silk Road Frontiers R (ISIN: LU0523945037). Auch er steht im laufenden Jahr mit 3,4 Prozent im Minus. Ähnlich ergeht es derzeit der Mehrheit der über 800 Fonds der Peergroup. 

Schwere Zeiten für Aktienfonds Emerging Markets



Quelle Grafik: FINANZEN FundAnalyzer (FVBS)

(TL)

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