Christian Michel ist seit dem 1. Januar 2024 neuer geschäftsführender Gesellschafter bei FondsConsult. Michel leitet das Unternehmen gemeinsam mit Said Yakhloufi, der Ende November 2023 zu FondsConsult kam. Im Interview mit TiAM FundResearch zieht Michel nun ein erstes Resümee.
24.05.2024 | 12:32 Uhr von «Peter Gewalt»
TiAM FundResearch: Herr Michel, Sie sind seit dem 1. Januar 2024 neuer geschäftsführender Gesellschafter bei FondsConsult. Wie fällt ihr bisheriges Fazit aus?
Christian Michel: Ich habe den Schritt keinen Tag bereut. Rüdiger Sälzle und Michael Schmidt haben gemeinsam mit dem Team in den letzten Jahren exzellente Arbeit geleistet. Das Unternehmen ist sehr gut im Markt mit der Kern-Dienstleistung im Bereich Outsourcing, also bei der Fondsauswahl, Fondsanalyse und Fondsselektion, positioniert. Es bestehen sehr langfristige Kundenbeziehungen, die durch Vertrauen und die sehr gute Zusammenarbeit geprägt sind. Und auch die Analysten sind menschlich wie fachlich herausragend. Und genau das waren die Gründe für Said Yakhloufi und mich, diesen Weg einzuschlagen.
Welche inhaltlichen Schwerpunkte bei FondsConsult wollen Sie beibehalten, welche neu setzen?
Die grundsätzliche Ausrichtung des Unternehmens bleibt unverändert. Unser Fokus liegt ausschließlich auf der Betreuung von professionellen Investoren bei der Fondsauswahl und der Fondsberatung. Allerdings hat sich der Kundenbedarf in den letzten Jahren verändert und genau darauf wollen wir reagieren. Eine erste Maßnahme war die Erweiterung unseres Spektrums hin zu Anlageklassen um das Segment der Private Markets, also Fonds, die in Infrastruktur, Private Debt und Private Equity investieren. Erste Investoren haben wir bei der Auswahl von ELTIFs und insbesondere Infrastruktur-Sondervermögen bereits unterstützen können. Zentral ist hierbei aber auch, dass wir die Kunden ganzheitlich betreuen und den Kunden auch den direkten Zugriff auf unsere Fondsanalysten über den Analyst-Desk ermöglichen. Gerade bei dem Thema Private Markets gibt es viel Informationsbedarf abseits der eigentlichen Handlungsempfehlung.
Welche neuen Schwerpunkte gibt es noch?
Ebenfalls wollen wir in anderen Segmenten unsere Coverage erweitern, um so noch besser auf den Bedarf unserer Kunden reagieren zu können. Viele unserer Kunden wünschen sich beispielsweise eine stärkere Meinung zu Produkt-Trends und Fondsideen. Oftmals geht es, gerade bei Family Offices oder im Private Banking und Wealth Management, auch darum, exzellente Manager zu identifizieren, die ein gewisses Alleinstellungsmerkmal mitbringen.
Der aus meiner Sicht wichtigste Aspekt ist aber, dass wir unsere Kunden im Tagesgeschäft noch besser unterstützen wollen und den Service deutlich ausbauen werden. Wir verstehen uns hierbei als unabhängiger „trusted partner“ für unsere Kunden. Zu diesem Anspruch gehört es, noch individueller auf den jeweiligen Kunden und seinen Bedarf, auch jenseits der eigentlichen Fondsempfehlungen, einzugehen. Eine zentrale Rolle spielt hier unser Analyst-Desk, also der Zugang der Kunden zu unseren Analysten für kurzfristigere Anfragen.
Wo sehen Sie besondere Wachstumschancen für FondsConsult?
Wir haben allein in den ersten Monaten des Jahres einige neue Kunden für unsere Selektionsdienstleistung gewinnen können, mit weiteren potenziellen Mandanten sind wir in Gesprächen. Dies bekräftigt unseren Eindruck, dass der Bedarf an professionellen Outsourcing-Lösungen für Fondsselektion und kontinuierlichem Monitoring der Fonds in Kombination mit einem hohen Niveau an Servicequalität vorhanden ist.
Mittelfristig wollen wir aber auch mit einem digitalen Angebot weitere Investoren mit unserem Research und den Fonds-Analysen erreichen. Im Fokus stehen hierbei vor allem potenzielle Kunden, die ihre Entscheidungen auf Basis von unabhängigem Research selbst treffen wollen. Damit ergeben sich für uns auch Möglichkeiten außerhalb des traditionellen Kundensegments von FondsConsult.
Welche wichtigen Trends und Umbrüche in der Fondsbranche beobachten Sie aktuell?
Wir beobachten derzeit an vielen Stellen eine Veränderung der Branche. Zwei Trends möchte ich hervorheben. Der vermutlich am sichtbarsten ist das rasante Wachstum passiver Anlagestrategien wie ETFs. Das hat bekannterweise weitreichende Folgen für aktive Asset Manager, aber eben auch für Investoren und ihr Geschäftsmodell. Daher hat FondsConsult bereits frühzeitig begonnen, diese Vehikel in der Fondsauswahl mitzuberücksichtigen. Diese Expertise zahlt sich nun insbesondere bei aktiven ETFs aus, denn hier treffen Expertise in der Due Diligence von aktiven Fonds und passiven ETFs aufeinander.
Und zweitens?
Zweitens beobachten wir seit Längerem, dass die Vielzahl an ESG-Ratings Investoren zunehmend verwirrt. Die ESG-Rating-Agenturen nutzen unterschiedliche Methoden und Ansätze zur Beurteilung der Nachhaltigkeitsfaktoren, was zu variierenden Bewertungen eines Unternehmens führt. Deshalb haben wir uns entschieden, bei der ESG-Betrachtung unserer Kunden zukünftig einen holistischen Top-down-Ansatz zu verfolgen. Dabei ist entscheidend, ob und wie der ESG-Ansatz tatsächlich „gelebt“ wird. Im Fokus steht die Glaubwürdigkeit der ESG-Strategie des Asset Managers. Dafür haben wir unseren prioritären „ESG Credibility Score“ entwickelt.
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