ESG-Investments: Auf das „G“ kommt es an

Lohnt es sich, in nachhaltige Anlagen zu investieren? Oder kostet es Rendite? Die Frage muss offensichtlich anders gestellt werden: Welches sind die entscheidenden ESG-Faktoren?

09.08.2019 | 11:00 Uhr

Anleger, die nachhaltig investieren wollen und sich darüber informieren, werden im Internet schnell fündig. Allerdings stoßen sie dabei auf drei Narrative, die gleichermaßen plausibel klingen und jeweils auch wissenschaftlich untermauert sind: Die Renditen von ESG-Investments (ESG steht für „environmental, social and governance“) böten im Vergleich zu herkömmlichen Investments geringere Renditen, höhere Renditen – oder die Berücksichtigung von ESG-Kriterien hätte gar keinen nachweisbaren Einfluss auf die Rendite.

Der Blick in die Praxis hilft

Das Problem ist tatsächlich: Die Finanzmarktforschung hat bisher keine allgemein gültige, unanfechtbare Aussage zu sogenannten ESG-Investments geliefert. Allerdings braucht es nicht unbedingt theoretische oder empirische Abhandlungen zu nachhaltigen Investments. Es gibt glücklicherweise Börsenindizes, anhand deren Entwicklung sich ablesen lässt, welchen Einfluss die Berücksichtigung von ESG-Faktoren haben kann. Dazu zählen etwa ESG-Indizes von Anbietern wie MSCI oder FTSE. Insbesondere MSCI punktet hier mit einem umfassenden Angebot an ESG-Indizes.

Im Performance-Vergleich dieser ESG-Indizes mit anderen klassischen Indizes stellt sich schnell heraus: In den meisten Fällen gibt es kaum Unterschiede. Als Beispiel sei an dieser Stelle der ACWI-ESG-Universal-Index von MSCI genannt. Die annualisierte Performance seit 2009 beträgt 8,54%, die Performance des klassischen Vergleichsindex liegt bei 8,40%.

Das „G“ zählt doppelt

Was in solch einem Performancetest komplett untergeht, ist die Frage nach den Faktoren, die dafür sorgen, dass ESG-Investments eine nahezu identische Wertentwicklung aufweisen wie „normale“ Indizes. Denn nachhaltig zu investieren bedeutet schließlich, bewusst auf Investmentchancen zu verzichten. Und da hilft wiederum ein Blick auf einen ganz speziellen Index, der zeigt, dass vor allem der Faktor Governance von enormer Bedeutung ist: Der World-Governance-Quality-Index von MSCI schlägt seinen Vergleichsindex, den MSCI World, nämlich um Längen.

Die Performance beträgt beim Governance-Index seit 2009 annualisiert 12,07%, beim MSCI World 9,69%. Noch gibt es ausgerechnet für diesen renditestarken ESG-Index kein Produkt für Privatanleger. Doch der Performancevergleich kann trotzdem bei der Gewichtung von ESG-Investments im Portfolio helfen: Fonds, die bei der Titelauswahl besonderen Wert auf das „G“ legen, können sich damit offensichtlich einen Renditevorteil verschaffen.

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