Experten glauben wieder an US-Zinswende

Die US-Wirtschaft schuf im Oktober 271.000 neue Jobs. Nun glauben immer mehr Experten an die erste Zinswende der Fed nach acht Jahren.

06.11.2015 | 15:50 Uhr

Der US-Arbeitsmarkt hat im Oktober stark an Fahrt aufgenommen und den Weg für die erste Zinsanhebung in den USA nach der Finanzkrise bereitet. Außerhalb der Landwirtschaft wurden deutlich mehr Stellen geschaffen als Bankvolkswirte im Vorfeld erwartet hatten. Dies berichtet DPA. Am Finanzmarkt wird die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed im Dezember die Zinswende einleitet, nun mit mehr als 70 Prozent eingestuft. Bislang waren es gut 50 Prozent.

Wie das US-Arbeitsministerium am Freitag mitteilte, schuf die Wirtschaft im Oktober 271 000 neue Stellen. Das waren deutlich mehr Arbeitsplätze als die von Volkswirten erwarteten 185 000 Jobs. Außerdem war es der stärkste Zuwachs in diesem Jahr. Der Stellenaufbau in den beiden Vormonaten August und September wurde um insgesamt 12 000 Stellen nach oben korrigiert.

Der US-Notenbank Fed spielen die Zahlen in die Karten. Sie will Mitte Dezember prüfen, ob die US-Wirtschaft reif ist für eine erste Zinsanhebung nach der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise. Als Richtschnur dafür schaut sie vor allem auf den Arbeitsmarkt und die Inflation. Der starke Stellenaufbau, die fallende Arbeitslosigkeit und die steigenden Löhne dürften die Fed zuversichtlich stimmen.

Der Chef der regionalen Notenbank von Chicago, Charles Evans, sprach kurz nach den Daten im US-Fernsehen von einer "substantiellen Verbesserung" des Arbeitsmarkts. Bankvolkswirte zeigten sich sicher, dass der Startschuss für die Zinswende bald fallen dürfte. "Das ist der Sargnagel für die Tauben", sagte Bernd Weidensteiner, US-Experte der Commerzbank. Tauben sind Notenbanker, die für eine lockere Geldpolitik mit niedrigen Zinsen eintreten. Der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, sprach angesichts der eindrucksvollen Jobdaten gar von der "Mutter aller Arbeitsmarktberichte". "Sollten in den kommenden Wochen wirtschaftliche Erdbeben ausbleiben, dreht die US-Notenbank an der Zinsschraube."

Auch der Tenor der Top-Experten des gestrigen €uro-Roundtables in Köln geht in diese Richtung: "Für eine Zinsanhebung wäre es jetzt Zeit".

(DIF)

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