Flucht vor den Negativzinsen – Renditen mit Schwellenländeranleihen
Anleihe-Investoren kämpfen mit dem Niedrig- und Nullzinsumfeld. Einen möglichen Ausweg bieten Schwellenländer-Bonds.07.08.2019 | 14:20 Uhr von «Christian Bayer»
Ausgetrocknete Zinslandschaft
Erick Muller, Director of Product & Investment Strategy bei Muzinich & Co verweist darauf, dass weltweit Anleihen im Volumen von rund 13 Billionen US-Dollar mit negativen Renditen gehandelt werden. Vom Negativzins sind mittlerweile nicht nur Staatsanleihen sondern auch Unternehmensanleihen betroffen. Torsten Slok, Ökonom bei der Deutschen Bank, beziffert das Volumen der Corporate Bonds mit negativer Rendite mittlerweile mit 600 Milliarden US-Dollar.
„Angesichts dieser Renditeknappheit müssen Anleger möglicherweise aus ihrer Komfortzone heraus, um die erwartete Rendite zu erzielen", so Muller. Solange die Wirtschaft nicht in eine Rezession rutscht und sich die Fundamentaldaten der Unternehmen stabilisieren, dürfte dieses Umfeld aus Sicht von Muzinich & Co eine robuste technische Nachfrageunterstützung für die Kreditmärkte bieten.
Ausweg Schwellenländer
Einen möglichen Ausweg aus der Zins-Flaute sieht der Experte in den
aufstrebenden Volkswirtschaften: „Anleihen aus Schwellenländen sehen wir nach
wie vor positiv, insbesondere in Hartwährung, da die Unternehmen in den
Emerging Markets strukturell den Fremdkapitalhebel reduzieren, was das
Nettoangebot verknappt. Zwar können geopolitische Risiken wie der andauernde
Handelskonflikt auch diese Anlageklasse betreffen. Aber nicht jedes Land
reagiert darauf empfindlich." Aus Sicht des Experten führt die
allgemeine Suche nach Renditechancen in einem rezessionsfreien Szenario in der Regel zu Zuflüssen bei Schuldtiteln
aus Schwellenländern.
Eine positive Sicht auf Anleihen aus aufstrebenden Volkswirtschaften hat auch
Marian Heller, Fondsmanager des Emerging-Markets-Renten-Fonds der Bank für
Kirche und Caritas (BKC): „In der anhaltenden Nullzinsphase gehören
Investitionen in Staats- und Unternehmensanleihen aus Schwellenländern zu den
wenigen verbleibenden Renditebastionen im Portfolio.“ Nach Hellers Auffassung sind
Rentabilität bei Schwellenländer-Anleihen und die Berücksichtigung von
Nachhaltigkeitskriterien kein Widerspruch, vielmehr dienen sie der
Risikominimierung.
„Zahlreiche Studien belegen den engen Zusammenhang zwischen
dem Grad der Korruption und der ökonomischen Entwicklung von Schwellenländern.
Der Ausschluss von Staaten mit unzureichender Korruptionskontrolle kommt im
Portfolio somit direkt der Risikovorbeugung zu Gute“, so Heller. Aus Sicht des Fondsmanagers sind die Qualität
staatlicher Institutionen, ein stabiles regulatorisches Umfeld sowie
Rechtssicherheit wichtige Faktoren, bei denen belegbare
Zusammenhänge zwischen ökonomischer und nachhaltiger Eignung bestehen. Bei Unternehmensanleihen im BKC-Fonds greifen
Ausschlusskriterien wie zum Beispiel Umweltzerstörung, Steuerhinterziehung sowie
Verstöße gegen Arbeitsrechte.
Nachhaltige EM-Unternehmensanleihen
Der im Juli neu aufgelegte M&G (Lux) Emerging Markets Corporate ESG Bond Fund bietet Beratern die Möglichkeit, das Thema
nachhaltige Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern umzusetzen. Der Fonds
wird von Charles de Quinsonas und Claudia Calich gemanagt. Der Investmentansatz
des M&G-Fonds umfasst sowohl die Analyse der Unternehmensanleihen als auch eine Einschätzung
der jeweiligen Länderrisiken. Das Nachhaltigkeits-Screening erfolgt in drei
Stufen.
Als erstes werden Unternehmen aussortiert, die gegen Grundsätze des
Global Compact der Vereinten Nationen verstoßen. Danach werden Emittenten
gefiltert, die ihre Umsätze mit Tabak, Alkohol, Pornografie, Glücksspiel,
Kraftwerkskohle, Kernenergie, Rüstung und Waffen machen. Zuletzt wird eine
Gesamtbewertung der ESG-Standards der verbleibenden Unternehmen vorgenommen.
Dabei werden unterdurchschnittliche Firmen aussortiert.
Der Fonds investiert vorrangig in US-Dollar-Anleihen. Daneben gibt es auch gehedgte Tranchen, die das US-Dollar-Risiko absichern. Das Renditeziel ist eine Outperformance in jedem beliebigen Drei-Jahres-Zeitraum gegenüber dem breiten Markt der Schwellenländer-Unternehmensanleihen. Als Vergleichsindex dient der JPM CEMBI Broad Diversified Index.