Investoren in Feierlaune - Teil 2: Anleihen und Bitcoin

Das neue Jahr verspricht Investoren vielfältige Chancen, versichern fast unisono die Anlagechefs und Börsenstrategen der Asset-Manager. Das sagen die Experten zu den Aussichten für Anleihen und Bitcoin.

23.01.2025 | 14:30 Uhr von «Ronny Kohl und Uli Kühn»

Anleihen

Gute Aussichten für hohe Gesamtrenditen

Anleihen gehören weiter ins Portfolio. Da sind sich die Strategen der Asset-Manager einig. Angesichts tendenziell sinkender Zinsen und steilerer Zinskurven trumpfen Rentenpapiere wieder mit Sicherheit und stabilen Einkommensströmen. „Dies ist ein positives Umfeld für Rentenpapiere. Anleihen können jetzt wieder die Erträge, das Carry und die defensiven Eigenschaften bieten, an die sich Investoren vor den Krisenjahren gewöhnt hatten“, freut sich James McAlevey, Leiter des Investmentteams Global Aggregate & Absolute Return bei BNP Paribas Asset Management.

Selbst bei eher auf Aktien fokussierten Häusern erkennt man das Potenzial der Anlageklasse: „Der Rentenmarkt hat aktuell sehr viel Negatives schon eingepreist, während ich beim Aktienmarkt noch Enttäuschungspotenzial sehe. Das macht Anleihen wieder interessanter“, sagt Ulrich Kaffarnik, Kapitalmarktexperte von DJE Kapital, des von Jens Ehrhardt geführten Vermögensverwalters.

Doch welche Anleihen versprechen die besten Chancen? Staatsanleihen gehören eher nicht zu den Favoriten der Investmentprofis. Da auch dieses Jahr weitere Zinssenkungen zu erwarten seien, könnte vor allem bei länger laufenden Rentenpapieren die Rendite anziehen, warnt Frank Engels, Anlagechef bei Union Investment. „Wir rechnen mit leicht steigenden Renditen am langen Ende der Zinsstrukturkurve, während am kurzen Ende Rückgänge wahrscheinlich sind“, sagt Engels. Bis zum nächsten Dezember steigt nach Engels’ Prognose die Rendite von US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit auf 4,5 Prozent, während bei zehnjährigen Bundesanleihen ein Anstieg auf 2,5 Prozent zu befürchten sei.

Klarer Favorit

Engels präferiert, ebenso wie zahlreiche andere Asset-Manager, in diesem Umfeld Investments in Unternehmensanleihen. „Unternehmensanleihen bleiben 2025 aufgrund ihrer hohen laufenden Verzinsung und der insgesamt robusten Wirtschaft attraktiv“, urteilt, stellvertretend für viele seiner Kollegen, auch Vincenzo Vedda, seit November Investmentchef der DWS. Besonders Unternehmensanleihen von soliden Schuldnern halten Vedda und andere Strategen für attraktiv.

„Zweifellos sind viele Unternehmensanleihen schon hoch bewertet. Doch trotz der engen Spreads rechnen wir weiter mit hohen Gesamterträgen“, erklärt Benoit Anne, Anleiheexperte bei MFS Investment Management. Die Auswirkungen der Zinssenkungen, die attraktive Carry und nicht zuletzt das Alpha, also ein Mehrertrag durch aktives Management, dürften dieses Jahr die Wertentwicklung bestimmen, so Benoit weiter.

Unternehmensanleihen bleiben 2025 aufgrund hoher
Verzinsung und der insgesamt robusten Wirtschaft attraktiv.“

Vincenzo Vedda,Chief Investment Officer DWS


Die besseren Anleihen

Auch Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research bei Invesco, rät zu Investment-Grade-Papieren. Hochzinsanleihen sollten dagegen untergewichtet werden, da ihr niedriges Spread-Niveau das Kurspotenzial begrenze und die Ausfallraten leicht ansteigen dürften. Attraktiver seien Bankdarlehen (Bank Loans). „Bank Loans bieten das beste Risiko-Ertrag-Potenzial, und sie werden höhere Erträge liefern als alle anderen globalen Anlageklassen, mit Ausnahme von Rohstoffen“, lautet Jacksons Prognose.

BONDS MIT GUTEM POLSTER

Die Renditen globaler Anleihen können um 60 Basispunkte steigen, bevor Kursverluste die Zinsen eines Jahres fressen.

Bitcoin

Kursziel 1.000.000 Dollar

„Kann der Bitcoin von 1.000.000 Dollar auf 1.000.000 Dollar ansteigen?“, stellt Ed Yardeni eine rhetorische Frage in den Raum. Und die Antwort: „Sicher, warum nicht!“ Seit Anfang 2023 habe sich der Wert der Kryptowährung versiebenfacht, seit Mitte 2020 verzehnfacht und seit Anfang 2017 verhundertfacht, veranschaulicht der Chef von Yardeni Research das Potenzial.

Schön für Anleger, die investiert sind. Doch die meisten werden den Anstieg eher von der Seitenlinie aus beobachtet haben. Sie dürfte aber interessieren, ob es lohnt, noch einzusteigen. Natürlich kann das niemand seriös beantworten, auch Yardeni nicht, der deshalb auch keine Kursprognose abgibt. Aber er zieht eine Parallele: „In den 1970er-Jahren stieg der Goldpreis um das 20-Fache, nachdem US-Präsident Nixon das Gold-Window geschlossen hatte. Und während der aktuellen Goldhausse, die 2002 begann, hat sich der Preis des Edelmetalls fast verzehnfacht.“

Bitcoin-Investments empfehlen nur wenige Anlagestrategen, Gold hingegen schon. Auch dessen Preisanstieg war sehenswert – ausgelöst von privaten ebenso wie von Profianlegern. Hinzu kommen die Notenbanken, die weltweit ihre Bestände aufbauen. Aus Sicherheitsgründen, um sich aus der Abhängigkeit vom US-Dollar zu lösen. Das Einfrieren der Währungsreserven Russlands durch die USA nach Russlands Angriff auf die Ukraine sei für viele Staatschefs ein abschreckendes Beispiel gewesen, erinnern Anlagestrategen.

Gold im Höhenflug

„Wir befinden uns eindeutig in einem Bullenmarkt für Gold“, sagt Benjamin Louvet, Rohstoffexperte bei Ofi Invest. Als bedeutsamen Faktor sieht er die Zinswende in den USA. Zwischen den Realzinsen und dem Goldpreis bestehe eine stabile inverse Beziehung, sodass Gold attraktiver wird, wenn die Zinsen sinken (siehe Grafik). Für 2025 geht Louvet davon aus, dass die Zinsen nochmals gesenkt werden, was den Goldpreis weiter beflügeln dürfte.


Der Bitcoin kann nicht nur bis zum Mond fliegen,
sondern auch bis zum Mars und darüber hinaus.“

Ed Yardeni,Präsident von Yardeni Research


Förderlich ist auch, dass die erhöhte Goldnachfrage auf ein begrenztes Ange bot trifft. Neue Vorkommen zu erschließen ist kostspielig und lohnt nur bei einem steigenden Goldpreis. Falls aber die Goldhausse dann doch zu einem Ende kommen sollte, hätten die Besitzer zumindest eine Vollkaskoversicherung gegen allfällige Risiken des Finanzsystems.

Die Aussichten für Bitcoin

Ähnlich wie Gold ist auch die virtuelle Währung limitiert: Sobald sämtliche Bitcoins geschürft sind, gibt es maximal 21 Millionen Einheiten – eine Ausweitung ist nicht möglich. Die bestehenden Coins könnten allenfalls gesplittet und in Baby-Coins aufteilt werden, aber die Gesamtmenge lässt sich nicht ausweiten. Das bedeutet, dass auf eine ausgeweitete Nachfrage allein der Preis reagieren kann. Allerdings gilt das auch für eine wegbrechende Nachfrage. Sofern das Interesse an Bitcoin schwindet, fällt der Wert in den Keller. Besitzer von Ethereum beispielsweise können ein Lied davon singen.

Den Anstieg von Kryptos, die keinen inneren Wert haben, führen Experten auf sogenannte Adoptionsschocks zurück. Etwa wenn die Akzeptanz der Coins plötzlich zunimmt. Oder wenn der selbst ernannte Krypto-Präsident Trump seine Meinung ändert und vom Bitcoin schwärmt. Doch diese Schocks wirken eben auch in entgegengesetzter Richtung, wenn etwa Hürden aufgebaut oder die Coins gar verboten werden. Interessierte Anleger sollten dies beherzigen.

INVERSE BEZIEHUNG

Sobald die Rendite der zehnjährigen inflationsgeschützten US-Treasuries (TIPS) sank, hat Gold angezogen.

Hier geht es zu Teil 1 des Artikels "Investoren in Feierlaune" mit dem Schwerpunkt Anlagestrategie Aktien.  

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