Peter E. Huber warnt vor hohen US-Bewertungen

Die US-Märkte haben in den letzten Jahren Europa und den Rest der Welt deutlich übertroffen. Dies wird oft mit den hohen Gewinnsteigerungen der US-Unternehmen erklärt. Peter E. Huber hält dieses Argument jedoch für fragwürdig.

03.06.2024 | 07:00 Uhr

Denn laut Huber wurde die tatsächliche Entwicklung der Unternehmensgewinne durch massive Aktien-Rückkaufprogramme stark nach oben verzerrt. „Doch auch eine deutliche Höherbewertung der Dividendenpapiere hat stattgefunden. Erkennbar wird dies am Shiller-KGV, bei dem die aktuellen Kurse durch die inflationsbereinigten Durchschnittsgewinne der letzten 10 Jahre geteilt werden. Fast 100 Jahre lang schwankte das Shiller-KGV (Cape) für den US-Aktienmarkt um einen durchschnittlichen Wert von 13,5. Andere Bewertungskennzahlen zeigten ein ähnliches Bild“, erklärt Huber. Doch in den letzten 35 Jahren seit 1989 habe sich das Bewertungsniveau nach oben verschoben. Das durchschnittliche Shiller-KGV stieg laut dem Value-Experten auf 26.Heute werde also im Schnitt fast doppelt so viel für Aktien gezahlt, gemessen an der Ertragskraft der Unternehmen. Auf diesen Umstand habe jüngst der amerikanische Kapitalmarktforscher Jim Paulsen in einer Studie hingewiesen.

Paulsen kam laut Huber im Mai 2024 zu dem Schluss, dass der amerikanische Aktienmarkt seit 1989 auf ein permanent höheres Bewertungsniveau gestiegen sei. „Diese Schlussfolgerung halten wir für gefährlich. Es erinnert an den Yale-Ökonomen Irving Fisher, der vor 85 Jahren in einem Beitrag für die New York Times jubelte, dass die Aktienkurse ein permanent höheres Kursplateau erreicht hätten. Nur wenige Tage später hat sich der Dow Jones innerhalb kürzester Zeit halbiert. Ähnlich erging es dem hochbewerteten japanischen Aktienmarkt ab 1989“, schreibt Huber weiter.

Das Shiller-KGV hat auch Nachteile

Huber weist jedoch auch auf einen Nachteil hat das Shiller-KGV (Cape) hin, auf den selbst der Erfinder – der Nobelpreisträger Prof. Robert Shiller – hingewiesen hat. In der Berechnung werden demnach die Zinsen nicht berücksichtigt, obwohl sie eine wichtige Rolle bei der Attraktivität von Unternehmensinvestitionen und alternativen Kapitalanlagen spielten. „Deshalb berechnen wir in unserer Kapitalmarktforschung auch die sogenannte „Excess Cape Yield“, das ist die Differenz zwischen der Realverzinsung am Bondmarkt und der zyklisch bereinigten Gewinnrendite der Unternehmen. Doch auch hier bleibt der US-Markt weiter hoch bewertet“, erklärt Huber abschließend. (jk)

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