Russland-Fonds: Der Bär ist erwacht

In Russland investierende Aktienfonds starten mit Gewinnen ins Jahr 2015. Der russische Bär ist aus dem Winterschlaf erwacht. Berater sollten vorsichtig bleiben.

10.03.2015 | 06:45 Uhr von «Patrick Daum»

Im Juli 2014 begann der tiefe Fall russischer Aktienfonds. Die Sanktionen des Westens und der sinkende Ölpreis trafen Putins Reich hart. Durchschnittlich 37,7 Prozent verloren die Fonds 2014. Große Hoffnung auf eine Besserung ist vorerst nicht in Sicht: „In diesem Jahr geht die Krise richtig los“, warnte Michael Harms, Chef der Außenhandelskammer in Moskau, bereits Mitte Februar. Auch Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), befürchtet negative Auswirkungen durch den Absturz der russischen Wirtschaft auf deutsche Unternehmen: „Die wirtschaftlich desolate Lage in Russland schlägt voll ins Kontor der deutschen Wirtschaft.“ Über 90 Prozent der in Russland aktiven Firmen rechneten im laufenden Jahr mit noch schlechteren Geschäften als 2014. Im Vorjahr war der deutsche Russland-Handel bereits um ein Fünftel gesunken. Für Maria van der Hoeven, Generalsekretärin der Internationalen Energieagentur (IEA), wird Russland der große Verlierer des aktuellen Ölpreisverfalls werden: „Russland sieht sich einem absoluten Sturm von niedrigen Preisen, Sanktionen und Währungsschwankungen ausgesetzt.“

Russland-Fonds starten gut ins Jahr 2015

Keine guten Aussichten für Russland-Investoren – so könnte man meinen. „Russland ist sehr billig“, sagt jedoch Wirtschaft-Nobelpreisträger Robert Shiller. Die von ihm entwickelte CAPE-Ratio (Cyclically Adjusted Price-Earnings Ratio) für Russland liege bei unter acht. „Aber ich habe dort noch kein Geld investiert“, zeigt sich Shiller zurückhaltend. Schade eigentlich, denn in den ersten beiden Monaten 2015 konnten Anleger mit Russland-Aktienfonds durchaus Rendite machen. Und das trotz aller Untergangsszenarien der Wirtschaftsexperten. Nach dem Absturz im vergangenen Jahr, ziehen die Fonds nun wieder an: Die Kategorie „Aktienfonds Russland“ des FINANZEN FundAnalyzer (FVBS) notiert 2015 (Stand: 28. Februar) mit 23,9 Prozent im Plus.

Die beste 2015-Performance unter den Russland-Aktienfonds zeigt der Pictet Russian Equities (ISIN: LU0338483075) von Pictet Asset Management: Die Fondsmanager Klaus Bockstaller und Hugo Bain schafften eine Wertentwicklung von 27,3 Prozent. Damit ist ein großer Teil der Verluste in Höhe von 38 Prozent aus dem Vorjahr wieder ausgeglichen. Das Fondsvolumen von rund 135 Millionen Euro investieren die Fondsmanager 32,4 Prozent in Energietitel. Auf Roh-, Hilf- und Betriebsstoffe entfallen 22,2 Prozent, Finanzaktien machen 18,4 Prozent aus. Größter Einzeltitel ist der Erdölkonzern Lukoil mit einem Portfolioanteil von 8,7 Prozent. Dahinter folgen das Minenunternehmen MMC Norilsk Nickel (7,5 Prozent) und der Einzelhändler Magnit (7,2 Prozent).

Platz zwei der Peergroup geht an den HSBC GIF Russia (ISIN: LU0329931090). Der Fonds steigerte seinen Wert in den ersten beiden Monaten 2015 um 27,1 Prozent. Im vergangenen Jahr musste Fondsmanager Douglas Helfer noch Verluste in Höhe von 37,3 Prozent hinnehmen. Doch trotz des guten Jahresstarts sollten Finanzberater den Fonds mit Vorsicht genießen: Er trägt mit der €uro-FondsNote 5 die schlechtmöglichste Bewertung. Das 203 Millionen Euro große Fondsvolumen investiert Helfer zu 38,4 Prozent in Energietitel. Grundstoffe machen 19,2 Prozent aus, der Finanzsektor 13,2 Prozent- Top-Holding ist Lukoil mit 9,9 Prozent vor Gazprom (9,6 Prozent) und Magnit (9,2 Prozent).  

Drittbester Performer im laufenden Jahr mit einem Plus von glatten 27 Prozent ist der Neptune Russia & Greater Russia (ISIN: GB00B04H0X98). Im vergangenen Jahr lag das Minus noch bei 42,8 Prozent. Die Fondsmanager Robin Geffen und William Rice verwalten ein Vermögen von rund 214 Millionen Euro. Knapp 30 Prozent davon fließen in den Energiesektor. Werkstoffe machen 15 Prozent aus und Finanztitel 13 Prozent. Top-Holdings sind die Sberbank (10,4 Prozent), Lukoil (10,2 Prozent) und MMC Norilsk Nickel (9,9 Prozent)

BNP Paribas ist Klassenprimus

Zwei Fonds der Peergroup sind mit der FondsNote 1 bewertet. Und beide kommen von BNP Paribas Investment Partners. Der Parvest Equity Russia Classic CAP (ISIN: LU0823431720) steigerte in den ersten beiden Monaten 2015 seinen Wert um 23,6 Prozent, nachdem er im vergangen Jahr 35,5 Prozent verlor. Fondsmanager Dan Fredrikson verwaltet ein Volumen von 460 Millionen Euro. Kein Fonds der Peergroup ist größer. Mit einem Anteil von 35 Prozent gewichtet Fredrikson Energieaktien am stärksten. Werkstoffe machen 14,5 Prozent aus, Basiskonsumgüter 14,2 Prozent. Top-Holdings sind Surgutneftegaz (9,5 Prozent), Magnit (7,8 Prozent) und LukOil (5,6 Prozent).

Dan Fredrikson verantwortet auch den zweiten FondsNote-1-Fonds von BNP Paribas: Den Parvest Equity Russia Opportunity (ISIN: LU0265268689). Mit ihm erreichte der Fondsmanager bis Ende Februar ein Plus von 22,2 Prozent. Die Verluste von 31,7 Prozent aus dem Jahr 2014 sind im Peergroup-Vergleich sehr gering. Die Portfoliostruktur ähnelt dem Russia Classic: Energie (40,0 Prozent), Werkstoffe (21,1 Prozent) und Basiskonsumgüter (12,1 Prozent). Eine leichte Abweichung gibt es bei den Top-Holdings: Zwischen Surgutneftegaz (9,8 Prozent) und Lukoil (6,2 Prozent) gewichtet Fredriskon den Öl- und Gasexplorer Volga Gas (6,2 Prozent). Magnit ist mit einem Portfolioanteil von 6,1 Prozent viertstärkster Einzeltitel. Der Unterschied zum Classic-Fonds: Im Russia Opportunities hält Fredrikson einen größeren Anteil an Nebenwerten.

Aktienfonds Russland: Turnaround – aber noch ohne Nachhaltigkeit 

Quelle: FINANZEN FundAnalyzer (FVBS)

(PD)

Diesen Beitrag teilen: