Scope-Studie: Mehr als jeder zweite Fonds mit Nachhaltigkeitsausrichtung
Die Dynamik bei Artikel-8-Fonds lässt nach, doch das Wachstum ist noch immer signifikant. Bei Artikel-9-Fonds ist das Vermögen im Vergleich zum Vorjahr jedoch kaum gestiegen. Eine Studie von Scope gibt einen Überblick über das nachhaltige Fondsuniversum gemäß SFDR.26.03.2024 | 15:30 Uhr
Scope hat untersucht, wie nachhaltig das deutsche Fondsuniversum im Sinne der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) aufgestellt ist. Die Verordnung unterteilt Fonds in drei Kategorien: Produkte ohne Nachhaltigkeitsfokus fallen unter Artikel 6 SFDR. Fonds, die ökologische und soziale Kriterien sowie eine verantwortungsvolle Geschäftsführung bei ihrer Titelauswahl berücksichtigen, werden als Artikel 8 klassifiziert. Produkte, die ausdrücklich das Ziel haben, mehr Nachhaltigkeit erreichen zu wollen, werden als Artikel 9 SFDR eingestuft.
Mehr als die Hälfte aller in Deutschland zugelassenen Fonds gilt mittlerweile als nachhaltig im Sinne der SFDR, ist also gemäß Artikel 8 oder 9 klassifiziert. Gemessen an der Anzahl liegt die Quote bei 55 Prozent, gemessen am verwalteten Vermögen sogar bei 60 Prozent.
Rund 6200 Fonds sind nach Artikel 8 eingruppiert. Sie verwalten insgesamt 4,4 Bio. Euro. Sowohl die Zahl als auch das Volumen dieser „hellgrünen“ Fonds sind im Vergleich zum Vorjahr gestiegen (Stand jeweils Ende Februar). Die Zahl der Produkte wuchs um 12 Prozent, das verwaltete Vermögen um 22 Prozent. Der Anstieg des Volumens lässt sich durch Marktwachstum, insbesondere aber durch Zuflüsse bzw. neue Einstufungen nach Artikel 8 erklären.
Die Gruppe der Artikel-9-Fonds („dunkelgrün“) ist deutlich kleiner. Sie besteht aus 613 Produkten mit einem Gesamtvolumen von 224 Mrd. Euro. Auch dieses Fondssegment hat sich gegenüber Ende Februar 2023 vergrößert, aber nicht so stark wie die Gruppe der Artikel-8-Fonds. Zahlenmäßig ging es für Artikel-9-Fonds um 9 Prozent nach oben, das Volumen nahm um 5 Prozent zu. Der Zuwachs des verwalteten Vermögens dürfte größtenteils dem Aufschwung der Finanzmärkte in diesem Zeitraum geschuldet sein.
Der im Februar 2023 erkennbare Trend eines Rückgangs des Vermögens von Artikel-9-Fonds hat sich damit nicht fortgesetzt. Damals hatte die Erwartung einer strengeren Regulierung im vierten Quartal 2022 zu einer Welle an Rückstufungen von Artikel 9 auf 8 geführt. Die moderaten aktuellen Zuwachsraten zeigen allerdings, dass die Anbieter vorsichtig mit der Auszeichnung von Fonds als Artikel-9-Produkt umgehen bzw. sich Mittelzuflüsse und -abflüsse die Waage halten.
In allen drei Klassen – Artikel 6, 8 und 9 – haben Aktienfonds das höchste Gewicht. In der Gruppe der Artikel-6-Fonds kommen sie gemessen am Vermögen auf einen Anteil von 47 Prozent, in der Gruppe der Artikel-8-Fonds auf einen Anteil von 41 Prozent. Besonders dominant sind sie in der Gruppe der Artikel-9-Fonds. Hier machen sie 69 Prozent des Gesamtvolumens aus. Rentenfonds erreichen in allen drei Klassen ein Gewicht von rund einem Viertel. Der Rest entfällt jeweils auf sonstige Fonds.
ESG-Strategien werden nicht nur in aktiv gemanagten Fonds umgesetzt, sondern auch in ETFs. Das Gewicht von ETFs unterscheidet sich je nach SFDR-Klassifizierung. Den größten Anteil haben diese in der Gruppe der Artikel-6-Fonds. Dort sind 1086 ETFs zu finden, das entspricht 19 Prozent aller Artikel-6-Fonds. Gemessen am Vermögen ist der Anteil noch einmal deutlich höher. ETFs dieser Klasse verwalten rund 1,2 Billionen Euro und repräsentieren damit 39 Prozent aller Vermögenswerte nach Artikel 6.
In den Gruppen der Fonds nach Artikel 8 und 9 haben ETFs eine weitaus geringere Bedeutung. Hier kommen ETFs lediglich auf einen einstelligen Anteil in Bezug auf Anzahl und Vermögen. Nachhaltiges Investieren bleibt also eine Domäne aktiver Fondsmanager. Hinzu kommt, dass ETFs von Anlegern häufig genutzt werden, um sich breit am Markt zu engagieren. Da viele der gängigen Indizes nicht explizit auf nachhaltige Ziele ausgerichtet sind, ist nachvollziehbar, dass ETFs nur einen geringen Anteil der hell- und dunkelgrünen Fonds ausmachen. (pg)