„Unser Fonds legt einen klaren Fokus auf Stabilität und Outperformance“

Die 2011 gegründete Anleihen-Boutique Robus Capital hat vor gut einem Jahr mit dem Robus Short Maturity Fund einen renditestarken Fonds aufgelegt. TiAM Fundresearch sprach mit Fondsmanager Benjamin Noisser über seine Strategie und wie es ihm gelang, den Geldmarkt deutlich zu schlagen.

07.08.2024 | 14:00 Uhr von «Jörn Kränicke»

TiAM FundResearch: Vor einem Jahr haben Sie den Robus Short Maturity Fund aufgelegt. Warum und wie hat er sich bislang geschlagen?

Benjamin Noisser: Unsere institutionellen Kunden fragten nach einem Fonds, der liquide ist wie ein Geldmarktfonds oder Tagesgeldkonto, aber bessere Performance erzielt. Unser Ziel war es, einen Fonds mit solchen Merkmalen und klarem Fokus auf Outperformance des 3-Monats-Euribor zu schaffen. Wir streben eine Rendite von 3-Monats-Euribor plus 1,5 bis zwei Prozent an. Im ersten Jahr haben wir dieses Ziel mit 7,6 Prozent deutlich übertroffen, was sehr erfreulich ist. Allerdings erwarten wir nicht, jedes Jahr eine Outperformance von 3,5 Prozent zu erzielen. Dennoch glauben wir, unser Renditeziel auch im zweiten Jahr und langfristig halten zu können.


TiAM FundResearch: Können Sie Ihre Strategie näher erläutern?

Benjamin Noisser: Wir investieren primär in kurzlaufende Anleihen, daher spielen Zinskurvenentwicklungen kaum eine Rolle. Die Restlaufzeit der Anleihen liegt in der Regel bei maximal 3 Jahren aber die gewichtete Restlaufzeit des gesamten Portfolios derzeit eher bei 1,5 Jahren. Dadurch sind Zinsänderungsrisiken eher vernachlässigbar. Unser Fokus liegt auf den einzelnen Anleihen. Wir investieren in Anleihen, die voraussichtlich nicht zum Yield-to-Worst zurückgezahlt werden – also nicht erst am Ende der Laufzeit zu 100%. Oftmals wird eine Anleihe vorzeitig zurückgezahlt, manchmal noch mit einem Call-Premium, was die effektiv erzielte Rendite deutlich steigert.


TiAM FundResearch: Können Sie ein konkretes Beispiel geben?

Benjamin Noisser: Ein gutes Beispiel ist unser Investment in die Anleihe der RENK Group AG mit Laufzeit bei Juli 2025. Der Börsengang des Rüstungsunternehmens wurde laut Medienberichten schon seit Mitte 2023 vorbereitet. Wir investierten im Juli 2023 in die 5.75% Anleihe von RENK, die damals noch zwei Jahre Restlaufzeit hatte. Wir gingen fest davon aus, dass der Börsengang in absehbarer Zukunft passieren würde und dass im Kontext des Börsengangs die gesamte Kapitalstruktur refinanziert werden müsste. Nachdem der bereits angekündigte Börsengang im Oktober 2023 aufgrund ungünstiger Marktbedingungen nochmal kurzfristig verschoben wurde, ging das Unternehmen dann ging Anfang Februar 2024 tatsächlich an die Börse und die Anleihe wurde Mitte Februar mit einem Vorfälligkeitsaufschlag vorzeitig zurückbezahlt, was uns eine attraktive Rendite bescherte.


TiAM FundResearch: Warum zahlen die Unternehmen einen Aufschlag und lassen die Papiere nicht einfach auslaufen?

Benjamin Noisser: Das hat bilanztechnische Gründe. Wenn die Anleihen bis ins letzte Jahr laufen, müssen die Unternehmen die Verbindlichkeiten von langfristigen in kurzfristige umbuchen. Ratingagenturen sehen hohe kurzfristige Verbindlichkeiten nicht gerne und drohen mit einem negativen Ausblick oder einem Downgrade, wenn die Finanzierung nicht spätestens 12 Monate vor Endfälligkeit durch länger laufende Instrumente refinanziert wird.


TiAM FundResearch: Gibt es dann immer eine Vorfälligkeitsentschädigung?

Benjamin Noisser: Nicht immer, das hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa der Restlaufzeit und der Höhe des Coupons. In den ersten beiden Jahren sind die Anleihen in der Regel nicht kündbar. Eine 5-jährige Anleihe mit einem Kupon von sechs Prozent zahlt bei einer Kündigung im dritten Jahr den halben Kupon als Vorfälligkeitsentschädigung. Im dritten Jahr wären es also 103, im vierten Jahr ein Viertel Coupon – also 101,5. Bei einer Kündigung im fünften Jahr wird sie pari zurückbezahlt. Wenn man also unter pari kauft und die Anleihe gekündigt wird, kann man oftmals in kurzer Zeit schöne Renditen erzielen, die deutlich über dem Yield-to-Worst liegen.


TiAM FundResearch: Wird der auf dem Factsheet ausgewiesene Yield-to-Worst also meist übertroffen?

Benjamin Noisser: Ja, das ist unser Ziel und Anspruch. Aber es ist ein guter Indikator für die Anleger, welche Rendite mindestens zu erwarten ist. Dies schützt auch vor allzu optimistischen Erwartungen, gerade nach dem guten ersten Jahr des Fonds.


TiAM FundResearch: Wie oft kam es bislang zu Kündigungen Ihrer Portfoliotitel?

Benjamin Noisser: Meistens liegen wir mit unseren Analysen richtig. Von den 50 bis 60 Positionen im Fonds wurden 26 im ersten Jahr vorfällig gekündigt, weitere 8 wurden bei Fälligkeit zurückbezahlt und 14 von uns aktiv abverkauft. Das zeigt die hohe Umschlagshäufigkeit in unserem Portfolio. Unsere Ideen gehen oft schneller auf als geplant. In unseren Investment Cases rechnen wir konservativ und erwarten, dass spätestens nach 12 oder 18 Monaten eine Refinanzierung stattfindet. Wenn dies aber schon nach 6 oder 8 Monaten zu besseren Konditionen kommt, freuen wir uns natürlich. Bei den 26 vorzeitigen Kündigungen konnten wir uns nicht wehren. Es gab einen Börsengang, einen Unternehmensverkauf oder eine aktive vorzeitige Refinanzierung des Unternehmens, auf die wir letztlich auch spekuliert hatten. Die 14 aktiven Verkäufe durch uns waren Anleihen, die z.B. nach einem Kursanstieg nicht mehr attraktiv genug waren, und konnten durch andere, höherrentierliche Anleihen ersetzt werden.


TiAM FundResearch: Liegt die hohe Trefferquote nur an den guten Analysen oder spielt das Glück auch eine Rolle?

Benjamin Noisser: Die meisten Exits kamen wie letztlich von unseren Analysten erwartet. Aber wie bereits erwähnt, setzen wir konservative Erwartungen an, und wenn ein bisschen Glück dazukommt, dann kann unsere These auch mal deutlich schneller aufgehen. In den letzten Monaten haben natürlich die offenen und empfänglichen Primärmärkte geholfen und viele Unternehmen haben das ausgenutzt. Wir gehen aber davon aus, dass auch in den kommenden Jahren ein gutes Umfeld für unsere Strategie herrscht. Wenn man sich den Anleihemarkt näher anschaut, fällt auf, dass bis 2027 eine „Fälligkeitenwand“ besteht. Viele Unternehmen müssen sich also in den kommenden drei Jahren refinanzieren.


TiAM FundResearch: Haben Sie eine Watchlist mit Kaufkandidaten?

Benjamin Noisser: Wir pflegen eine Liste von potenziellen Investments, typischerweise etwa 100 Positionen, von denen die besten 50 bis 60 ins Portfolio kommen. Wenn eine Position ausscheidet, rückt die nächste nach. Wir suchen ständig nach neuen, attraktiven Investments und analysieren diese detailliert, um sicherzustellen, dass sie unseren konservativen Ansprüchen genügen. Durch das konzentrierte Portfolio kennen wir die Anleihen und die Unternehmen sehr genau. Unsere Analysten verfolgen den täglichen Newsflow und die Entwicklungen in den jeweiligen Branchen sehr intensiv. Außerdem pflegen wir einen engen Dialog mit den Unternehmen, in die wir investieren, um schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Daher haben wir auch einen guten Zugang zu den Entscheidern in den Unternehmen. Zur Not können wir auch noch am Freitag um 15 Uhr zum Telefonhörer greifen und mit dem Treasurer oder dem Investor Relations Manager sprechen. Die kennen uns und nehmen auch dann meist noch den Hörer ab. Wenn man Anleihen von hunderten Unternehmen hat, kann man dies kaum machen und muss einen Cold Call machen und erst einmal erklären, dass man investiert ist.


TiAM FundResearch: Anleihen sind weniger liquide als Aktien. Ist Ihr Portfolio stets liquide?

Benjamin Noisser: Ja, das ist kein Problem. Wir investieren größtenteils in Emissionen mit einem Mindestvolumen von 100 Millionen Euro. Zudem gibt es immer mehrere Broker, die Kurse stellen. Daher ist es kein Problem, in kurzer Zeit zu akzeptablen Geld-/Briefspannen rein und raus zu kommen. Zu einem geringen Anteil investieren wir beim Robus Short Maturity Fonds auch in Mid Market Anleihen von unter 50 Millionen Euro Emissionsvolumen. Aber in Summe ist das stets unter 10% des Portfolios und unsere Positionen sind dann auch meist kleiner. Dennoch werden auch diese Anleihen von mehreren Brokern gehandelt, sodass es auch hier keine Probleme mit der Liquidität gibt.


TiAM FundResearch: Ist Ihre Strategie problemlos skalierbar oder ist die Kapazität begrenzt?

Benjamin Noisser: Derzeit hat der Fonds ein Volumen von gut 50 Millionen Euro. Wir haben für uns als gesunde Obergrenze den Bereich von 200 bis 250 Millionen Euro gesetzt. Bis zu diesem Volumen können wir die Strategie ohne Performanceeinbußen problemlos umsetzen.

Diesen Beitrag teilen: