Warum ETFs auf Kryptowährungen keine gute Idee sind

TiAM FundResearch blickt auf die vergangene Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommende Woche. Diesmal im Fokus: ETFs auf Kryptowährungen.

03.05.2021 | 07:30 Uhr

Rückblick auf die vergangene Woche

Das Ereignis der vergangenen Woche war eine Kolumne an dieser Stelle zu einem Ereignis der vorvergangenen Woche. Es ging darin um Dogecoin. Die Kolumne war der am meisten aufgerufene Text auf unserer Website. Zum Hintergrund: Dogecoin ist eine Kryptowährung, die auf einer eher mäßig ausgefeilt programmierten Plattform als Spaßwährung angeboten wird. Anleger werden dort ziemlich offen eingeladen, echtes Geld in wertlosen Mumpitz zu tauschen und sich mit anderen Anlegern darüber zu freuen. Seit Elon Musk sich als Dogecoin-Fan geoutet hat, ist aus dem Spaß Ernst geworden. Der Dogecoin-Kurs ging durch die Decke. 

Es ist der typische Fall einer Spekulationsblase. Dogecoins haben keinen inneren Wert. Sie werfen keine Zinsen oder sonstigen Erträge ab. Sie existieren nicht real, sondern nur in der Phantasie ihrer Besitzer. Sie haben nicht einmal einen Sammlerwert, denn die Menge an Dogecoins wächst stetig und ist nicht begrenzt. Deshalb ist es nun nur noch eine Frage der Zeit, bis das Dogecoin-Angebot die Nachfrage nach Dogecoins übersteigt. Dann bricht der Kurs unweigerlich ein. Gewinner werden nur die Käufer der ersten Stunde sein. Es ist das klassische Kettenbrief-Prinzip. Den letzten beißen die Hunde. Das ist die besondere Ironie dieser Währung: Ihr Symbol ist ausgerechnet ein Hund mit Lern- und Schreibschwäche.

Man könnte das Ganze nun als seltene Verrücktheit in einem sehr kleinen grauen Markt abtun. Abzocker, die von der Gier ihrer Opfer leben, hat es schon immer gegeben. Doch die Gier immer größerer Kreise von Anlegern, die ihren Renditehunger nicht mehr mit Aktien, Anleihen und vergleichsweise klassischen Finanzprodukten stillen wollen, hat eine neue Produktkategorie entstehen lassen: klassische Finanzinstrumente für Anleger, die zwar vom Krypto-Hype profitieren wollen, sich aber nicht trauen, direkt in Bitcoins oder andere virtuelle Währungen zu investieren. Dazu zählen Krypto-ETFs und -ETCs, die die Wertentwicklung virtueller Währungen abbilden.

Auch in Europa fährt der Krypto-Zug der Finanzindustrie langsam an. Beispiele für Produkte, die die Wertentwicklung des Bitcoins wiedergeben wollen, sind der HANetf BTCetc Bitcoin Exchange Traded Crypto – ETC (ISIN: DE000A27Z304) und der VanEck Vectors Bitcoin ETN (ISIN: DE000A28M8D0). Die beiden Produkte sind sogenannte ETNs (Exchange Traded Notes). Genau genommen sind es  Inhaberschuldverschreibungen, die zwar die Entwicklung des Bitcoins mehr oder weniger gut wiedergeben, aber in die hinterlegten Werte nicht investieren. Daneben gibt es noch weitere ETNs auf mehrere Kryptowährungen. Wie gesagt: Der Markt wächst.

Man muss nicht die Details dieser Produkte verstehen. Es reicht, wenn man sie einfach sofort wieder vergisst, nachdem man von ihnen erfahren hat. Denn es macht aus Sicht der Anleger kaum Sinn, in eine Schuldverschreibung zu investieren, die selbst keinen inneren Wert hat, bis zu 2 Prozent per annum Gebühren kostet und die Wertentwicklung eines virtuellen Basiswertes nur ungefähr widerspiegelt - zumal es nicht besonders kompliziert ist, Bitcoins zu kaufen und zu verkaufen. 

Fazit: Wenn man denn unbedingt in den Kryptomarkt einsteigen will und man die Wahl zwischen einem Zertifikat auf eine Kryptowährung und dem direkten Kauf derselben hat, sollte man sich für den direkten Kauf der Kryptowährung entscheiden. Voraussetzung: Es handelt sich dabei nicht um eine Spaßwährung wie Dogecoin. Oder SafeMoon – dem aktuell heißesten Dreh auf dem Krypto-Plattenteller. Hier wird der Kettenbrief-Effekt mit direkten Auszahlungen an den Erfinder und Erstkäufer der Währung auf die Spitze getrieben. Aber das ist eine andere Geschichte, die es demnächst wohl in größerem Rahmen zu erzählen gibt.

Ausblick auf interessante Termine in dieser Woche

Am Dienstag gibt die Bank of England aktuelle Zahlen zur Geldmenge M4 in britischen Pfund preis. Die letzten Zahlen zeigten, dass sich das Volumen an Sterling, das in Form von Banknoten, Münzen und Bankguthaben im Umlauf ist, in den vergangenen zwölf Monaten fast versiebenfacht hat. Die Notenbank muss aufpassen, dass das Pfund nicht auch bald zur Spaßwährung mutiert.

Am Mittwoch veröffentlicht Eurostat den Erzeugerpreisindex (PPI) für die Euro-Zone. Der PPI misst die durchschnittliche Preisveränderung von Rohstoffen, die von den Produzenten der Eurozone gekauft wurden. Im Juni notierte der Index bei einem Wert von minus fünf. Aktuell strebt er einen Wert von plus zwei an. Der Trend deutet auf eine steigende Inflation hin. Denn steigende Erzeugerpreise werden leicht verzögert bald bei den Verbrauchern ankommen.

Am Donnerstag findet die Auktion 10jähriger französischer Staatsanleihen statt. Investoren dürfen sich auf Papiere mit 0,0% Zinskupon freuen. Angesichts steigender Inflation klingt das verrückt. Aber was heißt das schon in diesen Zeiten?

Am Freitag wird vor dem Landgericht Wiesbaden der Prozess zu "Cum-Ex"-Aktiendeals fortgesetzt. Die Justiz verhandelt über die Anklage der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt gegen den Rechtsanwalt Hanno Berger und zwei ehemalige Mitarbeiter einer Bank. Gegen Berger liegt ein Haftbefehl vor. Der Rechtsanwalt, dem nicht nur Steuerhinterziehung, sondern auch gewerbsmäßiger Bandenbetrug vorgeworfen wird, ist schon vor Jahren vor dem Zugriff der hessischen Behörden in die Schweiz geflohen. Die Schweiz ist derzeit nicht bereit, Berger auszuliefern.

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