Was können Family Offices?
In einer Ära, die von wirtschaftlichen Schwankungen, zunehmender Unsicherheit und dynamischen Marktveränderungen gekennzeichnet ist, passen Family Offices ihre Anlagestrategien an die neuen Gegebenheiten an und reagieren flexibel auf den Wandel. Dabei entdecken sie verstärkt Potenziale in den Private Markets, was auf einen vorausschauenden und optimistischen Blick auf die Zukunft hindeutet. Dies zeigt die aktuelle Schroders Global Investor Insights Survey.28.11.2024 | 11:45 Uhr
Die Umfrage, bei der mehr als 100 Family Offices auf der ganzen Welt befragt wurden, bietet auch Einblicke in die drängendsten Fragen, die ihre Investitionsentscheidungen beeinflussen, und die Anlagethemen, die ihrer Meinung nach Bestand haben werden.
Zinsen und Zentralbanken im Fokus
Da sich die Ära der hohen Zinsen ihrem Ende zuzuneigen scheint, bleibt die Geldpolitik ein wichtiges Thema für Anlegerinnen und Anleger. Family Offices auf der ganzen Welt konzentrieren sich besonders darauf, wie sich die anhaltend hohen Zinsen und die Geldpolitik im nächsten Jahr auf ihre Anlageportfolios auswirken könnten. Dies unterstreicht eine Mischung aus vorsichtigem Optimismus inmitten der wirtschaftlichen Unsicherheit und spiegelt die Stimmung wider, die in der Umfrage auch unter der breiteren Basis institutioneller Investorinnen und Investoren zu beobachten war.
Im September entschied sich die US-Notenbank Fed für eine unerwartet starke Zinssenkung um 50 Basispunkte (Bp.), wohingegen im November der Zinsschritt mit 25 Bp. kleiner ausfiel. Sollte die Fed in Zukunft die Zinsen weiterhin aggressiv senken, während sich die Wirtschaft als widerstandsfähiger als erwartet erweist, könnte die Geldpolitik am Ende unseren Ökonomen zufolge zu locker sein. Damit könnte der Inflationsdruck, von dessen Rückgang man bislang ausging, wieder aufleben.
Sinkende US-Zinsen erwartet
George Brown, Senior US Economist bei Schroders, sagt: „Wir gehen weiterhin davon aus, dass der Offenmarktausschuss der Fed (FOMC) sowohl im März als auch im Juni nächsten Jahres Zinssenkungen um 25 Bp. vornehmen wird, bevor er eine Bilanz der bis dato erfolgten Zinsschritte zieht. Wenn sich die Inflation anschließend in Grenzen hält, dürfte dies die Tür für eine weitere moderate Lockerung im Jahr 2026 öffnen.“
Wirtschaftlicher Abschwung besorgt
In der Tat werden sowohl der wirtschaftliche Abschwung als auch die geopolitische Lage für 65 Prozent der Befragten als Hauptrisiken genannt. Trotzdem zeigen sich fast 60 Prozent der Befragten zuversichtlich, ihre Anlageziele in den nächsten ein bis zwei Jahren zu erreichen.
Insgesamt sind wir der Ansicht, dass die Fed an ihrem Vorhaben festhalten dürfte, die Inflation einzudämmen.
Sorgen von Family Offices
Vor dem Hintergrund der geopolitischen Unsicherheit, der sich auf dem Vormarsch befindenden künstlichen Intelligenz (KI) und des drängenden Problems des Klimawandels überdenken viele Anlegerinnen und Anleger, darunter auch Family Offices, lang gehegte Annahmen und Strategien. Die Überwachung von Risiken und Investitionen ist der Umfrage zufolge für 41 Prozent der Family Offices das wichtigste Anliegen, was ihre erhöhte Wachsamkeit bei der Verwaltung von Portfolios in einem volatilen Marktumfeld verdeutlicht. Eine kohärente Strategie ist entscheidend, um die bevorstehenden Veränderungen zu meistern.
Aus diesem Grund geben 38 Prozent der Family Offices an, dass die Auswahl der Investments nach wie vor eine der wichtigsten Prioritäten darstellt. Somit ist sie das am zweithäufigsten genannte Anliegen.
Wichtiges Thema: Nachfolgeplanung
Das Leben in einer Zeit des Wandels wirkt sich auch auf die Nachfolgeplanung und den Generationswechsel aus – ein weiteres wichtiges Anliegen von 35 Prozent der befragten Family Offices.
Katherine Cox, Global Head of Long-Term Asset Owners bei Schroders, erklärt: „In der diesjährigen Umfrage haben wir die Befragten zum ersten Mal nach ihrem Einsatz von KI gefragt, weil das Interesse unserer Kundinnen und Kunden an diesem Thema deutlich zugenommen hat. Es ist interessant zu beobachten, dass 36 Prozent unserer Befragten KI bereits in ihrem Investment-Research und ihrer Analyse einsetzen, während 33 Prozent sie zur Steigerung der internen betrieblichen Effizienz nutzen. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend in den kommenden Jahren noch verstärken wird.“
Private Markets stehen im Mittelpunkt
Private Markets werden zunehmend beliebter – nicht nur bei institutionellen Anlegerinnen und Anleger, sondern auch im weiteren Sinne. Es ist allgemein anerkannt, dass Private Assets eine Renditesteigerung gegenüber den Public Markets und in einigen Fällen eine Risikominderung und gleichzeitig Vorteile bei der Diversifizierung aufweisen. Family Offices folgen diesem Trend nicht nur, sondern sind Vorreiter. Unsere Studie unterstreicht, dass beeindruckende 77 Prozent der Family Offices in Private Markets investieren, verglichen mit fast 70 Prozent bei anderen institutionellen Anlegerinnen und Anleger.
Family Offices investieren nicht nur vermehrt in Private Markets, sie tätigen auch deutlich höhere Investments als andere Anlegertypen. Ein Drittel gibt an, dass die Private Markets 20 Prozent oder mehr ihres Gesamtportfolios ausmachen, was ihre höhere Risikotoleranz und größere Flexibilität bei der Auswahl der Anlagen unterstreicht. Darüber hinaus dürften ihre umfangreichen Netzwerke wohl auch Zugang zu Nischen und attraktiven Anlagemöglichkeiten auf dem Markt bieten.
Johanna Kyrklund, Co-Head of Investment und Group Chief Investment Officer bei Schroders, meint hierzu: „Wir sprechen oft von Private Assets als einem großen Block, aber wir müssen diesen immer auf den jeweiligen Nutzen fürs Portfolio herunterbrechen. Eröffnen Private Assets Zugang zu Anlagethemen, die über Public Markets nur schwer abgebildet werden können, wie etwa KI? Ermöglichen sie eine bessere Diversifizierung oder werden konträre Investitionsmöglichkeiten erschlossen?“
Private Markets im Fokus
Was die bevorzugten Anlageklassen betrifft, so sind Private Equity (56 %), Real Estate Equity (43 %) und Private Debt (41 %) die drei Bereiche, in denen Family Offices ihre Allokation in den nächsten zwölf Monaten wahrscheinlich erhöhen würden.
Es überrascht nicht, dass die Hälfte der Befragten besonders von der Langfristigkeit und den potenziellen Renditen der Private Markets angetan ist.
Eine große Gruppe (44 %) der Family Offices gibt auch an, dass sie einen Teil oder die gesamte Investitionstätigkeit in diesem Bereich auslagern, was auf den Bedarf an starken Beziehungen zu ihrem Netzwerk von General Partners (GP) hinweist.
Kathrine Cox erklärt: „Diese Ergebnisse spiegeln das Interesse von Family Offices über unsere gesamte Private-Assets-Plattform hinweg wider. Dabei ist insbesondere unsere Expertise innerhalb des Private-Equity-Spektrums und dort bei kleinen bis mittelgroßen Buyouts besonders gefragt. Family Offices sind in der einzigartigen Lage, eine langfristige Perspektive einzunehmen und gleichzeitig in ihrer Entscheidungsfindung flexibel zu sein, um Chancen zu nutzen.“
Kernthemen im Fokus
Die Umfrage zeigt signifikante thematische Trends auf, von denen Family Offices erwarten, dass sie die Investitionslandschaft in den nächsten Jahren prägen werden. Disruptive Technologien wie KI, intelligente Fertigung und Robotik sind führend: 55 Prozent der Family Offices sind der Meinung, dass Aktien die beste Anlageklasse sind, um diese Trends zu erschließen.
Dekarbonisierung wichtiges Thema
Auch hier weckt der Trend zur Dekarbonisierung, der den Klimawandel und die Energiewende umfasst, ein erhebliches Interesse an den Private Markets, wobei 42 Prozent der Family Offices in diesem Bereich beträchtliche Chancen erwarten. Tatsächlich investieren mehr als 80 Prozent der Befragten bereits in die Energiewende oder planen, dies in den nächsten ein bis zwei Jahren zu tun. Die Energiewende bietet bekanntermaßen enorme Chancen für Anlegerinnen und Anleger: So decken sich die diesjährigen Ergebnisse auch mit dem wachsenden Interesse unserer Kundinnen und Kunden an Assets aus den Segmenten Infrastruktur erneuerbare Energien.
Über die Studie:
Die Schroders Global Investor Insights Survey analysiert die Einstellung globaler Finanzexpertinnen und Experten zu einer Reihe von Themen aus den Bereichen Makroökonomie, Nachhaltigkeit sowie Public und Private Markets (börsennotierten wie nicht-börsennotierten Anlageoptionen). Die 2.830 Befragten repräsentieren verschiedene Institutionen, etwa Pensionsfonds, Versicherungsgesellschaften, Family Offices, Stiftungen, öffentliche Institutionen, Gatekeeper sowie Vermögens- und Finanzberaterinnen und Finanzberatern. Insgesamt verantworten sie Assets im Volumen von 74,5 Billionen US-Dollar.
Die Studie wurde von CoreData Research im Rahmen einer umfassenden, weltweiten Umfrage im Zeitraum Juni-Juli 2024 durchgeführt. Die 2.830 Befragten teilten sich auf wie folgt: 591 aus Nordamerika, 990 aus Europa, dem Nahen Osten und Afrika, 284 aus dem Vereinigten Königreich, 795 aus dem asiatisch-pazifischen Raum und 170 aus Mittel- und Südamerika. Die Befragten stammen aus 33 verschiedenen Ländern.
Alle geäußerten Meinungen spiegeln unsere Ergebnisse zum Stand Juli 2024 wider. Sie sind nicht als Prognose oder Garantie für künftige Ergebnisse gedacht. Im gesamten Bericht ergänzen wir unsere globalen Ergebnisse durch regionale Ergebnisse und Einblicke von Schroders-Expertinnen und Experten. (jk)