Wie man in unsicheren Zeiten sicher investiert
Viele Anleger sind auf der Suche nach „Aktien für die Ewigkeit“. Häufig wählen sie Werte, die in der Vergangenheit sehr gut abgeschnitten haben. Die jedoch zählen nicht automatisch zu den Gewinnern der Zukunft, wie die Geschichte zeigt. Ein anderer Investmentansatz ist daher vielversprechender.29.01.2025 | 14:30 Uhr von «Patrick Petermeier»
Börse ist simpel. Es lohnt sich kaum, nach vielversprechenden Aktien zu suchen, denn die rentabelsten Anlagemöglichkeiten liegen auf der Hand. Wer in die besten Unternehmen der Welt investiert, muss nicht lange nachdenken. Diese Firmen begegnen uns jeden Tag, verfügen über starke Marktstellungen und herausragende Finanzzahlen, wachsen stark und eliminieren damit die Risiken der Aktienanlage. Denken Sie nur an die vielen „No-Brainer“ des letzten Jahrzehnts wie Apple (+713 Prozent), Microsoft (+767 Prozent), Mastercard (+495 Prozent) oder Costco (+542 Prozent). 2014 wie heute wissen wir, das ist die Crème de la Crème von Corporate America. Es verwundert also kaum, dass eine deutsche Wirtschaftszeitung vor Kurzem titelte: „Aktien für die Ewigkeit. Diese 20 Titel können Sie jetzt kaufen und für immer im Depot lassen.“ Vielleicht findet sich auch ein „billiger“ ETF. Wozu braucht man da schon teures aktives Management? Damit wäre alles gesagt, viel Spaß beim Blick auf Ihren jährlichen Depotauszug …
… aber warten Sie. „Aktien für die Ewigkeit …?“ Kommt Ihnen das nicht bekannt vor? Wer schon lange genug am Aktienmarkt aktiv ist oder sich mit der Kapitalmarkthistorie beschäftigt, dürfte sich an die „One-Decision Stocks“ der Go-Go Years erinnert fühlen. Diese Unternehmen, auch bekannt als Nifty-Fifty-Aktien, galten in den 1960er- und 1970er-Jahren als wachstumsstark, „high quality“ und risikolos. Das Credo lautete: Kaufen und für immer halten. Zu den Nifty Fifty zählten noch heute bekannte Namen wie Gillette, Coca-Cola, Disney, McDonald’s oder Black & Decker. Zwar existiert keine allgemeingültige Aufzählung (die Listen von Morgan Guaranty und Kidder Peabody umfassten 76 Aktien), die Charakteristika waren jedoch gleich: stark wachsende Unternehmensgewinne und noch stärker steigende Aktienkurse.
Betrachten wir als Beispiel den Mediengiganten Disney. The House of Mouse steigerte seinen Jahresüberschuss zwischen 1962 und 1972 um fast 800 Prozent, der Aktienkurs legte hingegen um mehr als 1600 Prozent zu. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) erreichte 1972 einen Wert von 72. Aber mit Beginn der Rezession 1973 sanken auch die Aktienkurse der Nifty Fifty. Disney verlor bis zum Ende des Jahres 1974 etwa 82 Prozent seines Börsenwerts.
Es sollte fast 14 Jahre dauern, bis der Aktienkurs sein altes Hoch wieder erreichte, und das, obwohl der Jahresüberschuss des Unternehmens im selben Zeitraum um mehr als 500 Prozent stieg. Selbst während der Rezession 1973 bis 1975 erzielte Disney 50 Prozent Gewinnwachstum. Was war das Problem? Das Bewertungs-Multiple des Unternehmens sank signifikant auf einen Wert von 17.
Aktienkurse toppen Gewinnentwicklung
Die Historie lehrt uns, dass ein hervorragendes Unternehmen nicht immer auch ein hervorragendes Investment sein muss. Zwischen beiden besteht ein wichtiger Unterschied: die Bewertung. Natürlich mag der ein oder andere nun einwerfen, dass viele der Nifty Fifty wirklich „One-Decision Stocks“ waren, denn wer am Hoch kaufte und trotzdem an Disney, McDonald’s, American Express & Co festhielt, erzielte bis Mitte 1998 eine jährliche Rendite von ca. 12,2 Prozent (in US-Dollar). Bedenken Sie aber, dass man dafür a) zwischenzeitlich Verluste von mehr als 80 Prozent verkraften musste, b) eine Haltedauer von 26 Jahren benötigte und c) der S & P 500 pro Jahr 0,5 Prozent mehr Rendite erzielte und nur 16 Aktien über dem Index lagen. Und ganz wesentlich: Es waren genau diejenigen, die schon 1972 im Vergleich eher moderate Bewertungen aufwiesen.
Auch heute finden Finanzindustrie und insbesondere die Medien wieder „Aktien für die Ewigkeit“, und erneut sind es die Aktien der „High-quality“-Unternehmen, die man kaufen muss und nie wieder verkaufen darf. Die Argumente sind nahezu identisch – aber das gilt auch für die Ausgangslage: Von 2013 bis 2023 stieg der Nettogewinn von Apple um 160 Prozent, der Aktienkurs um etwa 1065 Prozent. Der US-Einzelhandelsriese Costco verdoppelte seit 2013 seinen Nettogewinn, der Aktienkurs hat sich nahezu versiebenfacht. Microsoft war mit einer Rendite von über 1000 Prozent ein Segen für seine Aktionäre, der Nettogewinn stieg allerdings „nur“ um etwas mehr als 300 Prozent. Wie bei den Nifty-Fifty-Werten scheinen die Aktienkurse der Gewinnentwicklung davongelaufen zu sein. Gleiches gilt auch für die KGVs, die sich wieder jenseits der 30, bei vielen jenseits der 50 befinden.
Perspektive Fonds vs. Indizes
Mark Twains „History doesn’t repeat itself, but it often rhymes“ mag mittlerweile etwas abgedroschen sein, ist aber deshalb nicht weniger wahr. Die besten Unternehmen der Welt vermitteln Investoren Sicherheit, da ihre Gewinne stabil und relativ krisenresistent sind. Das gilt jedoch nicht für ihre Aktienkurse. Niemand kann sagen, wie lange die „Quality-Rally“ noch anhalten wird und wann es Zeit ist, die Party zu verlassen.
Es ist vielmehr eine Sache der Wahrscheinlichkeiten. Welche
Erwartung ist für die kommenden zehn Jahre plausibler?
Erstens: Die Aktienrenditen der High-Quality-Unternehmen ähneln denen des
letzten Jahrzehnts: Dazu wird ein weiterer Anstieg der Rekordmargen, eine
Fortführung der Unternehmensteuersenkungen in den USA, überdurchschnittliches
Wachstum und mindestens eine Verdopplung der KGVs benötigt. Oder zweitens: Die
Finanzkennzahlen und KGVs nähern sich den historischen Durchschnitten der
Unternehmen an, und die vorausgeeilten Aktienkurse normalisieren sich wieder in Richtung des langfristigen Gewinnwachstums. Das
zweite Szenario deckt sich mit 300 Jahren Kapitalmarktgeschichte und
-erfahrung.
Auch wir investieren in Qualitätsunternehmen, suchen für unsere Fonds jedoch diejenigen, an denen sich die Geister scheiden. Jedes Unternehmen sieht sich über kurz oder lang Problemen ausgesetzt. Die Frage lautet, ob diese dauerhaft die Qualität beeinträchtigen oder sich als temporär erweisen. Wir versuchen, Letztere zu identifizieren. Haben wir recht, profitieren wir von der Gewinnentwicklung und der Multiple-Ausweitung, denn auch hier ist die Rückkehr zum Mittelwert im Spiel, in diesen Fällen aber wirkt sie positiv.
Die niedrige Bewertung fungiert folglich nicht nur als möglicher Renditetreiber, sondern auch als Sicherheitsmarge, denn je niedriger die Erwartungen des Marktes, desto geringer ist das Downside-Risiko. Doch statt sich auf die vermeintlichen „No-Brainer“ zu verlassen, sind konträres, akribisches und langfristiges Denken und Geduld essenziell. Angesichts gestiegener Zinsen, hoher Inflationsraten, ausufernder Staatsverschuldung, geopolitischen Spannungen, Handelskriegen und hohen Aktienbewertungen raten wir, die Vergangenheit nicht linear fortzuschreiben. Das birgt enorme Risiken. Nehmen Sie sich also in Acht: Nichts ist für die Ewigkeit.
Der Fonds
Fondsname | OVID Equity ESG Fonds |
Fondsstart | 15.02.2017 |
Laufende Fondskosten | 1,30 % |
Fondsvolumen | 25,3 Mio. Euro |
Wertzuwachs 5 Jahre | 37,9 % |
ISIN | DE 000 A2D HTY 3 |
Fondsinfos | www.perspektive-ag.com |
Stand: 13.11.2024