Wir gehen nach dem Schumpeter-Prinzip vor
Georg von Wallwitz, Gründer und Lead Portfoliomanager von Eyb & Wallwitz, baut auf Megatrends und marktmächtige Unternehmen. Im TiAM-Interview erläutern von Wallwitz und sein Chefvolkswirt Johannes Mayr wie sie die Märkte einschätzen – und worauf Investoren ihr Augenmerk richten sollten25.09.2023 | 11:32 Uhr von «Ronny Kohl»
TiAM: Herr von Wallwitz, das vergangene Jahr dürfte eines der schwierigsten für einen aktiven Vermögensverwalter gewesen sein. Wie geht dieses Jahr?
Georg von Wallwitz: Der Ukraine-Krieg, Energiepreisschock, Inflation und die scharfe Zinswende haben tatsächlich dafür gesorgt, dass uns 2022 in schlechter Erinnerung bleiben wird. Aber die Jahre, in denen sowohl Aktien als auch Anleihen mit Verlusten abschneiden, sind glücklicherweise die Ausnahme. Das laufende Jahr präsentiert sich bislang freundlicher.
TiAM: Was läuft 2023 gut?
von Wallwitz: Die Unternehmensgewinne haben in den vergangenen Quartalen durchaus überzeugt. Vor allem bei Aktien haben wir deutliche Aufholeffekte gesehen, insbesondere bei den zuvor stark gebeutelten Technologiewerten. Die Notenbanken lassen keinen Zweifel daran, dass sie es mit der Inflationsbekämpfung ernst meinen. In den USA nähern wir uns dem Zinsgipfel. Das höhere Zinsniveau macht Anleihen wieder attraktiver. Insgesamt bewegen wir uns also in einem Umfeld, in dem wir als langfristig orientierter Vermögensverwalter wieder sehr gute Rahmenbedingungen vorfinden.
TiAM: Und was macht die Konjunktur?
Johannes Mayr: Wir sehen zwei übergeordnete Trends. Das eine ist die säkulare Verlangsamung: Wir gehen global von einem insgesamt weiterhin geringen realen Wachstum aus. Das hat mit einer veränderten Demografie zu tun, aber auch mit der schwachen Entwicklung der Produktivität. Die Wachstumsraten sind weltweit bereits seit den 1980er-Jahren zurückgegangen. In Deutschland war der Abwärtstrend besonders stark ausgeprägt. In den 1970er-Jahren lagen die Raten im Schnitt noch bei drei Prozent.
TiAM: Wo stehen wir heute?
Mayr: Mittlerweile liegt die Wachstumsrate, die wir bei normaler Kapazitätsauslastung erreichen können, nur noch bei knapp einem Prozent. Damit ist der Sicherheitsabstand zur Nulllinie gering. Auch deshalb befinden wir uns aktuell bereits in einer technischen Rezession. Das schwache reale Wachstum drückt am Ende auf die durchschnittliche reale Rendite an den Märkten. Das Phänomen ist nicht neu, wurde aber in den vergangenen Jahrzehnten zum Teil durch Globalisierung und Digitalisierung überlagert.
TiAM: Ist der zweite Trend besser?
Mayr: Leider nein, wir beobachten des Weiteren eine schwindende Dynamik der Zyklizität. Neben dem schwächeren Gesamtwachstum fallen also auch die Amplituden der Konjunktur geringer aus, von denen Aktienanleger in früheren Jahren unter Timing-Aspekten durchaus profitieren konnten. Denn bei drohenden wirtschaftlichen Krisen springen vor allem in der jüngeren Vergangenheit Zentralbanken und Finanzminister ein, um die Volkswirtschaften vor Deflation und Rezession zu bewahren. Damit wurden sicherlich viele wirtschaftliche Härten vermieden und der Abschwung nach unten begrenzt. Jedoch werden so gleichzeitig Geschäftsmodelle künstlich am Leben erhalten. Dieses Vorgehen sorgt zudem für eine hohe Verschuldung und nimmt dem Zyklus damit auch die Kraft nach oben.
TiAM: Das sind ja keine allzu rosigen Aussichten für Anleger.
Mayr: Zumindest nicht wenn man in den Gesamtmarkt oder stark in zyklische Geschäftsmodelle investiert. Aber nicht jeder Bereich entwickelt sich gleich. Wir setzen auf die Bereiche der Wirtschaft, die sich von den genannten Phänomenen entkoppeln können.
TiAM: Welche Bereiche sind das?
Mayr: Wir setzen konsequent und fokussiert auf strukturelle Wachstumstrends wie Digitalisierung, demografischer Wandel, Dekarbonisierung und Infrastruktur. Unter den Profiteuren der strukturellen Wachstumstrends lässt sich zwischen offensiveren Sektoren wie Technologie und eher defensiveren wie Pharma/Gesundheit unterscheiden.
TiAM: Wie setzen Sie das um?
Wallwitz: Auf der Aktienseite gehen wir nach dem Schumpeter-Prinzip vor. Der österreichische Ökonom und Politiker Joseph Schumpeter wurde mit seiner Theorie der Schöpferischen Zerstörung bekannt. Verkürzt besagt sie, dass nur Monopolisten und Oligopolisten in einer Volkswirtschaft langfristig überlebensfähig sind und alle anderen Unternehmen von innovativen Herausforderern verdrängt werden.
TiAM: Small Caps sind also nichts für Sie?
Wallwitz: Auf unsere Strategie bei der Aktienauswahl heruntergebrochen bedeutet das Schumpeter-Prinzip, dass wir Unternehmen bevorzugen, die hohe Markteintrittsbarrieren um ihr Geschäft errichtet haben und sich und Herausforderer gut abwehren können. Aktionäre profitieren dabei von hohen Margen. Wir schauen uns aber auch die Herausforderer an, die möglicherweise ein starkes Umsatz- und Gewinnwachstum vor sich haben.
TiAM: Was machen Sie mit Anleihen?
Wallwitz: Der schnelle Zinsanstieg hat Anleihen wieder deutlich attraktiver gemacht. Es ist nicht schlecht, wenn Sie für zweijährige US-Staatsanleihen rund vier Prozent Rendite erhalten. Der Phaidros Funds Balanced kann nun wieder als echter Mischfonds agieren und Diversifikationseffekte nutzen. Aktuell sind wir mit 32 Prozent des Fondsvermögens in Anleihen investiert, mehrheitlich in Unternehmensanleihen, ergänzt um Staats- und Wandelanleihen. Mit diesem Ansatz konnte der mit fünf Morningstar-Sternen ausgezeichnete Fonds in den ersten sechs Monaten dieses Jahres gut zehn Prozent zulegen und damit die Verluste des zweiten Halbjahres 2022 nahezu ausgleichen. Damit liegen wir über alle relevanten Zeiträume deutlich oberhalb unserer Peergroup.
Der Fonds
Fondsname |
Phaidros Funds Balanced A |
---|---|
Fondsstart |
20.04.2007 |
Lfd. Fondskosten |
1,68 % zzgl. Erfolgshon. |
Fondsvolumen |
1,44 Mrd. Euro |
Wertzuw. 5 Jahre |
4,72 % p.a. |
ISIN |
LU 029 558 574 8 |
Fondsinfos |
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Stand: 31.07.2023 |