Eigentlich sollte ein volatiler Aktienmarkt Vorteile bringen für aktiv gemanagte Investmentfonds. Geschickte Stockpicker können gebeutelten Sektoren aus dem Weg gehen und defensive Aktien übergewichten, wenn die Märkte fallen. Wenn sie genug Cash halten, sollte es ihnen eigentlich ein leichtes sein, den Index zu schlagen.
Quelle: CBOE
Während die Volatilität im laufenden Jahr deutlich
zugenommen hat, sind aber die meisten aktiv gemanagten Fonds gegenüber
ihrer Benchmark zurückgefallen. Konnten im ersten Quartal noch 60
Prozent der Investmentfonds ihren zugrundeliegenden Index schlagen,
waren es seit April nur noch 33 Prozent. Das geht aus der Research-Notiz
des Goldman Sachs-Analysten Arjun Menon hervor. Menon hat Large Cap Core
Fonds, Value Fonds und Growth Fonds untersucht und festgestellt, dass
nur ein Drittel von ihnen im zweiten und dritten Quartal den Markt
schlagen konnten. Das liegt deutlich unter den Ergebnissen von 2017, als
noch 45 Prozent der aktiven Fonds besser abschnitten als die Benchmark. Und es liegt auch unter dem langjährigen Durchschnitt von 37 Prozent der
vergangenen zehn Jahre.
Es scheint also, dass die steigende Volatilität den aktiven
Fonds keinen Vorteil verschafft, findet Menon. Vor allem die Sektoren
Industrie und Finanzen im S&P 500 haben bis Ende November im Minus
abgeschlossen. Die defensiven Werte wie Versorger hingegen konnten bis
dahin Kursgewinne erzielen – ebenso wie der Gesamtmarkt.
Eine Ursache für die schlechte Performance könnte in einem
geringeren Exposure bei Tech-Aktien liegen: So hat Goldman Sachs
errechnet, dass sich die aktiven Fonds im dritten Quartal zum achten Mal
in neun Quartalen von Techwerten getrennt haben; seitdem liegt die
Allokation in diesem Sektor auf einem 5-Jahres-Tief. Schmerzlich ist das
vor dem Hintergrund, dass Techwerte in den ersten drei Quartalen um elf
Prozent besser performten als der Index.
Quelle: Goldman Sachs Global Investment
Interessanterweise kam es aber bislang nicht dazu, dass
sich Anleger scharenweise aus den aktiven Fonds verabschiedeten. Menon
hat errechnet, dass der Mittelabfluss aus Large Cap US-Aktienfonds in
diesem Jahr 219 Milliarden US-Dollar erreichen wird – der niedrigste
Mittelabfluss seit 2014 (-134 Mrd. US$). Menon führt das auf einen
Vertrauensbonus zurück, den Investoren den Stockpickern gewähren, weil
sie hoffen, dass diese geschickt handeln, gebeutelte Sektoren vermeiden
und sich defensiv aufstellen: „Aktiv gemanagte Produkte profitieren in
diesem Jahr von der steigenden Volatilität, der politischen Unsicherheit
und den Sorgen um eine mögliche Rezession”, so Menon.
Trotz der nicht überzeugenden Performance rechnet Arjun
Menon übrigens damit, dass der Mittelabfluss aus den aktiven Fonds im
kommenden Jahr noch weiter zurückgehen wird.
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