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Kollege Roboter zieht im Asset Management ein

Roboter brauchen keine Pausen, streiken nicht, werden nicht schwanger, verlangen keine Lohnerhöhung und geben sich mit einem Kännchen Öl hin und wieder vollauf zufrieden. Bislang werkeln die Blechbüchsen vor allem in der automatisierten Fertigung, nun werden die ersten Prozesse in den Vermögensverwaltungen digitalisiert.

16.04.2018 | 14:59 Uhr

 

Jetzt, berichtet die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers, hält die Robotic Process Automation (RPA) auch im Asset Management einzug: Der Kostendruck aufgrund von Regulatorik, Wettbewerbsdruck, und Niedrigzins zwingt die Vermögensverwalter, manuelle, zeitaufwendige und repetitive Aufgaben durch Roboter ausführen zu lassen.  

Die größten Effizienzpotenziale sehen Gerhard Gonsio und Joachim Schölzel, die Verfasser einer Studie zum Thema, vor allem im Middle- und Back-Office der Asset-Manager. Vor allem Prozesse wie Trade Matching, Clearing, Post-Trade Compliance, Fund Accounting und  Settlement lassen sich hervorragend von Robotern erledigen. Die Experten schätzen, dass Vermögensverwalter in ausgewählten Bereichen bis zu 75 % der Kosten einsparen können.

Allerdings warnen die PwC-Experten davor, die Komplexität der zu automatisierenden Abläufe zu unterschätzen: Vor allem mangelnde Programmierkenntnisse und KnowHow über die Rahmenbedingungen stellen sich bei RPA-Projekten gerne als Stolpersteine dar. Gründliche Prozessanalysen seien eine entscheidende Voraussetzung, warnen Gonsio und Schölzel.

Als Beispiel führen die beiden Autoren den Trade Matching Prozess an, der typischerweise bei Asset Managern mit erheblichem manuellen Arbeitsaufwand verbunden ist. Das liege zumeist daran, dass von den Handelspartnern unterschiedliche Kommunikationskanäle wie PDFs, Emails und Faxnachrichten genutzt würden. Diese müssten manuell bearbeitet werden – bei hunderten bis tausenden Transaktionen pro Monat und Gesellschaft. Die Herausforderung liege darin, die einzelnen Prozessschritte des Trade Matching Prozesses zu analysieren und zu prüfen, ob die unterschiedlichen Formate einfach über eine Programmierung des Roboters abgedeckt werden können. Vor allem die Identifikation strukturell gleicher Elemente habe sich als hilfreich erwiesen, da diese entsprechend nur einmal zu programmiert werden müssten, um die Anpassung des Roboters möglichst effizient zu gestalten. Für das Beispiel des Trade-Matching bewerten die Autoren der Studie den Grad der möglichen Automatisierung als relativ hoch: Der Arbeitsaufwand ließe sich hier um ca. 80% reduzieren.

Die Unternehmensberatung Accenture hat in einer Untersuchung vom vergangenen Jahr ebenfalls den Wertpapierhandel als ein Feld mit hohem Automatisierungspotenzial identifiziert. Accenture rechnet damit, dass die Themenfelder Trade Processing, Trade Support sowie Trade-Enrichment und -Validation bald vom Kollegen Roboter abgedeckt werden. Auch die Liquiditätsplanung, die Kontenabstimmung, Kundeninformationssysteme, ja sogar die  Fondsverwaltung lassen sich laut Accenture mehr oder weniger stark automatisieren.

Dass in der Finanzbranche noch viel Platz für Digitalisierung ist, davor warnt auch der Autor André Burger in seinem Werk “Innovationen und Innovationsmanagement in der Finanzbranche”: Die Robotic Process Automation (RPA), bei der über eine Software Aktivitätsketten über verschiedene Applikationen und Systeme hinweg gesteuert werden, sei marktreif, erklärt Burger, aber unter Europas Banken noch wenig verbreitet. Dabei könne durch die Integration von RPA eine Effizienzsteigerung von bis zu 80 Prozent erzielt werden.

(TG)

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