"Wir messen eine deutliche gestiegene Risikofreude der
Anleger. Der sentix Risiko-Aversions-Index sinkt auf - 0,9
Standardabweichungen. Dies ist die geringste Risikoabneigung in diesem Jahr. Während
also die Portfolien relativ neutral ausgerichtet sind, sind die
Portfoliobestandteile vergleichsweise offensiv bestückt. Vor allem
Wachstumswerte stehen bei den Investoren aktuell hoch im Kurs. Der
entsprechende Sub-index steigt auf +2,25 Punkte. Das ist der höchste Wert seit
2007, stellt Hübner fest.
Dividenden sind nicht mehr gefragt
Aber auch an einem anderen sentix-Index lässt sich laut dem
Behavioral-Finance-Experten die Risikofreude ablesen. „Die seit Jahren
dominante Präferenz für Dividenden, welche im Zuge des globalen Zinsverfalls
bei den Anlegern Einzug gehalten hat, ist seit Ausbruch der Corona- Krise wie
weggewischt“, sagt er.
Das Anlageverhalten ist spekulativ
Im Allgemeinen sei eine Präferenz für Kursgewinne gegenüber
Dividenden eher Ausdruck eines spekulativen Anlageverhaltens. „Es mutet doch
etwas verwegen an, einerseits die Möglichkeiten nachhaltig geringerer
Dividenden zu erwarten und andererseits auf die Kompensation durch Kursgewinne
zu setzen. Ganz so, als gäbe es keinen fundamentalen Grund für den Entfall
beziehungsweise die Kürzung von Dividenden“, sagt Hübner.
Das Ende der Aufwärtsentwicklung könnte vor der Tür stehen
Für ihn kommt wieder ausbreitende Risikofreude kalendarisch
zur Unzeit. „Jeden Anflug von bullischem Sentiment sehen wir vor dem
Hintergrund des nun für rund 60 Handelstage negativen Saisonprofils deshalb
eher kritisch. Die aktuelle Nachrichtenlage mit der Einigung der EU-Regierungschefs
auf das milliardenschwere Corona-Hilfsprogramm könnte sich als Abschluss der
rund drei Monate dauernden Aufwärtsentwicklung entpuppen“,
konstatiert Hübner.
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