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Börse

Finanzmärkte: Niedrige Zinsen treiben die Kurse - und immer mehr junge Anleger an die Börse

Aktien sind gefragt wie seit 20 Jahren nicht mehr. Niedrige Zinsen treiben die Kurse an. Auch immer mehr junge Leute finden Gefallen an der boomenden Börse.

10.03.2021 | 10:40 Uhr von « Lars Winter»

Ein Plus von 67 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 34 Prozent Wachstum innerhalb von zwölf Monaten. Das höchste Niveau seit 20 Jahren. Wer diese Zahlen liest, denkt vielleicht an die aktuellen Geschäftszahlen von Apple, Tesla oder SAP. Weit gefehlt. Es sind die neuesten Zahlen zur Entwicklung der Aktionäre in Deutschland, die das Deutsche Aktieninstitut (DAI) jährlich ermittelt.

Ende 2020 besaßen demnach hierzulande 12,4 Millionen Deutsche Aktien. Das waren 28 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor und fast so viele wie zur Jahrtausendwende, zur Hochzeit des Neuen Marktes. "Mehr Aktiensparerinnen und -sparer gab es zuletzt 2001", sagt Christine Bortenlänger, geschäftsfu¨hrende Vorständin des DAI. Nach ihrer Meinung hat das Corona-Jahr den Aktienboom bei Jung und Alt befördert. Durch die Pandemie hatten die Menschen mehr Zeit zur Verfügung, sich mit ihren Finanzen zu beschäftigen.

Viele Anleger nutzten die niedrigen Börsenkurse nach dem Corona-Crash fu¨r den Einstieg in den Aktienmarkt. Das günstige Kaufniveau im Frühjahr 2020 bescherte den meisten Aktionären Kursgewinne und lockte so quer durch alle Altersgruppen zahlreiche Börsenneulinge an. Besonders erfreulich ist der Zuwachs unter den jungen Anlegern. In der Gruppe der unter 30-Jährigen gab es ein Plus von 67 Prozent im Vergleich zu 2019. Insgesamt rund 600 000 junge Aktionäre wagten sich im Jahr 2020 das erste Mal auf das Parkett.

Die neue Lust auf Aktien führt Bortenlänger bei jungen Anlegerinnen und Anlegern auf smarte Apps zurück, die ihnen den Börseneinstieg erleichtern. "Die Aktienanlage hat u¨ber das Smartphone die Hosentasche erreicht", so die DAI-Chefin. Viele Börsenneulinge setzen auf kostengünstige Angebote der zahlreichen neuen Neo- und Onlinebroker, die wie Pilze aus dem Boden schießen. Firmen wie Trade Republic, Smartbroker oder die in den USA sehr populäre Handelsplattform Robinhood erleichtern jungen Anlegern den mobilen Zugang zum Markt und ermöglichen ihnen so, schnell und kostengünstig über Smartphones zu handeln.

Obwohl viele junge Anleger noch unbedarft sind in Wirtschaftsdingen und oft nur finanzielle Grundkenntnisse besitzen, gehen sie offen, interessiert und mit viel Tatendrang mit dem Thema Geldanlage um. Es sind oft zwar nur Kleinstbeträge, mit denen Jungaktionäre an der Börse spekulieren, doch Kleinvieh macht auch Mist und in der Summe rechnet sich das - auch für die kostengünstigen Broker. Bei Robinhood liegt das Durchschnittsalter der Depotinhaber bei 31 und der Median der Portfoliogrößen bei lediglich 240 Dollar, die Kundenanzahl dagegen bereits bei über 30 Millionen.

Fonds und ETFs weiterhin sehr begehrt

Während junge Anleger vor allem Kryptowährungen und heiße Aktien aus der Wasserstoffbranche oder Fintechindustrie zocken, setzen ältere Aktionärsgruppen nach wie vor breiter diversifiziert und konservativer auf Anlageformen wie Fonds und ETFs. Diese Produkte machten auch 2020 die größte Gruppe aller Aktiensparer aus. Insgesamt legten 9,3 Millionen Menschen ihr Geld in aktienbezogenen Fonds und ETFs an, was jeder achten Person in Deutschland entspricht. Vor allem haben 2,2 Millionen Menschen mehr als 2019 im vergangenen Jahr via Fonds und ETFs in Aktien gespart. Dies entspricht einem sensationellen Anstieg von mehr als 30 Prozent.


Titel-09-03
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Zuletzt belastete zwar der Anstieg der Anleiherenditen die Aktienmärkte. Die Verzinsung der zehnjährigen US-Staatsanleihen kletterte zeitweise auf ein Zwölfmonatshoch. In Deutschland stieg die Inflationsrate überraschend stark auf 1,6 Prozent, während die zehnjährige Bundesanleihe bei minus 0,3 Prozent rentierte.

Daraus resultiert ein negativer Realzins von 1,9 Prozent. Der Zinsdruck wird somit immer größer. Solange es nach wie vor keine nachhaltige monetäre Trendwende gibt und weiterhin viel Liquidität der Notenbanken die Finanzmärkte flutet, wird der Anlagedruck hoch bleiben und den Aktienmarkt antreiben.

Dieser Artikel erschien zuerst am 09.03.2021 auf boerse-online.de

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