Der Erfolg berühmter Investoren taugt nicht nur für faszinierende Geschichten. Das Kalkül dieser fünf Börsenstars kann sich jeder Finanzprofi ins Depot holen.
27.08.2021 | 07:15 Uhr von «J. Billina, E. Eder, J. Gross, A. Hohenadl, C. Platt»
Hier finden Sie Teil 1 dieser Serie
Sie haben Reichtümer angehäuft und teilweise wieder verloren, haben Strategien geprägt und neue Anlageideen entdeckt. Nahezu jeder, der sich mit Geldanlage beschäftigt, stößt früher oder später auf die Namen von Börsenlegenden. Für manchen sind die berühmten Vorbilder sogar der Auslöser, sich selbst intensiver mit seinen Finanzen zu beschäftigen und mit dem Investieren zu beginnen.
Tatsächlich ist es immer wieder lehrreich, sich mit den Erfolgsrezepten der Stars auseinanderzusetzen. Die meisten Strategien funktionieren bis heute, manchmal leicht abgewandelt. Eine außergewöhnliche Performance über viele Jahre ist ein Indiz dafür, dass eine Anlagemethode auch in Zukunft aufgehen kann. Wer sich Wissen über die dahinterstehenden Personen aneignet, merkt in der Regel auch recht schnell, ob er oder sie sich mit dem Vorgehen identifizieren kann - oder es nicht der persönlichen Risikoneigung entspricht.
Natürlich gibt es viel mehr als nur fünf Börsenlegenden. Der ein oder andere Leser mag bestimmte Berühmtheiten vermissen oder die ausgewählten Investoren für bei Weitem nicht bedeutend genug erachten. Die Redaktion hat sich nicht nur für Jesse Livermore, Warren Buffett, Jim Rogers, Mark Mobius und Cathie Wood entschieden, weil sie außergewöhnlich erfolgreich waren oder sind, sondern auch, weil sie für bestimmte, sehr verschiedenartige Anlagestile stehen.
Zu jedem berühmten Investor beziehungsweise Investorin nennen wir mehrere Anlagevehikel, mit denen sich die jeweilige Börsenstrategie ganz unkompliziert ins Depot holen lässt. In diesem Sinne: Viel Erfolg bei der Geldanlage!
Obwohl Omaha in Nebraska ein verschlafenes Provinznest ist, hat es viele prominente Persönlichkeiten hervorgebracht. Fred Astaire, Marlon Brando und Malcolm X stammen von dort. Weltweit bekannt geworden ist die Stadt aber durch Warren Buffett, den wohl berühmtesten Investor der Welt, der bedingt durch seine Anlageerfolge "Orakel von Omaha" heißt. Dort ist der inzwischen 90-Jährige aufgewachsen und wohnt heute noch dort. Auch der Sitz seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway befindet sich in Omaha.
Buffett ist nicht nur wegen seiner Anlageerfolge eine Legende, sondern auch wegen seines für einen Milliardär bescheidenen Lebensstils. Noch immer wohnt er in einem schlichten Haus, das er 1958 für 31.500 Dollar gekauft hat. Neben seinem Investmentgenie hat Buffett einen einzigartigen Humor. Er besitzt das Talent, komplexe Zusammenhänge einfach und verständlich darzustellen, ohne belehrend zu wirken. Zudem ist er ein großer Philanthrop, der 85 Prozent seines Vermögens für wohltätige Zwecke spendet.
Zeitweilig war er der reichste Mann der Erde. Nun liegt er mit gut 90 Milliarden Dollar Vermögen laut Rangliste der Zeitschrift "Forbes" auf Platz 7. Gelernt hat er sein Handwerk bei Benjamin Graham, dem Urvater des Value-Investing, bei dem er studiert und gearbeitet hat.
Buffett übernahm aber nur Teile der Anlagephilosophie von Graham und entwickelte seinen eigenen Stil. Er ist wie sein Vorbild bestrebt, Unternehmen zu erwerben, die mit einem Abschlag auf ihren Inneren Wert gehandelt werden, um sie idealerweise für immer zu behalten.
Doch für ihn ist es auch bedeutend, dass die Firmen eine Marke darstellen, deren Geschäftsmodell nur schwer kopiert werden kann und deren langfristige Ertragsaussichten hervorragend sind. Es muss quasi ein Burggraben um das Geschäftsmodell gezogen sein. Daher seine Vorliebe für Firmen wie Coca- Cola oder American Express.
Am Beispiel des Möbelhändlers Nebraska Furniture Mart, den Buffett 1983 kaufte, erklärt er, dass er vor jedem Kauf überlegt, ob und wie er mit dem Unternehmen wetteifern könnte: "Ich würde lieber gegen Grizzlies kämpfen, als mit den Firmeneigentümern zu konkurrieren. Sie kaufen brillant ein, sie operieren mit Kostenrelationen, von denen Wettbewerber nicht einmal zu träumen wagen, nur um dann ihre Ersparnisse an die Kunden weiterzureichen", so Buffett.
Seine Entscheidungen trifft er erst nach gründlicher Analyse. Bilanzkennzahlen sind für ihn sehr wichtig. Dazu zählen: viel Eigenkapital, keine oder kaum Verschuldung, eine hohe Eigenkapitalrendite, hohe und stabile Gewinne über einen langen Zeithorizont, gute Erträge auf das investierte Kapital, hohe und steigende Ausschüttungen über Jahre oder sogar Jahrzehnte.
Zudem muss die Firma attraktiv bewertet sein und mit einem Sicherheitspuffer unter ihrem realen Geschäftswert zu erwerben sein. Buffett investiert langfristig nach dem Motto "Buy and Hold". Einer seiner Sprüche lautet: "Ich habe das meiste Geld verdient, indem ich auf meinem Hintern gesessen habe." Er wartet ab, handelt nicht kurzfristig und ist schon gar kein Trader.
Dabei geht er konzentriert vor, hat nur wenige Positionen. Derzeit machen Apple, Bank of America, American Express und Coca-Cola 70 Prozent des Portfolios bei seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway aus. Apple allein hat 40 Prozent Anteil. Dazu sagt er: "Zu viel des Guten ist einfach wunderbar."
Das Orakel von Omaha investiert nur in Firmen, die von kompetenten und ehrlichen Managern geleitet werden und deren Geschäftsmodell er vollständig versteht. Das brachte ihm den Vorwurf ein, dass er Techwerte wie Amazon oder Microsoft außen vor ließ. In den vergangenen Jahren hat er diese Ansicht revidiert und kräftig in Apple und auch mit einem kleinen Anteil in Amazon investiert. Er bezeichnete es inzwischen als Fehler, sich bei den beiden nicht früher engagiert zu haben.
Wer Buffetts Investmentstil kopieren will, kann die Aktie seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway erwerben. Sein konzentrierter Anlagestil ist aber nicht für alle Privatanleger geeignet.
Mit Fonds oder Zertifikaten, die seine Philosophie nachahmen, kann eine breitere Streuung erreicht werden. Etwa mit dem Acatis Aktien Global Value Fonds, der von Hendrik Leber und seinem Team gemanagt wird. Investiert wird global in Firmen, die nach Value-Maßstäben unterbewertet sind. Langfristig hat der Fonds eine Top-Performance.
Neu auf dem Markt ist das Select-Strategie-Zertifikat der UBS, das von der Vermögensverwaltung FFP aktiv gemanagt wird. Diese sucht nach Buffetts und Grahams Kriterien vorrangig in den USA und Europa nach Hidden Champions.
Drei Investments für Buffet-Fans
Name | ISIN | Rendite in % 5 Jahre | Anlagefokus |
---|---|---|---|
Acatis Aktien Global Fonds | DE0009781740 | 104,3 | Aktien weltweit |
Berkshire Hathaway B-Aktie | US0846707026 | 89,7 | US-Aktien |
Stand: 11.08.2021
Teil 3 dieser Serie am 30.08.2021 befasst sich mit der Anlagestrategie von Jim Rogers.
Dieser Artikel erschien zuerstam 21.08.2021 auf boerse-online.de
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