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Börse

SPAC: Am besten Finger weg!

Eine neue Finanzmode macht sich breit: Leere Investmenthülsen, die Geld von Anlegern einsammeln, um meist junge Unternehmen zu übernehmen.

17.05.2021 | 07:30 Uhr von «Stephan Albrech»

Diese börsennotierten SPACs sind für die Initiatoren ein Blankoscheck. Anleger kaufen die Katze im Sack. 2020 sammelten die Special Purpose Acquisition Companies (SPACs) in den USA 73 Milliarden Dollar von Anlegern ein – so viel wie nie. Dieser Rekord wurde bereits im ersten Quartal dieses Jahres mit fast 300 SPACs und einem Volumen von 88 Milliarden gebrochen.

In Europa steht der Trend noch am Anfang. Experten gehen davon aus, dass sich die Zahl der Europa-SPACs in den nächsten Monaten spürbar erhöhen dürfte. So wollen etwa die Briten die Regeln liberalisieren, um attraktiver für ein Listing zu werden.

Für den SPAC-Boom gibt es zwei gute Gründe. Erstens ist dieser Weg für Start-ups oder andere Firmen, die sich an einer Börse listen lassen wollen, deutlich schneller und günstiger als die Kooperation mit einer Investment-Bank. Wer von einem SPAC gekauft wird, kommt ruckzuck aufs Parkett. Zweitens hoffen etliche Anleger darauf, mit einem solchen Investment das große Los zu ziehen und richtig reich zu werden.

Eines dürfte klar sein: SPACs sind Börsendebüts (IPOs), bei denen die Anleger nicht einmal wissen, wer an die Börse geht! Schon IPOs sind mit Vorsicht zu genießen. Es liegt auf der Hand, dass dies bei SPACs, die früher von eher zweifelhaften Unternehmen genutzt wurden, erst recht zutrifft. Es gibt einen weiteren Grund, die Finger davon zu lassen: Anleger setzen mit SPACs voll auf die Fähigkeit der Geldsammler, zukunftsträchtige Firmen mit hohem Gewinnpotenzial auszumachen. Diese Rechnung kann aufgehen – oder das Investment kann ihnen auf die Füße fallen.

Die Finanzindustrie in den USA ist schon auf den Trend aufgesprungen und hat in den vergangenen Monaten drei Indexfonds (ETFs) auf den Markt gebracht. Ein Garant für den Erfolg ist die Streuung auf mehrere SPACs keineswegs. So ist der älteste ETF mit Auflegung im Oktober 2020 inzwischen wieder dort angekommen, wo er startete: bei 24 Dollar. Wer zum schlechtesten Zeitpunkt eingestiegen und dabeigeblieben ist, verbucht ein Minus von gut 30 Prozent. Auch bei den beiden anderen ETFs weisen die Kurven steil nach unten. Dessen ungeachtet kommen wohl auch in Europa bald ähnliche Angebote auf den Markt. Schließlich geht es der Finanzindustrie nicht in erster Linie darum, dass die Anleger Geld verdienen...

Wer junge Unternehmen kaufen und seinem Depot mehr Risiko beimischen will, ist zum Glück nicht auf IPOs und SPACs angewiesen. Eine Option wäre der Nasdaq Composite, ein Index mit mehr als 2.500 technologiegetriebenen Firmen. Jedoch gibt es in Deutschland unseres Wissens nur Indexfonds auf den Nasdaq 100, in dem sich die 100 größten Tech-Player versammeln. Zudem sind die kleineren Firmen im Vergleich zu den Big Boys im Nasdaq Composite nur sehr gering gewichtet.

Echte Alternativen sind daher zum einen Produkte, die auf Zukunftsmärkte fokussieren. So gibt es ETFs, die gleichgewichtet in jungen Sektoren wie Robotik, Digitale Medien, Zukunftsautos, Genomik oder Cloud Computing anlegen. Diese Investments sollten nicht zu hoch ausfallen und das Gesamtportfolio sinnvoll ergänzen.

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