In den vergangenen acht Wochen sind mehr als zwei Milliarden US$ aus Investmentfonds abgezogen worden, die in britische Unternehmen investieren. In Summe mussten Aktienfonds mit Schwerpunkt UK seit dem Brexit-Votum 23 Milliarden US$ zurückzahlen.
12.02.2019 | 13:00 Uhr
Auch im Königreich selbst ist der Absatz von Anteilen an Investmentfonds erheblich zurückgegangen: So wurden im vergangenen Jahr mit 7,2 Milliarden GBP sage und schreibe rund 85 % weniger Fonds verkauft als noch 2017, berichtet die britische Investment Association.
Mittlerweile bleiben weniger als 50 Tage bis zum Austritt Großbritanniens aus der EU und die Chancen für einen ungeregelten Brexit steigen immer höher, während Premierministerin Theresa May fast wöchentlich in Brüssel über Nachbesserungen an den Austrittsbedingungen verhandelt. Wie Saker Nusseibeh, Chef von Hermes Investment Management gegenüber den Financial News äußerte, werden Investoren auch weiterhin aus UK-Fonds flüchten, “solange der Brexit auf eine Klippe zusteuert”. Für nicht-Britische Anleger sei es vernünftig, kein Risiko einzugehen: “Ein harter Brexit wird der Wirtschaft einen schweren Schlag verpassen”. Die UBS hat bereits ihre Prognosen zum Wirtschaftswachstum in Großbritannien nach unten korrigiert: 1,5 % sollen es dieses Jahr werden, 2020 dann nur noch 1,2 %.
Doch selbst wenn Großbritannien wider Erwarten doch in der EU bliebe – der Schaden ist bereits angerichtet. Allein die Deutsche Bank verschiebt dem Vernehmen nach Assets im Wert von 400 Milliarden Euro von London nach Frankfurt, bei JPMorgan sind es 200 Milliarden. Auch die Bank of America Merrill Lynch, Citigroup und Goldman Sachs wollen aus London abwandern, um sich den Zugang zum europäischen Markt zu erhalten.
Mittlerweile sieht es so aus, als spielten die Briten auf Verlängerung nach Artikel 50 des EU-Vertrags. Diesem Szenario rechnen die Prüfer von Ernst & Young eine Chance von circa 60 Prozent zu, auch wenn ein neues Referendum mit einer Wahrscheinlichkeit von nur 15 Prozent mehr oder weniger vom Tisch ist.
Nach einer Untersuchung von Ernst & Young könnten mehr als 900 Milliarden Euro an Vermögenswerten auf das Festland abwandern – zusammen mit rund 7.000 Jobs. Das wäre ein schwerer Schlag für die britische Finanzindustrie, die 2017 rund 1,1 Millionen Leute beschäftigte und etwa sechs Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt. Und die Banken werden die Arbeitsplätze auch nicht wieder zurückbringen, selbst wenn der Brexit aufgehoben würde.
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