Der deutsche Fondsverband BVI hat ein Konzept entwickelt, um die Wertentwicklung geschlossener Fonds auf Basis des etablierten Ansatzes für offene Fonds zu berechnen. Damit sind erstmals Vergleiche zwischen offenen und geschlossenen Fonds wie auch innerhalb geschlossener Fonds.
01.06.2022 | 10:30 Uhr
Der Bedarf für einen einheitlichen Rechenansatz ergibt sich aus der Praxis, da viele Fondsgesellschaften inzwischen offene und geschlossene Fonds
verwalten. Vor allem institutionelle Anleger sind in beiden Fondstypen investiert
und profitieren von einem einheitlichen Verfahren für die Wertentwicklungsberechnung.
Bei der Übertragung des Rechenansatzes aus der offenen in die geschlossene
Welt waren Anpassungen erforderlich. Denn geschlossene Fonds haben eine andere Vorschrift zur Bewertungsfrequenz als offene Fonds. Zudem gibt es bei geschlossenen Fonds keine Möglichkeit, Auszahlungen (Ausschüttungen oder Substanzauszahlungen) wieder anzulegen. Die Methode des BVI überwindet beide
Hindernisse, indem es den Ansatz der offenen Fonds weiterentwickelt. Bei der für
geschlossene Fonds gesetzlich vorgegebenen Bewertungsfrequenz (einmal pro
Kalenderjahr) greift der Verband die Entwicklung in der Praxis auf, dass bei diesen Fonds freiwillig meist eine vierteljährliche oder monatliche indikative Ermittlung des Netto-Inventarwertes erfolgt.
Geschlossene und offene Fonds nähern sich an
Damit rückt die geschlossene Welt an die
offene Welt heran. Das aus Sicht des Anlegers bestehende Problem der fehlenden Wiederanlage von Auszahlungen löst der BVI, indem die Auszahlungen an
die Anleger rechnerisch einem Benchmark-Portfolio zugeführt werden, das mit
dem im geschlossenen Fonds verbleibenden Investment eine Einheit bildet. Es
dient in der Startphase eines geschlossenen Fonds zugleich als Topf für die noch
nicht abgerufenen Teile des ursprünglich zugesagten Eigenkapitals. Die Kombination aus einem indikativen Netto-Inventarwert und einem aus Fonds- sowie
Benchmark-Portfolio bestehenden Hybridportfolio lässt eine Performancemessung analog zur offenen Welt zu. Das 48-seitige Papier des BVI gibt neben der
Berechnungsmethode eine Zusammenfassung des aktuellen Forschungsstandes, Beispielrechnungen und Anregungen für die praktische Umsetzung. (jk)
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