Im ersten Quartal schütten die Unternehmen weltweit so viel Dividenden aus wie noch nie, wobei die USA, Kanada und Dänemark Quartalsrekorde aufstellten. Auch für das Gesamtjahr wird noch einmal ein dickes Plus erwartet. Doch der Gegenwind nimmt zu.
24.05.2022 | 12:30 Uhr
Laut dem aktuellen Janus Henderson Global Dividend Index stiegen die weltweiten Dividenden im ersten Quartal um 11 Prozent auf insgesamt 302,5 Milliarden US-Dollar – ein Rekord für die saisonal typischen ruhigeren ersten drei Monate des Jahres. Das bereinigte Wachstum war mit 16,1 Prozent sogar noch höher. Die Analyse von Janus Henderson zeigt, dass sich die Ausschüttungen seit 2009, als der Index eingeführt wurde, mehr als verdoppelt haben.
Das Wachstum ist teilweise auf die kontinuierliche Normalisierung der Ausschüttungen nach den pandemiebedingten Beeinträchtigungen zurückzuführen. Im ersten Quartal 2021 gab es erhebliche Dividendenkürzungen, sodass die Vergleichsbasis relativ niedrig ist. Das Wachstum im ersten Quartal 2022 spiegelt jedoch auch den robusten wirtschaftlichen Aufschwung nach der Pandemie wider, der in weiten Teilen der Welt im Jahr 2021 und bis Anfang dieses Jahres stattfand. Weltweit haben 81 Prozent der Unternehmen, die im ersten Quartal Ausschüttungen vornahmen, ihre Dividende im Vergleich zum Vorjahr erhöht, und weitere 13 Prozent haben sie konstant gehalten.
Prognose angehoben
Janus Henderson hält angesichts der unsicheren globalen Wirtschaftsaussichten und der zunehmenden geopolitischen Risiken an seinen Erwartungen für die restlichen Quartale des Jahres fest. Durch die Einbeziehung der guten Zahlen für das erste Quartal werden die Prognosen für das Jahr jedoch leicht angehoben. Für 2022 erwartet Janus Henderson nun, dass die weltweiten Dividenden 1,54 Billionen US-Dollar erreichen werden, was einem Gesamtanstieg von 4,6 Prozent und einem bereinigten Anstieg von 7,1 Prozent entspricht.
„In Deutschland ist das erste Quartal bei Dividendenzahlungen saisonbedingt immer etwas ruhiger. Da jedoch Siemens und Infineon Technologies ihre Ausschüttungen nach den pandemiebedingten Kürzungen wieder in vollem Umfang vorgenommen haben, sind die deutschen Gesamtausschüttungen bereinigt dennoch um 16,8 Prozent gestiegen. Wir gehen davon aus, dass die Dividenden im zweiten Quartal noch stärker wachsen“, so Daniela Brogt, Head of Sales für Deutschland und Österreich bei Janus Henderson Investors.
USA, Kanada und Dänemark stellen neue Quartalsrekorde auf, Asien tut sich hingegen schwer
Alle Regionen verzeichneten ein zweistelliges Wachstum, wobei die USA, Kanada und Dänemark neue Quartalsrekorde aufstellten. Die US-Ausschüttungen stiegen bereinigt um 10,4 Prozent auf einen neuen Rekord von 141,6 Milliarden US-Dollar. 99 Prozent der im Index vertretenen US-Unternehmen erhöhten ihre Dividenden oder hielten sie konstant; 2021 waren es noch 90 Prozent. Auch die kanadischen Dividenden erreichten einen neuen Rekord: Sie stiegen bereinigt um 14,0 Prozent auf 13,4 Milliarden US-Dollar. 97 Prozent der kanadischen Unternehmen im Index erhöhten ihre Dividenden, wobei Ölproduzenten und Banken die wichtigsten Treiber waren. Die größte einzelne Dividendenerhöhung kam vom dänischen Schifffahrtskonzern Moller-Maersk, der vor allem von den weltweiten Lieferkettenunterbrechungen profitiert hat. Diese eine Ausschüttung ist für das Rekordquartal in Dänemark verantwortlich. Eine deutliche Schwäche zeigten die Ausschüttungen in Teilen Asiens, z. B. in Hongkong, wo Lockdowns das Wirtschaftswachstum weiterhin beeinträchtigen.
Bergbauunternehmen werden auch 2022 maßgeblich zu den Dividenden beitragen
Alle Sektoren haben im Jahresvergleich zugelegt. Unter den großen Sektoren verzeichneten die Dividenden aus dem Öl- und Bergbausektor im ersten Quartal das schnellste Wachstum. Die Bergbauausschüttungen stiegen auf Gesamtbasis um 29,7 Prozent, was in diesem Fall – angesichts der jüngsten Bedeutung einmaliger Sonderdividenden für diesen stark zyklischen Sektor – derzeit ein besseres Maß ist als unsere bereinigte Zahl (+38 Prozent). BHP wird 2022 das zweite Jahr in Folge der weltweit größte Dividendenzahler sein.
In den letzten fünf Jahren waren die weltweit fünf wichtigsten dividendenzahlenden Sektoren Banken, Ölproduzenten, Pharmazeutika, Telekommunikationsunternehmen und Versicherungsgesellschaften. Bergbauunternehmen lagen über die gesamten fünf Jahre an siebter Stelle, stiegen aber im vergangenen Jahr auf den dritten Platz. Es ist klar, dass die Bergbauunternehmen auch 2022 einen wichtigen Beitrag leisten und möglicherweise erstmals mehr als 100 Milliarden US-Dollar an Dividenden ausschütten werden. Sowohl die Öl- als auch die Metallpreise wurden nach der russischen Invasion in die Ukraine nach oben getrieben, was das Dividendenwachstum in diesen Sektoren vorerst sichern wird.
Jane Shoemake, Client Portfolio Manager Global Equity Income, sagt: „Die weltweiten Dividenden hatten einen guten Jahresauftakt 2022, unterstützt durch die besondere Stärke des Öl- und Bergbausektors. Dennoch haben wir ein Wachstum auf sehr breiter Basis, über verschiedene Sektoren und Regionen hinweg, gesehen. Die Weltwirtschaft steht jedoch vor zahlreichen Herausforderungen: der Krieg in der Ukraine, zunehmende geopolitische Spannungen, hohe Energie- und Rohstoffpreise, eine rasante Inflation und ein steigendes Zinsumfeld. Der daraus resultierende Abwärtsdruck auf das Wirtschaftswachstum wird sich auf die Unternehmensgewinne in verschiedenen Sektoren auswirken.“
„Diese Herausforderungen bedeuten auch eine größere Unsicherheit, die sich auf die Entscheidungsfindung der Unternehmen auswirken dürfte. Die Auswirkungen auf die Dividenden werden sich wahrscheinlich erst nach 2022 zeigen. Es ist jedoch wichtig zu berücksichtigen, dass Dividenden weit weniger volatil sind als Gewinne. Letztere entwickeln sich in der Regel über den Konjunkturzyklus hinweg dramatisch, während die Dividenden tendenziell viel stabiler sind. Die Tatsache, dass die Dividenden bereits den Höchststand vor der Pandemie überschritten haben, ist Teil einer längerfristigen Entwicklung, die zeigt, dass sich Dividenden langfristig als zuverlässige Quelle für Einkommenswachstum erwiesen haben. Darüber hinaus bedeutet dieses Wachstum, dass Dividenden – anders als Bareinlagen – einen gewissen Inflationsschutz bieten.“ (pg)
Diesen Beitrag teilen: