Thomas Schüßler über das Comeback des DWS Top Dividende und seine Anlageideen für unruhige Zeiten.
10.08.2022 | 07:30 Uhr von «Ronny Kohl»
TiAM:
Herr Schüßler, der DWS Top Dividende erlebt gerade ein Comeback hinsichtlich
der relativen Performance und des Anlegerinteresses. Was ist der Grund?
Thomas Schüßler: Das liegt spannenderweise gar nicht am Fonds selbst. Die Fondsstrategie ist im Vergleich zum letzten und auch vorletzten Jahr weitgehend unverändert. Der Hauptgrund für das Comeback ist das komplett gedrehte Marktumfeld. So etwas habe ich in meiner Karriere zwar schon häufiger erlebt, aber noch nie mit der Gewalt wie dieses Mal.
TiAM: Was ist jetzt anders?
Plötzlich nehmen Investoren wieder wahr, dass es Risiken gibt. Viele hatten das im letzten und vorletzten Jahr völlig ausgeblendet. Mittlerweile setzen Investoren wieder mehr auf Dividenden, niedrige Bewertungen und solide Firmen und weniger auf gute Stories und reines Momentum. 2020 und 2021 war das Marktumfeld ausgesprochen spekulativ, in diesem Jahr ist es von großer Nüchternheit geprägt.
TiAM: Wer kauft Ihren Fonds?
Grundsätzlich möchte ich sagen, dass der Top Dividende der DWS-Fonds ist, der – europaweit – die meisten Anleger hat. Unsere Investoren suchen einen Fonds, der viel ausschüttet – beim DWS Top Dividende sind es gut drei Prozent jedes Jahr – und der sie in schwierigen Phasen einigermaßen ruhig schlafen lässt. Das heißt, Sie wollen wenig Schwankungen. Wir haben in den beiden letzten Jahren eine positive Rendite erzielt, trotzdem waren es im Vergleich zum Gesamtmarkt zwei schlechte Jahre. Wenn man dann nur fünf Prozent der Anlagegelder verliert, ist das sehr wenig. Unsere Investoren sind also auch äußerst loyal, denn ein guter Teil des Kapitals ist schon wieder da.
TiAM: Mit welcher Rendite kann ein Investor bei Ihnen dauerhaft rechnen?
Seit seiner Auflegung 2003 hat der Fonds rund neun Prozent pro Jahr verdient. Für ein defensives Produkt ist das exorbitant viel. Fairerweise muss ich dazusagen, dass wir nach dem Platzen der Tech-Blase zu extrem günstigen Kursen gestartet sind und die Performance-Messung bis Anfang dieses Jahres reicht, als die Märkte Höchststände markiert hatten. Neun Prozent schaffen wir in den nächsten sieben bis acht Jahren nicht. Aber ich denke acht Prozent pro Jahr sind drin, weil der Fonds etwas mehr als die Hälfte seiner Rendite aus reinvestierten Dividenden produziert – mit einer Dividendenrendite von drei bis vier Prozent – und nur die andere Hälfte aus Kursgewinnen. Das ist das, was Anleger in normalen Zeiten erwarten können.
TiAM: Mit Betonung auf „normale Zeiten“?
Das ist richtig. In den nächsten Jahren dürften wir etwa bei der Hälfe rauskommen – aber mit einem einigermaßen niedrigen Risikobudget.
TiAM: Aber das auch nur dann, wenn Ihre Aktien die erwarteten Ausschüttungen liefern. Viele Marktteilnehmer erwarten eine rezessive wirtschaftliche Entwicklung mit Gewinnrevisionen und Dividendenkürzungen.
Eine Rezession heißt nicht automatisch Dividendenausfälle. Eine Rezession führt zunächst zu Gewinnrückgängen. Nur wenn diese ein hohes Ausmaß erreichen, kommt es zu Dividendenkürzungen – wie etwa bei der globalen Finanzkrise 2008, 2009. Da gab es Kürzungen zwischen zehn und 15 Prozent. Allgemein kann man sagen, dass in einer normalen Rezession Gewinnrückgänge von 30 Prozent zu Dividendenkürzungen von fünf Prozent, maximal zehn Prozent im gesamten Markt führen. Im Top Dividende haben wir aber nicht den gesamten Markt, wenn überhaupt dann nur eine Handvoll Dividendenkürzer. Das beeinflusst die Dividendensumme im Fonds nicht.
TiAM: Das heißt, Sie sind tiefenentspannt?
Zum einen habe ich schon einige Krisen erlebt. 2008 etwa, während der bereits erwähnten globalen Finanzkrise haben viel mehr Unternehmen die Dividende erhöht als gekürzt. Zum anderen haben wir die Allokation des Fonds entsprechend gestaltet. Unser Rückgrat besteht darin, dass wir in Werte investieren, die nicht so konjunkturabhängig sind und auch in einer schweren Rezession ihre Gewinne und Margen halten. Das sind in der Regel Pharmaaktien, Konsumwerte, Versorger, oder Telekommunikationsunternehmen. Rund die Hälfte des Fonds steckt in solchen Titeln.
TiAM: Lassen Sie uns über die andere Hälfte sprechen. Womit runden Sie das Portfolio ab?
Hier finden sich zum Beispiel Finanzwerte, die sicher nicht zu den Langweilern zählen. Ihre Dividenden, vor allem die der Versicherer, sind hoch und die Bilanzen ausgezeichnet. Im Gegensatz zu 2008 sind heute die Banken und Versicherer gut kapitalisiert. Eine Finanzkrise steht uns meiner Meinung nach nicht bevor. Immerhin profitiert dieser Bereich – Banken und Versicherer gleichermaßen – von steigenden Zinsen, im Gegensatz zu Industriewerten, die davon nicht profitieren.
TiAM: Wie ordnen Sie Konsum ein?
Wir unterscheiden zwischen dem wenig zyklischen Konsum, den wir hoch gewichtet haben, und dem zyklischen Konsum, bei dem die Position deutlich kleiner ausfällt. Aktien von Luxusgüteranbietern halten wir aktuell nicht, die sind zurzeit zu teuer. Das ist für uns ein bekanntes Szenario: Wenn irgendwo eine Party steigt, wie aktuell im Luxussegment, dann liegen die Dividendenrenditen bei ein bis zwei Prozent und sind für uns uninteressant. Das ist die Spaßbremse bei einem Fonds, wie dem unseren.
TiAM: Was ist sonst noch sportlich in Ihrem Fonds?
Wir halten einige Technologietitel, insbesondere Halbleiterhersteller. Was uns aber wirklich von anderen Anbietern abhebt, ist, dass wir relativ viele Rohstoffaktien im Portfolio haben. Wenn ich alles zusammenzähle, komme ich auf rund ein Viertel des Fondsvolumens.
TiAM: Das ist viel, vor allem wenn man bedenkt, dass Rohstoffaktien in letzter Zeit gar nicht angesagt waren.
Ich halte die Rohstoffaktien schon etwas länger. Ich habe vor etwa zwei Jahren damit begonnen, größere Positionen aufzubauen. Andere haben Tech-Aktien aufgestockt, ich Rohstoffaktien
TiAM: Warum ausgerechnet Rohstoffaktien?
Zum einen hatte ich den Sektor schon immer im Blick. Im letzten Rohstoffzyklus von 2003 bis 2008 habe ich für unsere Anleger damit gutes Geld verdient. Zum anderen gab es in den letzten Jahren einen Bärenmarkt für Rohstoffe und irgendwann musste es wieder nach oben gehen, weil ein Unterinvestieren über eine so lange Zeit massive Folgen hat. Vor allem dergestalt, dass jede leichte Erholung der Nachfrage kein Angebot mehr findet. Genau das ist passiert. Hinzu kommt, dass die monetäre Hyperstimulierung irgendwann eine Inflation auslösen musste. Und Rohstoffe sind historisch betrachtet nun einmal der beste Sektor, um sich gegen Inflation abzusichern.
Fondsdaten
Kategorie | Dividendenfondfonds international |
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KVG | DWS Investment GmbH |
Fondsmanager | Thomas Schüßler |
ISIN (thesaurierend) | DE0009848119 |
Auflegung | 28.04.2003 |
Fondsvermögen (per 10.05.2022) | 19,5 Mrd. Euro |
Ausgabeaufschlag | 5,00% |
Laufende Kosten p. a. | 1,45% |
Performance 1 Jahr (per 10.05.2022) | 11,40% |
Volatilität 1 Jahr (per 10.05.2022) | 7,71% |
FondsNote | 3 |
Eco-Rating | E |
ESG-Status | Artikel 8 |
Internet | www.dws.de |
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