Beim am Freitagabend veröffentlichten Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission überwogen mit Blick auf Gold-Futures eindeutig die negativen Vorzeichen.
10.02.2022 | 07:00 Uhr von «Jörg Bernhard»
So musste zum Beispiel das allgemeine Interesse an Gold-Futures in der Woche zum 1. Februar den heftigsten Einbruch seit April 2019 hinnehmen. Die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) verzeichnete nämlich auf Wochensicht einen ausgesprochen heftigen Rückgang von 572.100 auf 515.300 Futures (-9,9 Prozent). Noch desaströser entwickelte sich der Optimismus Terminmarktprofis, was vor allem auf die massiven Verkäufe großer Terminspekulanten (Non-Commercials) zurückzuführen war. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten schlug sich dies in einem massiven Einbruch von 249.750 auf 201.300 Kontrakte (-19,4 Prozent) nieder. Dies stellte das höchste Wochenminus seit Mai 2019 dar.
Großspekulanten haben besonders stark auf einen fallenden Goldpreis gewettet, schließlich fuhren sie ihre Long-Seite um 37.400 Futures zurück und verstärkten zugleich ihr Short-Engagement um 10.600 Kontrakte. Dies ließ deren Netto-Long-Position von 220.150 auf 172.100 Futures (-21,8 Prozent) regelrecht einbrechen. Keine nennenswerte Stimmungsveränderung gab es hingegen unter den Kleinspekulanten (Non-Reportables) auszumachen. Deren Netto-Long-Position hat sich nämlich von 29.600 auf 29.200 Futures (-1,4 Prozent) lediglich leicht reduziert. Der Verkaufsdruck sämtlicher Terminspekulanten bescherte dem Goldpreis in der Woche zum 1. Februar einen Verlust von 2,8 Prozent, was angesichts der Stärke des Ausverkaufs als relativ moderat anzusehen ist. Offensichtlich will der Krisenschutz einfach nicht in tiefere Preisregionen abtauchen.
In jedem Jahr ermittelt die London Bullion Market Association die treffsichersten Analysten hinsichtlich ihrer prognostizierten Kursziele für Edelmetalle Gold, Silber, Platin und Palladium. Am vergangenen Dienstag wurde das Ergebnis der Analystenumfrage veröffentlicht. Für das laufende Jahr ergab sich für den Goldpreis auf Basis von 28 Analystenprognosen ein Durchschnittswert in Höhe von 1.801,90 Dollar. Wenn man bedenkt, dass sich im Vorjahr ein Mittelwert von 1.798,60 Dollar eingestellt hat, kann man den Experten derzeit keinen sonderlich stark ausgeprägten Optimismus attestieren. Bei der Frage nach der erwarteten Tradingrange reichten die prognostizierten Jahrestiefs von 1.500,00 bis 1.783,00 Dollar, während hinsichtlich der Jahreshochs Extremwerte von 1.800,00 bis 2.280,00 Dollar genannt wurden. In ungefähr einem Jahr wird dann der treffsicherste Analyst gekürt, der als Belohnung einen goldenen Unzenbarren der Marke "PAMP" erhalten wird.
Am gestrigen Montag überwand der Goldpreis seine langfristige 200-Tage-Linie und generierte dadurch ein charttechnisches Kaufsignal. Doch allzu mutig sollten Investoren deshalb lieber nicht werden, schließlich folgten auf die zahlreichen vorherigen Einstiegssignale dieser Art keine dauerhaften Ausbrüche nach oben. Aktuell bewegt sich der Krisenschutz nach wie vor innerhalb seiner seit mehr als einem Jahr andauernden Keil-Formation. Sollte das gelbe Edelmetall über 1.850 Dollar ansteigen, wäre dies als klarer Trendausbruch nach oben anzusehen. Einen gewissen Grundoptimismus können goldinteressierte Anleger mit dem Umstand rechtfertigen, dass die 200-Tage-Linie eindeutig nach oben tendiert. In der Chartlehre wird dies nämlich als Trendfolgesignal interpretiert.
Dieser Artikel erschien zuerst am 08.02.2022 auf boerse-online.de
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