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Edelmetalle

Silber: Ernüchterung unter den Terminmarktprofis

Losgelöst von der seit Freitag zu beobachtenden Kaufwelle herrschte bei Silber-Futures in den vergangenen beiden Wochen ein massiver Verkaufsdruck.

07.12.2021 | 07:15 Uhr von «Jörg Bernhard »

Die wachsende corona-bedingte Unsicherheit in der Finanzwelt macht auch vor Silber-Futures nicht Halt. So weist zum Beispiel der am Freitagabend veröffentlichte Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde CFTC für die Woche zum 30. November zum zweiten Mal in Folge einen markant nachlassenden Optimismus unter den spekulativen Marktakteuren aus. Bergab ging es aber auch mit dem allgemeinen Interesse an Silber-Futures. Die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) hat sich nämlich innerhalb einer Woche von 149.600 auf 138.000 Kontrakte (-7,8 Prozent) reduziert. Erheblicher Verkaufsdruck war sowohl unter großen als auch unter kleinen Terminspekulanten auszumachen. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) dieser spekulativen Marktakteure stellte sich im Berichtszeitraum ein Rückgang von 57.000 auf 52.000 Kontrakte (-8,7 Prozent) ein. Damit schwächte sich die Zuversicht in diesem Jahr um mehr als 30 Prozent ab.

Sowohl Großspekulanten (Non-Commercials) als auch Kleinspekulanten (Non-Reportables) haben im Berichtszeitraum ihre Long-Seite deutlich stärker zurückgefahren als ihr Short-Engagement. Dadurch hat sich die Netto-Long-Position großer Terminspekulanten von 40.100 auf 38.400 Futures (-4,2 Prozent) ermäßigt. Unter kleinen Terminspekulanten nahm die Skepsis indes deutlich stärker zu. Ihre Netto-Long-Position verzeichnete innerhalb einer Woche ein Minus von 16.900 auf 13.600 Futures (-19,5 Prozent). Nun darf man gespannt sein, welcher Aspekt den Silberhandel künftig stärker beeinflussen wird - die Konjunktursensitivität oder das Bedürfnis nach Vermögensschutz in Form von "edlen Sachwerten" wie Silber.

Silber wird in der Finanzwelt häufig als "Zwitter" bezeichnet, weil es zum einen als Investment für verunsicherte Investoren und zum anderen aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften in diversen Industrien stark nachgefragt wird. Neben seiner guten elektronischen Leitfähigkeit und Wärmeleitfähigkeit sowie seinem hohen Reflexionsgrad kommt es auch in der Medizin und bei der Wasseraufbereitung verstärkt zum Einsatz. Verglichen mit anderen Industriemetallen kann man die diesjährige Performance aber als relativ enttäuschend ansehen. Seit dem Jahreswechsel hat das Edelmetall auf Dollarbasis 14 Prozent verloren, während im selben Zeitraum bei Industriemetallen Wertzuwächse von bis zu 92 Prozent (Zinn) erzielt wurden.

Silber: Charttechnischen Boden im Blick behalten

Aus charttechnischer Sicht befindet sich der Silberpreis weiterhin in einer relativ prekären Lage, schließlich notiert das Edelmetall derzeit nicht sonderlich komfortabel über der wichtigen Unterstützungszone von 22 Dollar. Da Silber über eine relativ hohe Kursschwankungsintensität (Volatilität) verfügt, kann ein Verletzen dieses Bodens nicht ausgeschlossen werden. Im Falle einer erfolgreichen Bodenbildung würde sich jedoch die Wahrscheinlichkeit für eine technische Erholung spürbar erhöhen. Als Belastung des Marktsentiments kann man allerdings die eindeutig abwärts gerichtete Tendenz der langfristigen 200-Tage-Linie einstufen. Damit diese wieder nach oben dreht und dadurch ein Trendwechselsignal auslöst, ist jedoch eines zwingend erforderlich: Die Durchschnittslinie sollte möglichst deutlich und dauerhaft überwunden werden. Dann würden nämlich die charttechnischen Kaufargumente wieder eindeutig die Oberhand gewinnen. Bis dahin sollten Anleger erst einmal abwarten, ob eine erfolgreiche Bodenbildung gelingen wird.

Dieser Artikel erschien zuerst am 07.12.2021 auf boerse-online.de

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