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Edelmetalle

Silber: Terminmarktprofis fliehen massenhaft in Futures

Der aktuelle Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde CFTC wies unter großen Terminspekulanten den stärksten Optimismus seit Mitte November aus.

08.03.2022 | 07:15 Uhr von «Jörg Bernhard »

Überraschenderweise hat sich in der Woche zum 1. März das allgemeine Interesse an Silber-Futures spürbar reduziert. Bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) war gegenüber der Vorwoche ein Rückgang von 163.700 auf 157.400 Kontrakte (-3,9 Prozent) zu beobachten. Während große Terminspekulanten (Non-Commercials) im Berichtszeitraum deutlich optimistischer wurden, wuchs unter Kleinspekulanten (Non-Reportables) die Skepsis. Per Saldo war bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten ein kräftiges Wochenplus von 43.700 auf 57.150 Kontrakte (+30,7 Prozent) registriert worden, was dem stärksten Zuwachs seit viereinhalb Monaten entsprach.

Eine regelrechte Kaufwelle gab es unter Großspekulanten zu beobachten, die innerhalb einer Woche ihr Long-Exposure um 12.400 Futures aufgestockt und zugleich ihr Short-Exposure um 2.200 Futures reduziert haben. Dies bescherte deren Netto-Long-Position ein dickes Wochenplus von 30.300 auf 44.950 Kontrakte (+48,3 Prozent). Abgeschwächt wurde diese Entwicklung durch die Transaktionen der Kleinspekulanten. Deren Netto-Long-Position hat sich nämlich auf Wochensicht von 13.400 auf 12.200 Futures (-9,0 Prozent) reduziert. Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass nicht nur Gold, sondern auch sein "kleiner Bruder Silber" derzeit als Krisenwährung stark gefragt ist.

Nach zwei Jahren Pandemie drohen der Weltwirtschaft durch den Angriff Russlands auf sein Nachbarland Ukraine noch mehr Turbulenzen. Aufgrund der Sanktionen westlicher Staaten gegen Russland gibt es bereits massive Liefer- und Logistikprobleme. So können derzeit Schiffe nicht die ukrainischen Häfen im Schwarzen bzw. Asowschen Meer ansteuern und russisches Öl und andere Rohstoffe finden keine Abnehmer. Russische Flugzeuge erhalten keine Ersatzteile westlicher Flugzeughersteller und müssen zudem um zahlreiche Länder aufgrund der Überflugverbote einen großen Bogen machen. Russland gilt nämlich nicht nur bei Öl und Gas als wichtiger Player, auch im Bereich Palladium, Aluminium und Nickel spielt das Land bei der Versorgung mit Rohstoffen eine wichtige Rolle. Selbst bei Silber galten die Russen im Jahr 2020 mit einer Fördermenge von 42,5 Millionen als sechstgrößter Silberproduzent. Grundsätzlich dürfte sich der Inflationsdruck in den kommenden Monaten weiter erhöhen. Am vergangenen Mittwoch wurde für die Eurozone eine rekordhohe Inflation von 5,8 Prozent p.a. gemeldet. Sollte der Krieg die Weltkonjunktur stark ausbremsen, droht eine Stagflation - also die Kombination von hoher Geldentwertung und geringem Wachstum. In solchen Phasen sind Gold und Silber erfahrungsgemäß besonders stark gefragt.

Silber: 15-Prozent-Rally in kurzer Zeit

Erstmals seit Mitte vergangenen Jahres "kratzte" der Silberpreis wieder einmal an der Marke von 26 Dollar und rutschte danach wieder ab. Eines ist in den vergangenen Wochen allerdings eindrucksvoll gelungen: Die langfristige 200-Tage-Linie wurde deutlich übersprungen, was chartorientierte Investoren als besonders starkes Kaufsignal interpretieren. Sollte die Durchschnittslinie nun auch noch nach oben drehen, wäre dies als weiteres Trendwechselsignal zu sehen. Oberhalb von 26 Dollar warten nun aber markante Widerstände, deren Überwinden relativ schwierig werden dürfte, zumal nach der rasanten Rally um 15 Prozent die Gefahr einer technischen Korrektur nicht von der Hand zu weisen ist. Ein massiver Silberpreisverfall droht angesichts des russischen Kriegs gegen die Ukraine und der allgemein angespannten Versorgungslage im Rohstoffsektor derzeit eher nicht.

Dieser Artikel erschien zuerst am 07.03.2022 auf boerse-online.de

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