Jüngste Nachrichten aus dem Bereich der erneuerbaren Energien zeichnen sequenziell ein sich eintrübendes Bild der Energiewende
12.12.2023 | 12:15 Uhr von «Patrick Vogel»
Die Photovoltaikindustrie sendet Mitte September einen Hilferuf an die Europäische Kommission. Die rasant sinkenden Preise machen der Industrie zu schaffen: Innerhalb eines Jahres fiel der Preis um mehr als 35 Prozent auf 15 Cent pro Watt. Der CEO des Schweizer Solarzellenherstellers Meyer-Burger, der auch eine Fertigung im sächsischen Freiberg betreibt, berichtet von einem „noch nie da gewesenen Preiskrieg“. Treiber seien unter anderem die chinesischen Anbieter, die mit ihren niedrigen Produktionskosten und deutlich größeren Kapazitäten den europäischen Markt unter Druck setzen.
Doch auch auf der anderen Seite des Atlantiks sind Wolken über der Branche aufgezogen: Größere Investitionen seitens des Konsumenten verzögern sich – Sparen steht hier wegen der hohen Inflation im Vordergrund. Größere Projekte von Unternehmen und Versorgern werden weiterhin umgesetzt, doch auch hier wird der Kostendruck spürbar. Die gestiegenen Zinsen fordern ihren Tribut, sodass an anderen Stellen gespart werden muss. Verzögerungen, Stornierungen oder höherer Kostendruck auf die Branche sind die Konsequenz. Denselben Gegenwind spüren auch andere Erneuerbare-Energie-Sektoren: Auf der „Husum Wind“, dem Branchentreffen im Norden Deutschlands, sagte Siemens-Gamesa-Chef Jochen Eickholt in einer Diskussionsrunde mit den vier größten Turbinenherstellern Europas: „Wir schreiben im Moment alle rote Zahlen.“ Und das, obwohl das Wachstum eigentlich programmiert ist. Doch bei der Umsetzung der politischen Ziele hinkt die Wirtschaft den Ambitionen hinterher. Sei es bei der Kapazität an neuen Turbinen, deren Fundamenten oder den nötigen Häfen.
Die Politik ist nun gefordert, ein Umfeld zu schaffen, welches die nötigen Investitionen wirtschaftlich attraktiv gestaltet, um die Energiewende tatsächlich zu vollziehen. Von einem Pakt für die Windenergie sprach EU-Präsidentin von der Leyen bereits in ihrer Rede zur Lage der Union Mitte September und schürte damit erste Hoffnungen.
Um dem schleppenden Ausbau der erneuerbaren Energien Tempo zu verleihen, muss zuvor die Energieinfrastruktur angepasst werden. Der Anschluss an das Netz ist die eine Seite: So warten zum Beispiel in Spanien mehr als 100 Gigawatt an erneuerbaren Projekten auf den Netzanschluss, in Rumänien weitere 50 Gigawatt. Auf der anderen Seite sollte der Netzausbau erfolgen, bevor es zu Überlastungen kommt, denn der Umstieg auf Elektroautos erhöht drastisch den Stromverbrauch der Haushalte, hinzu kommt die Umrüstung auf elektrisch betriebene Wärmepumpen. Die Investitionen hierfür wurden bereits angeschoben und sind in den Auftragsbüchern der Ausrüster zunehmend vorzufinden.
Dabei reichen die Entwicklungspläne von nötigen Kabeln über Strommasten bis hin zu Umspannwerken und Speicherlösungen. In vielen dieser Sektoren finden sich Firmen, die solide Bilanzen vorweisen und somit auch das zukünftige Wachstum stemmen können. Entgegen der üblichen Interpretation, dass sogenannte Pure Player – also Unternehmen mit dem Fokus auf einen Markt oder ein Produkt – erfolgreicher seien, kann es im Umfeld hoher Zinsen und Kostendruck der Kundschaft von Vorteil sein, ein diversifiziertes Geschäftsmodell zu betreiben, welches die Gewinne der Unternehmen robuster durch wirtschaftliche Zyklen geleiten kann.
Das Konzept des TBF Smart Power
Das Konzept des TBF Smart Power basiert auf der gesamten Wertschöpfungskette des Energiesektors und nicht starr auf einem Teilbereich. So können beispielsweise Investitionen in den Bereichen der Energieerzeugung getätigt werden. Darunter fallen etwa die angesprochenen Sektoren der Wind- und Photovoltaikindustrie. Aber auch Energieträger zählen zum Investmentuniversum. Hier sind Speicherlösungen oder auch das Thema Wasserstoff und LNG eng an das Thema Netzausbau geknüpft. Zudem können weitere Themenfelder wie die aufkommende Beimischung von Biokraftstoffen zu Kerosin Berücksichtigung in der Allokation finden. Aufgrund der aktuellen schwachen Entwicklung der Auftragsbestände und der verbesserungswürdigen Preissetzungsmacht der jeweiligen Unternehmen ist der Fonds im Bereich der Erzeugung zurzeit untergewichtet.
Mit einem Anteil von circa zwei Dritteln ist der Sektor Übertragung im Portfolio allokiert. Hier sind die Aktien von Unternehmen aus dem Bereich der Infrastrukturinvestments hervorzuheben. Altbewährte Unternehmen haben hier ein margenstarkes Geschäft vorzuweisen: Die Auftragsbücher sind teilweise auf Rekordniveaus, die Profitabilität steht aber auch weiterhin im Fokus, weshalb auf Wachstum um jeden Preis verzichtet wird. Zusätzlich ist neben dem Ausbau der Netze auch das Energiemanagement ein profitabler Bereich. Dies verleiht dem Fonds die Möglichkeit, von zugrunde liegenden säkularen Trends der Automatisierung und des Ausbaus von Datencentern zu profitieren. Der Anteil der Übertragung wirkte sich 2023 positiv auf die Entwicklung des Fonds aus, da er das Portfolio nicht nur stabilisieren konnte, sondern auch die Schwäche in der Sparte Energieerzeugung ausglich.
Das Ergebnis des TBF Smart Power kann sich daher sehen lassen: Wie in den vergangenen Jahren konnte der Fonds auch dieses Jahr bisher ein positives Ergebnis vorweisen und sich von der Konkurrenz durch seine Stabilität und den konservativen Ansatz abheben. Die Energiewende und damit die zugehörige Energieinfrastruktur werden in den kommenden Dekaden weiterhin ein dominierendes Thema mit großem Wachstumspotenzial sein. Die weltweiten Bemühungen um die Erreichung der 1,5-Grad-Ziele werden zu einem starken Umbau der Wirtschaftssysteme führen und damit dem TBF Smart Power die Möglichkeit geben, von den nötigen Investitionen zu profitieren.
BREITES INVESTMENT-UNIVERSUM
Die gesamte Wertschöpfungskette Erneuerbare Energien umfasst Erzeugung, Energieträger, Infrastruktur und Verbrauch.
Patrick Vogel
Senior Portfoliomanager
TBF Global Asset Management
Der Autor begann seine Karriere bei der Deutschen Bank und der Fondsgesellschaft DWS und war anschließend zehn Jahre für MainFirst tätig. Seit Januar 2023 verstärkt er TBF als Leiter strategisches Asset-Management und Senior Portfoliomanager.
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