Auf dem €uro Fund Forum in Hamburg sprach FundResearch mit Michael Blümke, einem der Lead Portfolio Manager des Ethna-AKTIV, über die Entwicklung an den Rentenmärkten und seine Strategie für das restliche Jahr.
19.07.2019 | 07:45 Uhr von «Thomas Gräf»
Herr Blümke, Sie managen gemeinsam mit Luca Pesarini und Arnoldo Valsangiacomo den Mulit-Asset-Fonds Ethna-AKTIV. Wie sieht aktuell Ihre Strategie aus?
Michael Blümke Der Ethna-AKTIV ist ein Multi-Asset-Fonds, der aktiv und benchmarkunabhängig gemanagt wird und daher flexibel an das vorherrschende Marktumfeld angepasst werden kann. Aktuell gehen wir davon aus, dass die Weltwirtschaft weiterhin wachsen wird, wenn auch langsamer. Eine Rezession sehen wir in den kommenden zwölf Monaten nicht. Dennoch erwarten wir weiterhin erhöhte Volatilität an den Kapitalmärkten. Entsprechend haben wir den Fokus auf Unternehmensanleihen mit hoher Qualität gelegt und nehmen auf opportunistischer Basis Aktien, Währungen und Rohstoffe ins Portfolio auf. Mit dieser Ausrichtung konnten wir im ersten Halbjahr eine solide Performance von mehr als 6% (Ethna-AKTIV (A), Stand 28.06.2019) generieren.
Die Zinsen werden auf absehbare Zeit sehr niedrig beziehungsweise nahe Null bleiben. Für einen Fonds mit hohem Rentenanteil bedeutet das eher moderate Renditeerwartungen …
Nicht unbedingt. Aktuell sind ca. 80% des Portfolios in einen attraktiven Mix aus hauptsächlich europäischen und US-amerikanischen Anleihen mit einer laufenden Rendite von über 2% investiert. Aber durch die bereits angesprochene opportunistische Beimischung von Aktien-, Rohstoff- und Währungspositionen erschließen wir weitere Performancequellen. Da wir das Aktienexposure in der Regel über Futures abbilden, sind wir in der Gesamtallokation nicht auf 100% des Fondsvolumens limitiert. Außerdem steht uns mit dem Durationsoverlay ein weiteres Instrument zur Erwirtschaftung zusätzlicher Rendite zur Verfügung. In der Summe bedeutet das, dass wir selbst im gegebenen Niedrigzinsumfeld ansprechende Renditen von mehr als 5% p.a. nach Kosten erzielen können.
Ihr Portfolio besteht zum größten Teil aus A- bis BBB+. Damit befinden sich derzeit wohl keine Hochzinsanleihen im Bestand?
Wir befinden uns derzeit im Spätherbst des Konjunkturzyklus. In dieser Phase kann der High Yield Markt jederzeit so illiquide werden, dass es fast unmöglich wird, diese Papiere zu handeln. Dieses Risiko wird aktuell nicht adäquat vergütet. Deshalb haben wir Hochzinsanleihen weitestgehend aus dem Portfolio herausgenommen.
Die Qualität der Anleihen am Corporate Credit Markt ist seit der Finanzkrise sukzessive gesunken. Wie beurteilen Sie das Risiko aktuell?
Die Fakten sprechen eine klare Sprache: Der Verschuldungsgrad der Unternehmen ist zwar angestiegen, aber wir sehen noch keine Gefahr, dass der Markt ins Kippen gerät. Das Risiko ist im aktuellen Zinsumfeld überschaubar. Erst wenn die Zinsen steigen und die Refinanzierung teurer wird, dann wird es problematisch. Aktuell ist eher das Gegenteil der Fall. Die Refinanzierungsbedingungen sind sehr gut und werden dafür sorgen, dass die Ausfallraten weiterhin niedrig bleiben. Unsere Erwartungshaltung ist, dass die Zinsen – insbesondere in den USA –fallen werden, was uns über die Duration unserer Anleihen zusätzlich zu Gute kommt.
Wie sieht Ihre Allokation für den Rest des Jahres aus?
Unser Basisszenario geht von moderatem Wachstum, einer überschaubaren Inflation und weiterhin niedrigen Zinsen aus. Und eine in den kommenden zwölf Monaten beginnende Rezession erwarten wir – wie gesagt – aktuell nicht. Falls sich die aktuellen Unruheherde – Handelsstreit, der Konflikt mit dem Iran, Budgetstreit in Italien – wieder etwas beruhigen, dann können wir uns vorstellen, dass auch die Risikofreudigkeit der Anleger wieder zunimmt und eine Risk-On Mentalität in die entsprechenden Märkte zurückkehrt. Dann sehen wir auch den Zeitpunkt gekommen, unser Aktienexposure weiter auszubauen.
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