Die britische Fonds-Legende Neil Woodford hat den Handel beim „Woodford Equity Income“ eingefroren. Schlechte Performance hatte zu massiven Mittelabflüssen geführt. Seit Anfang Juni können Anleger nicht mehr verkaufen.
06.06.2019 | 08:30 Uhr
Einen Tag nach dem Handelstopp am 3. Juni wollte ein langjähriger Investor, der Kent County Council, seine Einlagen im Wert von 260 Millionen GB£ aus dem Fonds abziehen – was ihm aber verwehrt wurde. Man sei überhaupt nicht unterrichtet worden, dass alle Mittelzu- und Abflüsse blockiert seien, teilt der Council mit.
In einem Video auf Youtube erklärt der bekannte Stockpicker Neil Woodford nun, was ihn zu dem Schritt veranlasst hat:
“What we were seeing was the stock market in a way anticipating the fact that we would have to be sellers of stocks to meet those redemptions... we felt the prices that we would be able to achieve in order to meet those redemptions would be disadvantageous for our investors.”
Will heissen: Der Aktienmarkt habe bereits geahnt, dass Anleger Anteile an seinem Fonds zurückgeben wollten und er deshalb Aktien hätte verkaufen müssen. Die Preise, die er unter diesen Bedingungen hätte erzielen können, wären aber für die Anleger des Fonds nachteilhaft gewesen. Wie Woodford weiter mitteilt, tut es ihm „ausgesprochen leid“; er könne die Frustration seiner Anleger „voll und ganz verstehen“.
Der "Woodford Equity Income" ist in Großbritannien sehr beliebt. Finanzdienstleister Hargreaves Lansdown, der Fondsmanager Woodford bislang die Treue hielt und dessen Fonds noch vor anderen, besser performenden Konkurrenten an seine Klientel empfahl, hat die Produkte nun aus den Empfehlungslisten entfernt. Hargreaves Lasdown ist mit 621 Millionen Pfund selbst einer der größten Investoren beim "Woodford Equity Income", der hauseigene "HL Multi-Manager Income & Growth Fund" hat 14 Prozent seines Portfolios bei Woodford investiert. Dessen Aktien haben in den vergangenen vier Wochen mehr als 14 Prozent verloren, allein in dieser Woche waren es mehr als sieben. Auch die Titel von Hargreaves Lasdown gaben kräftig nach.
Woodfords Entscheidung, den Fonds einzufrieren, hat die Investmentszene in Großbritannien schockiert. Als Fondsmanager bei Invesco, wo er den "Invesco Perpetual Income" managte, konnte Woodford über Jahre hinweg die Benchmark schlagen und sich einen Ruf als einer der besten Stockpicker der Branche aufbauen.
Als er 2014 seine eigene Firma Woodford Investment Management gründete, sammelte er innerhalb kürzester Zeit mehr als elf Milliarden GB£ ein. Doch in letzter Zeit lag er mit seinen Wetten immer öfter daneben: Der Immobilienfinanzierer Provident Financial, das Pharmaunternehmen AstraZeneca oder der Oursourcer Capita waren klare Fehlkäufe und haben seine Fonds aus den Empfehlungslisten der Finanzdienstleister verschwinden lassen.
Nun zog Woodford nach konstantem Mittelabfluss über Wochen hinweg den Stecker. Allein im Mai mussten seine Fonds Anteile im Wert von mehr als 180 Millionen GB£ zurücknehmen. Insgesamt reduzierte sich der Wert des Portfolios im letzten Monat um rund 600 Millionen GB£ und beträgt nun knapp 3,7 Milliarden GB£. Im Mai 2017 waren es noch 10,2 Milliarden GB£.
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