Die Gebührenstrukturen von Investmentfonds sind in den vergangenen zehn Jahren zusehends unter Druck geraten. Ein jüngst erschienener Aufsatz untersucht, inwieweit neue Technologien wie die Blockchain und Künstliche Intelligenz zusätzlichen Druck auf die Gebühren ausüben.
08.05.2017 | 16:15 Uhr
Zwei Prozent der Assets under Management und zwanzig Prozent der Gewinne – so lautet die Faustregel bei der Vergütung von Hedgefonds-Managern im angelsächsischen Raum. Tatsächlich wurden aber in der jüngsten Vergangenheit nur noch bis zu 1,6 Prozent Managementgebühren und höchstens 18 Prozent Performance-Fee bezahlt, hat die Financial Times in einer Befragung herausgefunden. Denn große Institutionelle Investoren und Pensionsfonds können Fondsmanager gehörig unter Druck setzen und regelmäßig bessere Bedingungen aushandeln.
Der US-amerikanische Professor Wulf Kaal hat sich in einem Aufsatz auf Medium nun mit den Auswirkungen von Blockchain-Technologie, Big Data und Künstlicher Intelligenz auf die Gebühren von Investmentfonds auseinandergesetzt. Er kommt zu dem Schluss, dass Fondsmanager, die neue Technologien in ihrem Anlageprozess zum Einsatz bringen, die Kosten noch weiter drücken können – und diesen Kostenvorteil auch an ihre Kunden weitergeben.
Kaal hat insgesamt 98 Fondsmanager identifiziert, die neueste Technologien bei der Anlage bzw. bei internen Prozessen einsetzen. Im Vergleich zur Gesamtheit der Fondsmanager sei diese Zahl zwar noch sehr gering, so Kaal, doch nehme die Verwendung gerade der Blockchain-Technologie in der Investmentbranche rasant zu. Das allein werde die Gebühren der Fonds weiter sinken lassen.
Schon jetzt steht die Fondsbranche gehörig unter Druck: Im vergangenen Jahr wurden mehr als 70 Milliarden US$ aus Investmentfonds abgezogen und insgesamt 1.057 Fonds vom Markt genommen.
In einer Wette mit der Investment-Legende Warren Buffet musste Ted Seides von Protégé Partners kürzlich eine deftige Niederlage einstecken: Buffet wettete 500.000 US$, dass der SP500 über zehn Jahre jedes Hedge-Fonds-Portfolio schlagen würde. Und behielt recht. Indirekt hat Buffet bewiesen, dass es nur den wenigsten Fodmanagern gelingt, die Benchmark zu schlagen. Das wirft aus Investorensicht die Frage auf, ob die Gebühren der Fonds überhaupt gerechtfertigt sind, wenn sie von einem simplen ETF regelmäßig outperformt werden.
Vor allem die Blockchain-Technologie wird lauf Wulf Kaal zukünftig zu gravierenden Umwälzungen in der Investmentbranche führen: Die dezentrale Struktur und die Kryptotechnologie schlössen Betrug fast aus und Smart Contracts machten herkömmliche Vertragswerke – und die damit einhergehenden Kosten – überflüssig.
Die Blockchain-Technologie erlaube es Fondsmanagern auch, transaktionsbasierte Gebühren zu berechnen – was mit den bisherigen Berechnungsmethoden nur eingeschränkt möglich sei. So können über die Blockchain jedem Kunden einzelne Transaktionen zugeordnet und abgerechnet werden, was einen zusätzlichen Vorteil darstellt.
Druck entsteht auch durch neue, auf der Blockchain basierende Handelsplattformen wie Ethereum, auf denen neue Produkte entstehen, die in wesentlich kürzerer Zeit zur Marktreife gebracht werden können und effizientere Gebührenstrukturen aufweisen.
Der Autor warnt in seinem Aufsatz, dass der kometenhafte Aufstieg der neuen Technologien zu tiefgreifenden Veränderungen in der Fondsbranche führen wird, die sich bereits heute in sinkenden Gebühren niederschlagen, dass es jedoch nicht dabei bleiben werde. Wann und wo jedoch die ersten Fondsmanager Künstliche Intelligenz bei der Auswahl von Assets und im Trading einsetzen – und wie sich dieser Prozess auf die gesamte Branche auswirken wird, darüber macht Waal leider keine Aussage. Dabei ist das letzten Endes fast noch die spannendere Frage.
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