Um
die Wirtschaft zu stützen, hatte Chinas Zentralbank vor einer Woche
überraschend erstmals seit Januar den Zinssatz für einjährige
Refinanzierungsgeschäfte mit den Banken gesenkt. In China ist die
Inflation vergleichsweise gering, dafür kämpft das Land mit einer
überraschend schwachen Wirtschaft im Zuge der strikten Corona-Politik
des Landes.
Andere Länder leiden hingegen unter einer sehr hohen
Inflation. Dort gehen die Notenbanken mit Zinserhöhungen gegen die hohe
Teuerung vor. Insbesondere die US-Notenbank hat in jüngster Zeit die
Leitzinsen bereits kräftig erhöht.
Angesichts der gegensätzlichen
Entwicklung dürfte der Spielraum für die chinesische Geldpolitik
Experten zufolge begrenzt sein. So weckten die Zinserhöhungen in den USA
die Sorge, dass Kapital aus China abfließen und damit die chinesische
Währung Yuan geschwächt werden könnte. Begrenzt werden die Möglichkeiten
der chinesischen Notenbank auch durch die erhebliche Verschuldung
vieler öffentlicher Unternehmen und der Provinzregierungen.
So
leidet die Konjunktur des Landes unter der harten "Null-Corona-Politik"
Pekings. Diese hat zum Ziel, jeden Ausbruch im Keim zu ersticken.
Zahlreiche Millionenstädte hatten besonders im Frühling strenge
Maßnahmen verhängt, um die Verbreitung der hochansteckenden
Omikron-Variante zu verhindern.
Zugleich bekommt Chinas Industrie
eine Dürre in der Provinz Sichuan zu spüren, die den Stromverbrauch etwa
für Klimaanlagen nach oben treibt, während die Stromproduktion durch
Wasserkraft - der wichtigsten Energiequelle der Provinz - massiv
gesunken ist. Die Folge sind Stromrationierungen für Teile der
Wirtschaft. Noch sei die Lage aber nicht so schlimm wie 2021, erklärte
ein Experte jüngst.
Hinzu kommen gewaltige Probleme auf dem
Immobilienmarkt mit vielen kriselnden Unternehmen und gestoppten
Bauprojekten. Laut Analyst Sean Darby vom Investmenthaus Jefferies gibt
es aber noch keine Anzeichen, dass diese Probleme auf andere
Wirtschaftsbereiche durchschlagen.
All das wirkt sich auf das
Wirtschaftswachstum aus. Ursprünglich hatte die chinesische Regierung
5,5 Prozent als Wachstumsziel für dieses Jahr vorgegeben, was inzwischen
unrealistisch erscheint. Bei einem Politbürotreffen war vor wenigen
Wochen nur noch die Rede davon, das "bestmögliche Ergebnis" für das
Wachstum anzustreben. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagte
zuletzt nur noch 3,3 Prozent Wachstum für China voraus.
Quelle: dpa-AFX
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