Damit würde der Leitzins den höchsten Stand seit 14 Jahren
erreichen und die Fed ihren aggressiven Kampf gegen die grassierende Inflation
fortsetzen. Die Entscheidung zum weiteren Kurs der Geldpolitik der Federal
Reserve (Fed) wird am Mittwoch (20.00 Uhr MESZ) bekanntgegeben. Bereits im Juni
und Juli hatte die Fed den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte angehoben.
Es sind ungewöhnlich große Zinsschritte, welche die
Zentralbank zuletzt regelmäßig verkündet hat. Gewöhnlich zieht es die Fed vor,
den Leitzins in Schritten von 0,25 Prozentpunkten anzuheben. Allerdings ist der
Druck auf die Notenbank groß: Die US-Inflation ist weiterhin hoch. Zuletzt war
die Enttäuschung darüber groß, dass die Dynamik des Preisanstiegs im August
weniger als erwartet nachließ. Zwar hatte sich die Jahresinflationsrate von 8,5
Prozent im Vormonat auf 8,3 Prozent abgeschwächt. Analysten hatten jedoch im
Schnitt mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet.
Insgesamt wäre es die fünfte Anhebung des Leitzinses der Fed
in diesem Jahr. Die US-Notenbank ist den Zielen der Preisstabilität und
Vollbeschäftigung verpflichtet. Erhöhungen des Leitzinses durch die Notenbank
verteuern Kredite und bremsen die Nachfrage. Das hilft dabei, die
Inflationsrate zu senken, schwächt aber auch das Wirtschaftswachstum, da sich
etwa Kredite verteuern. All das ist nicht ohne Risiko - das Wirtschaftswachstum
und der Arbeitsmarkt werden geschwächt. Ziel ist es, nur so weit an der
Zinsschraube zu drehen, dass die Wirtschaft nicht kippt und in eine dauerhafte
Rezession fällt.
Ob die USA bereits in eine Rezession hineingeschlittert
sind, ist umstritten. Die US-Wirtschaft ist im Frühling erneut geschrumpft, wie
Daten von Ende Juli zeigen. Da die Wirtschaft bereits im Winter geschrumpft
war, ist nun die Definition einer sogenannten technischen Rezession erfüllt.
Die US-Regierung hatte die Daten heruntergespielt und darauf gepocht, dass die
Lage am Arbeitsmarkt gut sei. Auch Ökonominnen und Ökonomen hatten betont, dass
man die Zahlen mit Vorsicht genießen müsse. Fed-Chef Jerome Powell hatte aber
im Juli gewarnt, dass der Kampf gegen die hohe Inflation Schmerzen bereiten
werde.
Powells aggressive Zinspolitik wird nun bereits mit der des
legendären Fed-Chefs Paul Volcker verglichen. Volcker hob den Leitzins in den
1970er und 80er Jahren drastisch an - er stieg zeitweise auf um die 20 Prozent.
Auch damals hatte die größte Volkswirtschaft der Welt mit enormer Inflation zu
kämpfen. Die Folge der Zinsanhebungen waren jedoch Arbeitslosigkeit und ein
Einbruch des Wirtschaftswachstums. Powell ist von einem derart hohen Leitzins
noch weit entfernt. Sollte er aber in dem Tempo weitermachen, könnte der
Leitzins Ende des Jahres bei mehr als 4 Prozent liegen - die schnellste
Anpassung seit den 1980er Jahren.
Es dürfte allerdings einige Zeit dauern, bis die Zinspolitik
der Fed überall Wirkung zeigt. "Je schneller die Fed die Zinsen anhebt,
desto unwahrscheinlicher wird eine weiche Landung", zitierte de "New
York Times" den Analysten Gennadiy Goldberg. "Das ist so ähnlich, als
würde man feststellen, dass man die Ausfahrt auf der Autobahn eine Meile weiter
hinten verpasst hat." Damit die Fed die Ausfahrt nicht verpasst, müsste
sie ihre Zinserhöhungen bald verlangsamen.
Quelle: dpa-AFX
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