In den schlimmsten Wochen der Corona-Krise haben sich Healthcare-Fonds bemerkenswert gut gehalten. Offensichtlich erwarten Anleger von der Gesundheitsbranche nicht nur Heilung, sondern auch Profit.
13.05.2020 | 07:30 Uhr
Während der Horror-Börsentage im März dieses Jahres haben sich Gesundheitstitel erstaunlich gut geschlagen. Der Grund könnte auf den ersten Blick darin liegen, dass Anleger von Unternehmen aus dieser Branche ein Mittel gegen das Virus erwarten. Es wäre einen Blockbuster. Denn die Zielgruppe für einen Impfstoff oder ein Medikament gegen den Covid-19-Erreger würde rund acht Milliarden Menschen umfassen. Also die ganze Menschheit, abzüglich derjenigen, deren Immunsystem den Kampf gegen Corona bereits gewonnen oder endgültig verloren hätte.
Es gibt ein Indiz für diesen Gedanken. Während die Börsen der entwickelten Länder im ersten Quartal 2020 im Zuge der Covid-19-Krise im Durchschnitt um -18,9% einbrachen, gaben Aktien aus dem Gesundheitssektor im ersten Quartal im Durchschnitt nur lediglich -9,1% nach. Das entspricht einer Outperformance gegenüber dem Weltaktienmarkt, gemessen am MSCI World, von 9,80 Prozentpunkten. Das ist bemerkenswert.
Doch es steckt wohl nicht nur die Hoffnung auf Heilung hinter der relativen Stärke der Branche. Aus Sicht vieler Marktteilnehmer gilt der Gesundheitssektor traditionell als defensives Marktsegment. Die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen ist weitgehend konjunkturunabhängig und profitiert zudem von strukturellen Wachstumstreibern.
Um diese These zu untersuchen, hat die Ratingagentur Scope Analysis die relative Performance des Gesundheitssektors in vier früheren Phasen von erhöhtem Marktstress unter die Lupe genommen. Das Ergebnis der Analysten fällt eindeutig aus: In drei von vier dieser Phasen erwiesen sich Gesundheitstitel als überdurchschnittlich robust. Am deutlichsten war der Effekt während der Finanzkrise 2008/2009, als der Gesundheitssektor mit -25,6% das zweitbeste Ergebnis auf Branchenebene erzielte – bei Finanztiteln fielen mehr als doppelt so hohe Verluste an.
Unter den Top 5 der 52 in Deutschland zugelassenen Fonds für globale Gesundheitstitel fielen die Kursrückgänge im ersten Quartal 2020 nochmals weit niedriger aus als am breiten Aktienmarkt. Spitzenreiter war der volumenstarke Credit Suisse (Lux) Digital Health Equity Fund, der lediglich um 5,2 % im Wert nachgab. Den geringsten Maximum-Drawdown (-9,7%) während der kritischen Phase von Mitte Februar bis Ende März wies der Lacuna Global Health auf.
Der allgemein risikoreduzierende und damit portfoliostabilisierende Effekt von Gesundheitsaktien bestätigt sich auf breiter Basis. So stand während der Covid-19-Krise einem maximalen Verlust in der Scope-Peergroup „Aktien Welt“ von 30,3% ein niedrigerer durchschnittlicher Maximum Drawdown in der Peergroup „Aktien Gesundheitswesen Welt“ von 26,4% gegenüber.
Auch längerfristig konnten Fonds der Kategorie „Aktien Gesundheitswesen Welt“ im Vergleich zu globalen Aktien überzeugen. Mit einer durchschnittlichen Performance von rund 2% p.a. übertrafen sie auf Sicht von fünf Jahren Fonds der Kategorie „Aktien Welt“ um 160 Basispunkte pro Jahr. Die fünf Fonds mit den besten Scope-Ratings schnitten nochmals deutlich besser ab: Sie erzielten 5-Jahres-Ergebnisse in einer Bandbreite von 4,3% bis 8,7% per annum Top-Performer war dabei der Fonds BB Adamant Medtech & Services.
Fazit: Healthcare-Fonds bewähren sich nicht nur als Investment in eine aussichtsreiche Branche mit Zukunftsperspektive, sondern als vergleichsweise krisenresistent. Das ist gut zu wissen. Denn die Corona-Thema ist noch nicht erledigt. Und die nächste Krise kommt bestimmt.
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