Das Sentiment für Gold ist im Citi-Investmentbarometer auf ein Allzeithoch seit Start der Erhebung vor fast neun Jahren gestiegen. Gute Gründe sprechen für einen weiteren Anstieg des Edelmetalls.
27.09.2019 | 14:20 Uhr von «Christian Bayer»
Das Citi-Investmentbarometer wird quartalsweise von der Citigroup Global
Markets Europe AG in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut forsa ausgewertet.
Mit der Umfrage unter privaten und institutionellen Investoren sollen
Einschätzungen zur Marktentwicklung und zum Anlageverhalten transparent gemacht
und verglichen werden. In der aktuellen Auswertung rechnen 61 Prozent der
Umfrageteilnehmer auf Sicht von 12 Monaten mit steigenden Goldkursen. Damit ist
das positive Sentiment im dritten Quartal gegenüber dem zweiten um 12
Prozentpunkte von 49 auf 61 Prozent gestiegen. Der Anteil der Optimisten erreicht
mit dem Wert den höchsten Stand, der seit der ersten Erhebung im ersten Quartal
2011 erzielt wurde. Der bisherige Höchststand wurde im zweiten Quartal 2016 mit
einem Anteil der Goldoptimisten von 57 Prozent erzielt. Ebenfalls 61 Prozent
vertreten die Auffassung, dass der Goldpreis auf Sicht von drei Monaten steigen
wird. Nur im dritten Quartal 2017 wurde mit 62 Prozent ein geringfügig höherer
Wert erreicht. Aktuell notiert die Feinunze Gold mit 1493 US-Dollar, zum
Jahresbeginn waren es 1282 US-Dollar.
Hinsichtlich der europäischen Zinsentwicklung gibt es ebenfalls einen
einheitlichen Trend, und zwar nach unten. 38 Prozent der Investoren rechnen auf
Sicht von drei Monaten mit weiter fallenden Zinsen. Im zweiten Quartal lag die
Quote der Pessimisten noch bei 18,6 Prozent. Auf Sicht von 12 Monaten ist der
Anteil der Anleger, die von fallenden Zinsen ausgehen, mit 35 Prozent auf einen
neuen Höchststand angestiegen. Mit Null- und Negativzinsen wird auch das gern
angeführte Argument gegen Gold, dass Anleger keine Zinserträge generieren
können, hinfällig. „Die zunehmenden weltwirtschaftlichen und geopolitischen
Unsicherheiten haben dem Gold-Sentiment zu einem bemerkenswerten
Stimmungsaufschwung verholfen. Dazu beigetragen hat auch die erneute Lockerung
der Geldpolitik durch die jüngsten Beschlüsse der EZB und der Fed“, so Dirk
Heß, Co-Head EMEA Public Listed Products Sales & Distribution bei Citigroup
Global Markets Europe AG. „Die Zeit der Niedrigzinsen scheint damit auf
unbestimmte Zeit in die Verlängerung zu gehen. So sehen es auch die Teilnehmer
des Citi-Investmentbarometers, wie die deutlich gestiegenen negativen
Zinserwartungen zeigen. Das Anlegersentiment hat hier eine gute
Prognosefähigkeit unter Beweis gestellt, denn die am 15. September beendete
Umfrage antizipierte die am 18. September tatsächlich vollzogene
Leitzinssenkung der Fed um 0,25 Basispunkte sehr klar.“
Auch börsengelistete Edelmetall-Produkte profitieren vom positiven
Gold-Sentiment. Die Frankfurter Börse vermeldet reges Interesse von Anlegern an
Gold-ETCs. Ein Trend, der auch global festzustellen ist. Laut World Gold Council sind Investments in physisch besicherten Gold-ETCs weltweit im
vergangenen Monat um 122 Tonnen angestiegen. Damit war zum dritten Mal in Folge
ein Anstieg des verwalteten Vermögens in diesem Segment festzustellen. Produkte,
die in Europa gelistet sind, haben ihren Bestand um 33 Tonnen Gold gesteigert.
In Europa steigt mit jedem Tag ohne Verhandlungsergebnisse das Risiko durch
einen No Deal-Brexit. Die Schweiz als größter Goldverarbeiter weltweit
exportierte im August 112,5 Tonnen des gelben Edelmetalls. Davon gingen 64,4
Prozent nach Großbritannien. Das Land ist ein wichtiger Lagerort für die
ETC-Goldbestände. Allerdings spielt auch die Rolle des Goldes als sicherer
Hafen für Briten, die sich gegen Brexit-Risiken absichern wollen, eine Rolle.
Globale Zu- und Abflüsse in physisch besicherte Gold-ETFs
Quelle: World Gold Council
Zur Verdeutlichung der Kaufkraft des Goldes im Vergleich zum Papiergeld berechnet Ronald Stöferle von der Incrementum AG jährlich die Gold/Wies´nbier-Ratio. Durch den Preis-Anstieg des Edelmetalls, das Anfang September mit gut 1413 Euro in der Gemeinschaftswährung neue Höchststände erreicht hat, reicht die Kaufkraft der Feinunze Gold 2019 für 115 Mass am Oktoberfest, während es im vergangenen Jahr nur 93 waren. Der historische Mittelwert seit 1950 liegt bei 89 Mass.
Diesen Beitrag teilen: