Der Höhenflug bei Gold ist nicht zu bremsen: Am Mittwoch kostete das gelbe Metall erstmals seit 2013 mehr als 1.500 US-Dollar pro Unze. Marktbeobachter sehen darin erst den Anfang.
09.08.2019 | 15:17 Uhr von «Alexandra Jegers»
Gold gilt als Versicherung gegen Krisen. Geht es an den Märkten bergab, dann steigt der Preis des gelben Metalls, so das Kalkül vieler Investoren. Lange hatte der Goldpreis diese Hoffnungen enttäuscht. Weder der Konflikt zwischen den USA und dem Iran am Persischen Golf noch die unzähligen Brexit-Gespräche zwischen Großbritannien und der Europäischen Union konnten den Goldpreis aus seiner Lethargie holen.
Nun aber scheint das Edelmetall seinem Ruf gerecht zu werden: Seit Ende Mai reagiert der Goldpreis sehr sensibel auf schlechte Nachrichten und hat am Mittwoch einen neuen Rekord erzielt. Erstmals seit April 2013 kletterte der Preis je Feinunze über die Marke von 1.500 US-Dollar. In Euro gerechnet notiert Gold sogar so hoch wie seit sieben Jahren nicht mehr: Derzeit kostet eine Unze rund 1.341 Euro. „Der Goldpreis wird nach wie vor von der hohen Risikoaversion der Marktteilnehmer und deren Sorgen getrieben, dass sich der Handelsstreit zwischen den USA und China negativ auf die globale Realwirtschaft auswirkt“, sagt Daniel Briesemann, Rohstoff-Experte der Commerzbank.
Daneben beeinflusst auch die Niedrigzinspolitik der Zentralbanken die Goldnachfrage positiv. Im Juli senkte die US-Notenbank Federal Reserve den Leitzins erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt um 0,25 Prozentpunkte. Verschiedene Notenbanken folgten dem Beispiel und senkten ebenfalls die Leitzinsen, darunter die Zentralbanken Indiens und Neuseelands. Auch in Europa gilt eine Zinssenkung im Herbst als gesetzt. Fallende Zinsen drücken auf die Renditen von sicheren Staatsanleihen, und das wiederum kommt dem Goldpreis zugute. Im Gegensatz zu vielen anderen Anlagen wirft das Metall nämlich weder Zinsen noch Dividenden ab. Gibt es nun weniger Zinserträge für „sichere Häfen“ wie Staatsanleihen, sinken für Investoren somit auch die Opportunitätskosten der Goldhaltung.
Marktbeobachter rechnen damit, dass sich die Rally bei Gold fortsetzt. „Wir sind der Ansicht, dass Gold erst am Anfang einer neuen langfristigen Hausse steht und daher Rücksetzer zum Einstieg oder Nachkauf genutzt werden sollten“, sagt Marc Sattler, Vorstand der Bank für Vermögen (BfV). Eine Einschätzung, die auch Thorsten Polleit, Chefvolkswirt des Edelmetallhauses Degussa Sonne/Mond Goldhandel teilt. „Die Preissteigerung verbleibt immer noch im Einklang mit dem langfristigen Trendverlauf, der zu Beginn des 21. Jahrhunderts eingesetzt hat“, sagt der Ökonom. Vor allem die eiserne Entschlossenheit der Notenbanken, bis auf Weiteres an ihrer Politik der offenen Geldschleusen festzuhalten, dürfte den Preis des Edelmetalls auf lange Sicht weiter beflügeln.
Kurzfristig könnte es trotzdem zu
Rücksetzern kommen. Marktexperten rechnen mit einer erhöhten Preisvolatilität.
Der Grund: „Die Märkte scheinen derzeit besonders stimmungsabhängig zu sein –
und die ist bekanntlich stark schwankend“, sagt Polleit. Investoren, die Anlagen
über einen Zeitraum von drei, fünf oder mehr Jahren halten, braucht das aber wenig
zu kümmern. Für Langfrist-Anleger seien die aktuellen Preise nach wie vor
attraktiv, sagt der Chefvolkswirt.
Infografik: Gold Demand Trends
Quelle: WORLD GOLD COUNCIL
Weitere Informationen zu den Gold-Trends können Sie sich hier im PDF-Format downloaden.
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