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Wohnimmobilien

Teures Betongold

Die steigenden Immobilienpreise in Deutschland nehmen kein Ende – das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie aus dem Hause Edmund de Rothschild Asset Management (EdR AM). Die Entwicklung birgt hohe Risiken.

27.11.2019 | 15:30 Uhr von «Christian Bayer»

Preisauftrieb

Die Ökonomen von EdR AM haben in einer Studie die europäischen Wohnimmobilienpreise unter die Lupe genommen. Das Fazit: Die Preise steigen in unterschiedlicher Intensität, aber sie steigen weiter. Nach einem erwarteten Anstieg in Frankreich im aktuellen Jahr um 3,1 Prozent wird für 2020 ein Zuwachs von 2,86 Prozent erwartet. Für die Schweiz wird im kommenden Jahr ein leichter Anstieg um 0,4 Prozent prognostiziert, nachdem 2019 ein leichter Preisrückgang um 0,35 Prozent zu verzeichnen war. Von Unsicherheit geprägt ist die Situation in Großbritannien. Hier geht das Research-Team von EdR AM von einem moderaten Anstieg von 0,5 Prozent im aktuellen Jahr und einem Zuwachs von 1,9 Prozent im kommenden Jahr aus, allerdings nur, wenn es nicht zu einem harten Brexit kommen würde.

Deutschland an der Spitze

Für Deutschland prognostizierte Jean-Christophe Delfim, Ökonom für Immobilienmarktforschung im Euroraum bei EdR AM, weiter kräftig ansteigende Wohnimmobilienpreise, wenn auch mit etwas geringerem Tempo. Für das Gesamtjahr 2019 rechnen die Experten von EdR AM in Deutschland mit einem Preisanstieg von 7,6 Prozent. Auch im kommenden Jahr bleibt der erwartete Aufschlag mit 6,4 Prozent hoch. Im zweiten Quartal 2019 fiel die Erhöhung der Wohnimmobilienpreise mit 8,8 Prozent besonders drastisch aus. Ein Rückblick macht die dramatische Entwicklung auf längere Sicht deutlich. Laut EdR AM-Studie lag der Anstieg der Wohnimmobilienpreise in Deutschland seit 2009 bei mehr als 66 Prozent.

Preistreiber billige Kredite

Bei der Forschung nach den Ursachen für die gestiegenen Preise haben die Experten vor allem die günstigen Kreditkonditionen ausgemacht. Laut EdR AM-Studie sind sie für rund 33% des Preisanstieges in den vergangenen zehn Jahren verantwortlich. Deutlich geringer sei der Einfluss von Wirtschaftswachstum und Inflationsentwicklung, die jeweils nur 25 Prozent des Anstiegs ausmachen würden. Die günstigen Kreditkonditionen sind aktuell gepaart mit einer niedrigen Leerstandsquote bei Wohnimmobilien, die eine hohe Nachfrage signalisieren. Laut Analyse liegt die Quote mit sieben Prozent auf dem niedrigsten Stand seit 20 Jahren.

Blasenbildung

Auch die UBS sieht eine Überteuerung am Immobilienmarkt. Das UBS Global Wealth Management hat die Preisentwicklung von 24 Metropolen weltweit untersucht und im vergangenen Monat im Global Real Estate Bubble Index veröffentlicht. In den meisten der untersuchten Städte stellten die Experten eine deutliche Überbewertung fest. In sieben Großstädten wurde ein akutes Risiko für eine Blasenbildung diagnostiziert. In der Eurozone sind neben Paris und Amsterdam die Main-Metropole Frankfurt auf Platz fünf und weltweit unangefochten auf Platz eins München besonders gefährdet.

Finanzsystem in Gefahr

Die Deutsche Bundesbank hat mit Blick auf die Immobilienpreisentwicklung in Deutschland Alarm geschlagen und auf hochriskante Entwicklungen hingewiesen. Jeder zweite Kredit in Deutschland wird mittlerweile zur Finanzierung von Immobilien genutzt. Hinzu kommt, dass der Immobilien-Preisanstieg auch zu einem Anstieg des Kreditvolumens führt. Anlass zur Sorge gibt die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Kredite eine Laufzeit von über zehn Jahren aufweisen. Ein möglicher Zinsanstieg hätte vor diesem Hintergrund drastische Folgen für Kreditnehmer und Banken. Kredite könnten zudem teilweise mit zu optimistischen Annahmen hinsichtlich des Wertes der Immobilien besichert werden. Anlass zu Kritik durch die Notenbank gibt die geringe Risikovorsorge der Banken durch Rückstellungen, die aktuell bei unter einem Prozent des Kreditvolumens liegen. Zum Vergleich: Anfang der 2000er-Jahre lag der Wert noch bei 2,5 Prozent. „Die Hinweise, dass Kreditrisiken unterschätzt werden könnten, verdichten sich“, so Claudia Buch, Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank bei der Vorstellung des Finanzstabilitätsberichts. Es bestehe die Gefahr, „dass Marktteilnehmer die vergangene Entwicklung zu optimistisch in die Zukunft fortschreiben und dabei die Werthaltigkeit von Sicherheiten überschätzen.“

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