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Milliarden-Fondsmanager: „Dividendenzahlungen haben weiter Signalwirkung“

Gunther Kramert ist bei der Deka für Dividendenfonds zuständig.
Dividendenfonds

Der Deka-Dividendenstrategie CF ist das Aktien-Flaggschiff der Deka. Fondsmanager Gunther Kramert beantwortete unsere Fragen zur Zukunft von Dividendenfonds und wie er aktuell investiert.

18.09.2024 | 07:00 Uhr von «Jörn Kränicke»

TiAM FundResearch: Herr Kramert, Sie investieren beim Deka-Dividendenstrategie CF auch stark in Technologiewerte. War das schon immer so oder haben Sie die Strategie in den letzten Jahren geändert?

Gunther Kramert: Tatsächlich ist der Portfolio-Anteil der Technologiewerte in den vergangenen Jahren gestiegen. Diese Entwicklung ging einher mit der Erhöhung der Portfolioanteile in Nordamerika. Die Stärke von technologiebasierten Geschäftsmodellen, auch auf Ebene von Cashflow, Free Cashflow, Gewinnwachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Bilanzstärke, haben zu dieser Entwicklung entscheidend beigetragen. Darüber hinaus haben konjunkturelle Impulse und die grundsätzlich hohe unternehmerische Flexibilität das Wachstum der nordamerikanischen Wirtschaftsräume positiv beeinflusst, was unseres Erachtens ebenfalls für eine Erhöhung der Gewichte in Nordamerika gesprochen hat.

Wandelt sich ihr Auswahluniversum oder ist es vergleichbar mit dem Pool der Aktien von vor zehn Jahren?

Der Fonds wurde im August 2010 aufgelegt. In einem dynamischen Umfeld verändert sich auch das Anlageuniversum im Zeitablauf. An den grundsätzlichen Auswahlkriterien Dividendenqualität und Geschäftsmodellstärke sowie der folgenden Portfoliokonstruktion zur Erwirtschaftung attraktiver Wertentwicklung bei gemäßigter Volatilität halten wir weiterhin fest. In einer längeren Zeitspanne haben sich die Gewichtungen aufgrund veränderter Attraktivität der Finanzparameter der Unternehmen bzgl. Sektoren, Regionen, Länder, Währungsräumen, und so weiter verschoben.

Welche Rolle spielen (hohe) Dividenden heutzutage noch für Unternehmen?

Dividenden beziehungsweise Dividendenzahlungen haben weiterhin eine Signalwirkung. Sie können beispielsweise ein Zeichen für eine starke Profitabilität, solide Bilanzverhältnisse, ausgereifte Geschäftsmodell-Eigenschaft, Aktionärsorientierung im Management und bei Kapitalallokationsentscheidungen sowie ausgewogene Wachstumscharakteristik sein. Angemessene Dividenden mit attraktiver Höhe können insofern Hinweise auf Stärke, Reife und Krisenresistenz von Unternehmen und deren Aktien sein. Zudem können Dividenden einen relativen Wertschutz – insbesondere in Krisenzeiten – sein.

Dividenden signalisieren also immer noch Sicherheit?

Genau, denn Dividenden wirken mithin auch disziplinierend bezüglich der Investitionstätigkeit der Unternehmen. Investitionen werden damit renditeorientiert vollzogen. Signifikante Dividendenzahlungen führen darüber hinaus zur Eigenschaft tendenziell kürzerer „Duration“ der Aktie als Vermögensgegenstand und reduziert damit ceteris paribus die Schwankungsintensität des Aktienkurses.

Mit knapp 17 Milliarden Euro Volumen ist der Fonds ein Schwergewicht. Gibt es immer noch nennenswerte Zuflüsse oder auch Abflüsse?

Deka DividendenStrategie ist bei Sparkassenkunden aufgrund seiner Anlagestrategie sehr beliebt und viele Anleger legen über Sparpläne regelmäßig an. Aktuell liegen die Netto-Zuflüsse bei monatlich bei rund 100 Mio. EUR.

Wie hoch ist die Umschlagshäufigkeit?

Die Umschlagshäufigkeit des Portfolios liegt innerhalb des angestrebten Bandes von 40 bis 80 Prozent pro Jahr. Die Umschlagshäufigkeit ist insofern eher niedrig, was auch Teil unserer Strategie ist.

Wie sieht die ideale Dividendenaktie aus/welche Merkmale weist sie auf?

Ein solches Unternehmen zeichnet sich durch eine marktführende Position in interessanten und wachsenden Märkten aus, was seine langfristige Wettbewerbsfähigkeit unterstreicht. Besonders hervorzuheben sind die starken Kapitalrenditen, gemessen an Kennzahlen wie ROIC und ROCE, die die Effizienz der Kapitalnutzung eindrucksvoll belegen. Diese Stärke wird durch ein breit gefächertes Portfolio an Produkten, eine solide Patentbasis und eine ausgeprägte Innovationskraft weiter untermauert. Zudem kann das Unternehmen auf starke Bilanzrelationen verweisen, was seine finanzielle Stabilität und Krisenresistenz verdeutlicht. Ein weiteres Indiz für die solide finanzielle Gesundheit des Unternehmens ist das stetige Wachstum von Gewinn und Cashflow, einschließlich eines kontinuierlich wachsenden Free Cashflows. Diese positive Entwicklung ermöglicht es dem Unternehmen, seinen Aktionären angemessene und kontinuierlich steigende Dividenden zu zahlen. Nicht zuletzt trägt ein gutes und beständiges Management maßgeblich zum Erfolg bei, indem es die strategische Ausrichtung des Unternehmens in einem herausfordernden Marktumfeld sicherstellt.

Ist die geringe Volatilität des Fonds ein Nebenprodukt der Aktienauswahl oder steuern Sie die Volatilität bewusst?

Mittel- bis langfristig wird eine angemessene Wertsteigerung bei einer im Vergleich zum MSCI World geringeren Volatilität und höheren Ausschüttungsquote angestrebt. Insoweit analysieren und steuern wir die Volatilität bewusst und beabsichtigen, niedrigere als marktübliche Wertschwankungen durch die Portfolio-Struktur zu erzeugen. Wir sind überzeugt, dass eine vorrangig an der Dividendenqualität orientierte Einzeltitelauswahl, verbunden mit unseren Analysen bezüglich der Bilanzstärke und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, eine tendenziell niedrigere Portfolio-Volatilität unterstützt. Auch das Augenmerk auf „operative Rückenwinde“ für die Portfolio-Positionen trägt zu diesem Ergebnis bei. Auch die Intensität der Zyklik von Aktien spielt bei der Analyse eine Rolle.

Was bedeuten die höheren Zinsen für Dividendenfonds?

Hohe Zinsen bieten aus Anlegersicht einerseits Alternativen zu Dividendenaktien. Andererseits sind Zinsen ein Zeugnis der Normalisierung der Kapitalmarktverhältnisse und damit positive Signale für Investments in qualitativ gute Aktien. In Zeiten sich schnell verändernder Zinsen haben Dividendenwerte aufgrund ihrer insgesamt defensiven Charakteristik Stärken gezeigt. Daher sind wir von Dividendenportfolios überzeugt.

Was müsste passieren, damit Dividendenfonds wieder en vogue werden?

Deka-DividendenStrategie ist bei Sparkassen und deren Kunden en vogue. Wir sehen Dividenden-Strategien als vorteilhafte Portfolioteile in einer ausgewogenen Vermögensstruktur aufgrund einer vielfach günstigen Chance/Risiko-Verhältnismäßigkeit. Die zuletzt vor allem in den USA gesehene „Enge“ der Markt-Treibenden Faktoren, das heißt die Fokussierung auf große technologieorientierte Unternehmen und Aktien, ist mangels Breite des Marktes für Dividendenwerte nicht vorteilhaft. Eine Normalisierung, also eine Verbreiterung der Marktentwicklung, dürfte Dividendenwerten bezüglich relativer Performance helfen. Auch eine konjunkturell breiter basierte Wachstumsbeschleunigung, etwa aus einem sinkenden Zinsniveau kommend, könnte einer Vielzahl von Dividendenwerte positive Impulse verleihen. Grundsätzlich gilt, dass von den Dividendenwerten eine enorm hohe Wertschöpfung erzielt wird und regelmäßig hohe unternehmerische Flexibilität bewiesen wird. Daraus schließen wir auch für die Zukunft auf hohe Attraktivität der Dividendenwerte.

Sehen Sie Dividenden-ETFs als Konkurrenz an?

Dividenden-ETFs können eine Alternative im Markt sein. Unseres Erachtens sind die Konzepte und bezogenen Indizes in der Landschaft der Dividenden-ETFs extrem inhomogen und erfordern daher eine präzise Analyse. Wir sind davon überzeugt, mit dem Deka-DividendenStrategie ein Portfolio mit attraktiven Renditechancen und günstigem Chance/Risiko-Verhältnis zu bieten. Ein aktives Management bietet weiterhin gegenüber rein passiven Produkten Vorteile. So sind wir in der Lage innerhalb unseres Portfolios einzelne Positionen zu korrigieren und strategisch auszurichten.

Zur Person:

Gunther Kramert hat seine Karriere in der Finanzbranche in den späten 1990er Jahren begonnen. Er absolvierte eine Ausbildung zum Bankkaufmann und erlangte die Zertifizierung als EFFAS-Analyst (CEFA). Seine erste berufliche Station war bei db-research in Frankfurt, wo er als Aktienanalyst tätig war. Anschließend wechselte er zur Deutschen Bank Schweiz in Zürich, wo er als Portfoliomanager für Vermögensverwaltungsmandate arbeitete.

Von 1997 bis 2002 setzte Gunther Kramert seine Karriere bei der Deutschen Asset Management fort, wo er ebenfalls als Portfoliomanager für europäische Aktienspezialfonds tätig war. Im Jahr 2002 trat er in die BHF-Bank in Frankfurt ein, wo er zunächst als Analyst für Technologiewerte arbeitete und später eine leitende Funktion im Asset Management übernahm.

Im September 2007 wechselte Gunther Kramert zu Union Investment, wo er ins Aktienteam des Portfoliomanagements eintrat. Während seiner elfjährigen Tätigkeit bei Union Investment übernahm er verschiedene Rollen und Verantwortlichkeiten. Ab Oktober 2012 war er für den UniGlobal Fonds verantwortlich, nachdem er die Nachfolge von Andre Köttner antrat, der zur DWS gewechselt war. Zudem leitete er seit April 2013 das Team Aktien Global. Gunther Kramert betreute in dieser Zeit unter anderem den Uniglobal Fonds, der ein Volumen von 7,5 Milliarden Euro erreichte, sowie den Uniglobal Vorsorge mit einem Volumen von rund zehn Milliarden Euro. Ende 2018 verließ Gunther Kramert Union Investment. Im August 2019 trat er eine neue Position bei Deka Investment an, wo er seither Teil des Teams für Dividendenaktienfonds ist.

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