Artikel-9-Fonds sind im Nachhaltigkeitsbereich das Maß der Dinge. TiAM FundResearch sprach exklusiv mit Jan-Peter Schott, Geschäftsleitung bei PRIMA Fonds Service, wie der PRIMA Global Challenges gemanagt wird.
10.10.2023 | 12:15 Uhr von «Jörn Kränicke»
Herr Schott, PRIMA Fonds hat mit dem Global Challenges eine der inzwischen seltenen Artikel-9-Fonds im Sortiment. Was zeichnet ihn und insgesamt PRIMA Fonds aus?
Jan-Peter Schott: Da gibt es ein paar markante Punkte, die man nennen kann. Wir sind eine Fondsgesellschaft, die keine eigenen Fondsmanager hat. Wir mandatieren stets Fondsmanager, nachdem wir uns überlegt haben, wie wir den Anlegern Mehrwert bieten können und welche Fondsmanager dafür am besten geeignet sind. Ausgewählt haben wir dafür Hendrik Leber, Frank Fischer und Markus Kaiser. Das sind die Manager für unsere vier Fonds. Dabei ist der Prima - Global Challenges unser nachhaltiger Flagschifffonds, der von Hendrik Leber und Co-Fondsmanager Johannes Hesche gemanagt wird.
Wie wird er konkret von Acatis gemanagt?
Der Prima Global Challenges basiert auf dem 2007 aus der Taufe gehobenen Global Challenges Index (GCX) der Börse Hannover. Erstmals war es möglich, die nachhaltige Unternehmensentwicklung greifbar zu machen. Durch unseren absoluten Best-in-Class-Ansatz verfolgt der Prima Global Challenges Fonds einen besonders konsequenten Nachhaltigkeitsansatz. Mit dem Artikel-9-Konzept ist es uns gelungen, dieses Konzept in eine Form zu gießen, die auch regulatorisch die Anforderungen eines nachhaltigen Finanzprodukts erfüllt.
Können Sie den Best-in-Class-Ansatz bitte konkretisieren?
Dabei wird immer branchenspezifisch vorgegangen, um nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Die Unternehmen werden anhand von 100 branchenspezifischen Kriterien auf den Prüfstand gestellt. Die 100 Kriterien sind dabei nicht in Stein gemeißelt, sondern laufend an die aktuellen Entwicklungen angepasst. Dadurch kann es vorkommen, dass aus manchen Branchen kein Unternehmen in unseren Fonds schafft, obwohl es innerhalb seiner Branche am nachhaltigsten ist. Darin liegt der entscheidende Unterschied zum klassischen Best-in-Class-Ansatz, bei dem auch die Einäugigen unter den Blinden berücksichtigt werden.
Wie wird die Nachhaltigkeitsrelevanz definiert?
Jedes Unternehmen muss einen Beitrag (Impact) zu mindestens einer von sieben globalen Herausforderungen leisten, die für den Fonds und seine Benchmark namengebend sind (Global Challenges). Das sind: Armutsbekämpfung, Trinkwasserversorgung, Erhalt der Artenvielfalt, Bevölkerungsentwicklung, Bekämpfung des Klimawandels, Einführung verantwortungsvoller Führungsstrukturen und Schutz der Waldfläche. Die Unternehmen dürfen in keinem dieser Handlungsfelder eine nachhaltige Entwicklung schwerwiegend beeinträchtigen. Darüber hinaus gelten für jedes Unternehmen verpflichtende Mindeststandards sowie definierte Ausschlusskriterien.
Werfen Sie dazu auch einen Blick in die Zukunft und schauen, welche Trends am aussichtsreichsten sind?
Ja, Zukunftsprognosen sind für uns auch ein wichtiges Thema. Als Investor muss man ständig darüber nachdenken, wie die Welt wohl morgen aussieht. Dabei betrachten wir dies jedoch nicht nur monokausal durch die Wirtschaftsbrille, sondern uns interessiert auch, was Klimatologen, Soziologen, Geologen und andere Wissenschaften dazu sagen. Mit diesem Gesamtbild haben wir dann wissenschaftlich gesicherte Indikatoren, die uns eine gute Vorstellung davon liefern, was die großen zukünftigen Trends sein werden. Diese Wissensbasis führt dazu, dass wir häufig gute finanzielle Entscheidungen treffen. Eine breite wissenschaftliche Basis zu betrachten, hat sich im Asset Management etabliert.
Wenn man sich so umhört, sind viele Vermittler durch die ganze Nachhaltigkeits-Regulatorik etwas ernüchtert. Was ist ihr Eindruck?
Bei den Vermittlern herrscht in der Tat maximale Verunsicherung, was die Nachhaltigkeitsberatung angeht. Im Grunde sagen alle, dass sie Nachhaltigkeitsberatung machen, aber im Grunde froh sind, wenn der Kunde darauf nicht unbedingt Wert legt. Denn dann können Sie alle Fonds vermitteln. Denn das ganze Nachhaltigkeitsthema ist durch die EU viel zu kompliziert geworden, und viele Berater haben dadurch die Freude an nachhaltigen Fonds verloren.
Wie könnte man Beratern Nachhaltigkeit wieder schmackhaft machen?
Das ist gar nicht so schwierig. Mit dem Prima Global Challenge bieten wir einen komplett transparenten Fonds an, bei dem der Berater keine Black Box hat, sondern nachvollziehen kann, wo und warum investiert wird. Im Verkaufsprospekt stehen die sieben Herausforderungen, die wir auch messen und deren Ergebnisse im Jahresbericht veröffentlicht werden. Wenn sich der Vermittler darauf bezieht, ist er in der Beratung sehr gut aufgestellt. Zudem sind wir einer der wenigen Fonds, die das ganze Portfolio offenlegen und im Factbook für jede Aktie unsere Investitionsgründe darlegen und ihre Nachhaltigkeitseigenschaften dokumentieren. Somit kann der Vermittler nie in Erklärungsnot geraten.
Nachhaltigkeitsfonds haben also ihre beste Zeit noch vor sich?
Sie sind gekommen, um zu bleiben. Denn sie bieten nicht nur unter nachhaltigen Gesichtspunkten einen Mehrwert, sondern auch unter finanziellen Aspekten. Wir sehen mittlerweile, dass der Klimawandel oder auch der Artenverlust negative ökonomische Auswirkungen hat. Und durch die Nachhaltigkeitsaspekte, die wir berücksichtigen, können wir oft die Auswirkungen antizipieren und sind daher nicht in Unternehmen investiert, die unter den Problemen leiden. Wir sind dagegen eher in Firmen engagiert, die entsprechende Lösungen anbieten und somit von den Problemen profitieren.
Wird der Global Challenges Index komplett abgebildet??
Nicht unbedingt. Hendrik Leber und Co-Fondsmanager Johannes Hesche müssen aber die Aktien aus den Indexmitgliedern auswählen. Es kommt immer mal wieder vor, dass einzelne Titel aus fundamentalen Überlegungen nicht ins Portfolio kommen. Zudem gewichtet Acatis die Titel anhand der fundamentalen Daten und nicht nach Indexgesichtspunkten.
Wenn man sich das Portfolio anschaut, fällt auf, dass es im Vergleich zu anderen nachhaltigen Fonds aus völlig anderen Titeln besteht. Warum ist das so?
Das liegt daran, dass unsere Herangehensweise völlig anders ist. Normalerweise suchen sich die Portfoliomanager, die ihrer Meinung nach besten Aktien aus und schauen dann, ob sie auch nachhaltig sind. Daher findet man in den meisten Fonds auch ähnliche Titel und oft viele Blue Chips. Bei uns ist der erste Schritt die Nachhaltigkeit. Im zweiten Schritt erfolgt bei uns erst die fundamentale Analyse. Natürlich gibt es wie zuletzt auch immer wieder Phasen, wo der Fonds sich etwas schlechter entwickelt. Aber dies ist ja völlig normal. Kein Konzept funktioniert in allen Marktphasen gleich gut. In den vergangenen zehn Jahren haben wir uns aber besser als die Peergroup entwickelt. Zudem ist die Korrelation zu anderen Nachhaltigkeitsfonds gering. Daher ist der Fonds auch unter Portfoliogesichtspunkten für Berater interessant. jk
Zur Person
Jan-Peter Schott ist seit März 2014 bei PRIMA Fonds tätig. Neben seiner Tätigkeit als Geschäftsleiter ist er zuständig für die Betreuung und Gewinnung von freien Finanzdienstleistern, Vertriebsgesellschaften, Maklerpools und Vermögensverwaltern.
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