Seit knapp 20 Jahren gehören unsere Investment-Konferenzen zu den wichtigen Terminen im Jahr. An zwei Tagen bieten sie Zeit für interessante Vorträge, intensive Gespräche und Netzwerkpflege in einem professionellen Umfeld und Teilnehmerkreis. Vermögensverwalter, Berater und Vermittler treffen hier auf Kapitalmarkt-Experten und Top-Redner. Das Timing für die Veranstaltung im April hätte diesmal nicht besser sein können, schockte doch ein tag zuvor Donald Trump die Welt mit seinen Zollplänen. Der Bedarf an einer grundlegend neuen Einschätzung der Lage und an innovativen Lösungen für die neuen Herausforderungen war vielleicht niemals so groß wie heute. Dieser TiAM Investment-Konferenz am Tegernsee kommt deshalb ganz besondere Bedeutung zu. Unsere Themen diesmal:
Politik und Börse: Welchen Einfluss geopolitische Spannungen auf die Anlageklassen haben
Dr. Ulrich
Kaffarnik, Mitglied der Geschäftsleitung von DJE, liefert in seinem Vortrag
„Geopolitik und Kapitalmarkt“ eine tiefgreifende Analyse der Zusammenhänge
zwischen geopolitischem Geschehen und den Entwicklungen an den internationalen
Börsen. So zeigt er in einer Vergleichs-Grafik auf, wie die verschiedenen
Assetklassen in den zurückliegenden fünf Jahren und im vergangenen Jahr auf
politische Ereignisse reagiert haben.
Als einen
wichtigen Faktor für die veränderte Risikoeinschätzung vieler Marktteilnehmer
macht Kaffarnik die Zollpolitik Donald Trumps aus. Sein Beleg: Einer Umfrage
zufolge hielten 55 Prozent der Fondsmanager einen neuen Handelskrieg für die
größte Gefahr, die eine weltweite Rezession auslösen könnte. Immerhin: Sollte
Trump bei möglichen Verhandlungen mit anderen Ländern von seinen angekündigten
harten Zollforderungen etwas zurückrudern, könnte dies zu einer Erholung der
zuletzt gebeutelten Aktienmärkte führen.
Weiterhin
weist Kaffarnik eindrucksvoll auch auf die unterschiedliche
Performance des S&P 500 in den ersten Monaten nach der Amtsübernahme von
Donald Trump hin. „Während die Aktienmärkte 2016 in den ersten hundert Tagen seiner
US-Präsidentschaft bullish blieben, ist der US-Aktienmarkt diesmal nach einer
kurzen Phase der Euphorie abgestürzt“, so der DJE-Experte. Auch der US-Dollar
habe zuletzt an Stärke verloren. Besondere Beachtung habe auch der NASDAQ
Composite Advancers-Decliners Index verdient. Dieser Indikator misst die Anzahl
der steigenden im Verhältnis zu den fallenden Aktien im NASDAQ Composite Index.
Was auffällt: Seit dem Jahr 2020 sorgen immer weniger Aktien für die positive
Performance. Während 2018 das Verhältnis noch ausgeglichen war, sank der Index
zuletzt auf ein 7-Jahres-Tief. Vor allem die „Glorreichen Sieben“ sorgten in
dieser Zeit für Index-Wachstum. Das sei zwar auch auf ihr überdurchschnittlich
hohes Gewinnwachstum zurückzuführen, auch wenn dieser Vorsprung zuletzt gesunken sei.
Überhaupt sei die Bewertung von US-Aktien im Vergleich zu Aktien aus anderen
Ländern sehr hoch – und dies in einem Augenblick, da laut einer aktuellen
Fondsmanager-Umfrage 69 Prozent der Investoren angeben, dass sie glauben, der
Höhepunkt der Ausnahmestellung der USA sei erreicht. Kaffarniks Charts
illustrieren zudem, wie geopolitische Entwicklungen die Wechselkurse
beeinflussen.
So zeigt die Entwicklung des USD/EUR-Kurses – der sich in den
dargestellten Zeiträumen weitgehend stabil, aber mit deutlichen Korrekturen in
Krisenzeiten darstellt – die Reaktionen der Märkte auf internationale
Spannungen. Parallel dazu spiegelt der J.P. Morgan GBI Global Unhedged Index
die Performance von festverzinslichen Anlagen wider, die oft als sicherer Hafen
in unsicheren Zeiten gelten, jedoch bei einer restriktiven Geldpolitik der
Notenbanken ebenfalls unter Druck geraten können. Gold habe sich dagegen immer
wieder als klassische Krisen- und Safe-Haven-Anlage bewährt – im Gegensatz zum
Bitcoin, der von der Mehrzahl der Marktteilnehmer als reines Spekulationsobjekt
betrachtet werde. Ulrich Kaffarnik schließt seinen Vortrag mit der Prognose,
dass geopolitische Risiken wohl auch weiterhin eine zentrale Rolle spielen
würden. „Die Welt ist so unsicher wie selten zuvor", betont Kaffarnik.
Anleger sollten deshalb verstärkt auf Diversifikation setzen, um sich gegen
unerwartete geopolitische Schocks abzusichern.
Nachhaltige Infrastruktur: Die neue Assetklasse für Privatanleger
Michael Kohl von KGAL präsentiert in seinem Vortrag „Assetklasse Infrastruktur mit Fokus Erneuerbare Energien“ eine eindrucksvolle Analyse der Anlageklasse Infrastruktur mit einem klaren Fokus auf erneuerbare Energien und skizziert dabei, wohin die Reise geht. Er erklärt zunächst, was genau unter dem Begriff Infrastruktur verstanden wird, und benennt vier Megatrends der Zukunft: Digitalisierung, Dekarbonisierung, demografischer Wandel sowie Deglobalisierung. Im Brennpunkt dieser vier Megatrends stehe eine Modernisierung der jeweiligen Infrastruktur, die Anlegern besondere Chance biete, so Kohl. Gerade nachhaltige Infrastrukturprojekte im Bereich der erneuerbaren Energien seien interessant. Denn diese wiesen ein enormes langfristiges Wachstumspotenzial auf.
Die Produktionskosten durch technologische Fortschritte und Skaleneffekte würden stetig sinken, sodass erneuerbare Energien auch im Vergleich zu konventionellen Kraftwerken zunehmend wettbewerbsfähig seien. Die Verbesserung der Infrastruktur rund um die erneuerbaren Energien sei deshalb immer mehr in den Fokus staatlicher Akteure gerückt – was damit ein weiteres Argument für Anleger sei, sich hier zu engagieren. Denn politische Maßnahmen wie der European Green Deal führten zu einem sprunghaften Anstieg der Investitionen. Berechnungen zufolge seien mehrere Billionen Euro bis 2050 nötig, um die hoch gesteckten Ziele der EU zu erreichen. Weitere Argumente für Investitionen in nachhaltige Infrastrukturprojekte seien eine oft geringe Wettbewerbsintensität und langfristige, verlässliche, oft staatlich abgesicherte Abnahmeverträge. Ein Punkt, der Kohl auch wichtig ist: Die Assetklasse Infrastruktur könne im Vergleich zu anderen Anlageklassen unter anderem damit punkten, dass sie zu Aktien oder Renten eine niedrige Korrelation aufweise und somit einen wertvollen Beitrag zur Diversifikation von Portfolios leisten. Die strategische Ausrichtung von KGAL wandele sich in dieser Hinsicht mit Blick auf die Zukunft: Die Produktpalette umfasse nicht nur traditionelle Immobilien, sondern es werde verstärkt in nachhaltige Infrastruktur investiert. Als Beispiel dafür stellt Kohl den offenen Infrastruktur-Publikumsfonds KGAL klimaSUBSTANZ vor, der mit einer bewährten Kombination aus langfristigen Verträgen, diversifizierten Technologie- und Länderansätzen arbeite. Das Konzept zeige exemplarisch, wie private Anleger an der Energiewende partizipieren könnten. Der Fonds bestehe aus einem diversifizierten Core-Portfolio im Bereich nachhaltiger Infrastrukturen, habe aber eine gewisse Flexibilität. So seien etwa zukünftig Erweiterungen um weitere Technologiebereiche im Portfolio denkbar. Kohl nennt als Beispiele die Themen Batteriespeicher, Power2X (Weiterverarbeitung zu Wasserstoff/Methanol oder ähnliches) oder etwa Ladeinfrastruktur. Zusammengefasst verdeutlicht Kohl, dass die Assetklasse Infrastruktur, vor allem im Sektor der erneuerbaren Energien, nicht nur von aktuellen Megatrends wie Digitalisierung, Demografie und der Verlagerung globaler Handelsbeziehungen profitiere, sondern auch ein robustes und zukunftsfähiges Investment sei.
Fortsetzung folgt…
Bis zur großen Pause am ersten Konferenztag haben die Teilnehmer bereits viele Eindrücke sammeln können und nehmen neue Anregungen und Lösungen für ihre Anlagestrategien mit in die zweite Tageshälfte. Nach dem Mittagessen wird Richard Molnàr von ARTS noch tiefe Einblicke in die Welt des Tradings geben. Und Stefan Ewald von Warburg Investment zieht gekonnt die Verbindungslinien zwischen Volatilität, Risiko und Rendite. Gastredner Klaus Kallenbrunnen führt zum Abschluss des ersten Tages aus, wie er seinen Geschäftsalltag mithilfe von KI automatisiert. Dann lassen alle Teilnehmer und Redner den Abend gemeinsam ausklingen. Ganz selbst. Und (noch) ohne Roboter.
Morgen Mittag lesen Sie hier mehr zu den Präsentationen der Fondsprofis.
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