Am Ölmarkt sieht es seit Wochen übel aus. Um den Preisverfall zu stoppen haben die Opec-plus-Staaten jetzt eine Drosselung der Ölproduktion beschlossen. Doch die Reaktionen am Markt bleiben verhalten.
14.04.2020 | 15:20 Uhr von «Lilian Fiala»
Nach langem Hin und Her konnten sich die 13 Opec-Staaten und die zehn verbündeten Staaten der Opec-plus-Allianz in der Nacht auf den Ostermontag auf Maßnahmen einigen, um den dramatischen Preisverfall der vergangenen Wochen zu stoppen. Die Ölproduktion wird gedrosselt, um knapp zehn Millionen Barrel pro Tag im Mai und Juni. Außerdem beschlossen die größten ölfördernden Nationen, die Produktion bis April 2022 um acht beziehungsweise sechs Millionen Barrel zu senken.
Die Nachfrage am Ölmarkt ist wegen der Corona-Pandemie stark eingebrochen. Seit Beginn des Jahres hat Rohöl um rund 60 Prozent an Wert verloren. Anfang April fiel der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent auf den tiefsten Stand seit November 2002. Am Dienstag nach dem Opec-Beschluss kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 31,63 Dollar und damit 0,3 Prozent weniger als am Vortag. Ein Barrel der US-Sorte WTI kostete 0,9 Prozent weniger und lag damit bei einem Preis von 22,20 Dollar. „Die Nachfrage nach Rohöl könnte aufgrund des globalen wirtschaftlichen Einbruchs im zweiten Quartal noch deutlich stärker nachgeben, möglicherweise um mehr als 15 Millionen Barrel pro Tag im Vergleich zur Zeit vor der Krise“, prognostiziert Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel.
Die Verhandlungen über das Abkommen zogen sich über das gesamte Osterwochenende. Grund war wieder einmal ein Streit von Saudi-Arabien, diesmal mit Mexiko. Die Saudis forderten von dem mittelamerikanischen Staat, 400.000 Barrel zu den Öl-Kürzungen beizusteuern. Bis zuletzt weigerte sich Mexiko – letztendlich sorgte ausgerechnet US-Präsident Donald Trump für eine Einigung. Die USA übernehmen 250.000 Barrel von Mexico, also mehr als die Hälfte der Kürzungen. Gefallen tut das Saudi-Arabien nicht, zugestimmt hat sich das Land trotzdem.
Die Unstimmigkeiten zeigen einmal mehr, dass Saudi-Arabiens „Hau-drauf-Strategie“ nicht funktioniert. Das Land hatte sich zuvor bereits einen Preiskampf mit Russland geliefert. Nach einem Scheitern der Gespräche über eine gemeinsame Förderbremse am 6. März pumpte Saudi-Arabien mehr Öl in den Markt, die Preise brachen ein. Bei den Verhandlungen am Osterwochenende pochte der Staat laut Medienberichten dann aber darauf, dass alle 23 Opec-plus-Mitglieder dem Drosseln der Förderung zustimmen.
Obwohl jetzt der neue Beschluss zu den Förderkürzungen feststeht, bleiben Experten kritisch. Denn das Abkommen beinhaltet einige Sonderregeln und nährt Zweifel daran, dass sich alle Mitglieder an die Kürzungsvorgaben halten werden. „Wir erwarten keine nachhaltige Erholung des Ölpreises bis die angespannte Nachfrage im dritten Quartal wieder gelockert wird“, sagte Harry Tchilinguirian von BNP Paribas dem Handelsblatt. Auch der UBS-Analyst Giovanni Staunovo geht davon aus, dass der Preis für Brent-Öl im laufenden Quartal auf 20 US-Dollar je Barrel fällt.
US-Präsident Donald Trump zeigte sich dagegen begeistert von dem Deal. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter schrieb er am Montag: „Der große Öl-Deal mit der Opec-plus ist abgeschlossen. Dies wird hunderttausende von Energiearbeitsplätzen in den Vereinigten Staaten retten. Ich möchte Präsident Putin von Russland und König Salman von Saudi-Arabien danken und ihnen gratulieren. Ich habe gerade vom Oval Office aus mit ihnen gesprochen. Ein großartiger Deal für alle!“ Trump hatte bei den Verhandlungen zwischen Saudi-Arabien und Mexiko vermittelt.
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