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Investmentsteuerreform: Die Krux mit dem DAX

Die DAX-Performance hat nur noch statistischen Wert (Bild: pixabay)
Steuern

Spätestens mit Inkrafttreten der Investmentsteuer-Reform im Januar 2018 wird der DAX zum Potemkin’schen Dorf: Kein DAX-ETF in Europa wird die Performance des deutschen Leitindex mehr erreichen können. Was Berater wissen sollten, wenn Anleger kritisch nachfragen.

07.12.2017 | 11:36 Uhr

Als ob die Herausforderungen durch MiFID II für die Finanzbranche nicht schon Bürde genug wären, hat der deutsche Gesetzgeber in den vergangenen Monaten noch ein schweres Pfund oben drauf gesetzt: Durch zwei grundlegende steuerliche Umstellungen werden die Rahmenbedingungen für Investmentfonds neu justiert:

Im ersten Schritt werden Dividenden inländischer Unternehmen anders besteuert als bisher. Die Umstellung erfolgt mit rückwirkender Anwendung ab 1. Januar 2016. 

Im zweiten Schritt tritt am 1. Januar 2018 die Reform der Investmentbesteuerung (InVStRefG) in Kraft. Insbesondere die Einführung einer Vorabbesteuerung auf Wertzuwächse der Fondsanteile schon während der Haltedauer verschiebt die Tektonik der Fonds. Diese Reform hat sehr unterschiedliche Auswirkungen auf verschiedene Bereiche der Fondsindustrie. Eine davon dürfte schon bald dazu führen, dass Anleger ihren Beratern kritische Fragen stellen.

DAX oder Net Return DAX, das ist die Frage

Mit der Reform werden die Steuerstundungseffekte bei thesaurierenden Fonds faktisch aufgehoben. Abgerechnet wird eben nicht mehr nur zum Schluss, wenn Fondsanteile verkauft werden, sondern schon während der Haltedauer eines Fonds. Die Berechnung der Besteuerung ist dabei keineswegs einfacher geworden: Zunächst wird auf Fondsebene ein theoretischer Gewinn besteuert, der beim Verkauf der Anteile durch den Anleger mit dem tatsächlichen Gewinn gegengerechnet wird. Gerade bei langjährigen Sparplänen, vielleicht mit einzelnen zwischenzeitlichen Entnahmen und Aufstockungen, ist diese Art von Besteuerung nicht nur fehleranfällig, sondern auch kontraproduktiv. 

Speziell für die ETF-Branche ist dabei ein besonderer Effekt spannend: Performance-Indizes nehmen bei ihrer Wertberechnung keine Rücksicht auf nationale steuerliche Aspekte. Im DAX beispielsweise werden die Dividendenausschüttungen der Indexmitglieder eins zu eins in den Index mit eingerechnet. Thesaurierende ETFs, die den DAX als Basiswert angeben, werden deshalb demnächst einen höheren Tracking Error ausweisen müssen. Denn die Besteuerung der thesaurierten Dividenden findet nun schon auf ETF-Ebene statt, während der DAX selbst darauf nicht reagiert. Folge: Die ETFs werden sich auf jeden Fall deutlich schlechter entwickeln als ihre Benchmark. Viele Anleger, die einen DAX-ETF im Depot haben, werden früher oder später darauf aufmerksam werden. Die Unzufriedenheit ist vorprogrammiert.

Dabei ist die Lösung des Problems einfach: die Umstellung des Basiswertes von DAX Performance Index auf DAX Net Return Index. Dieser Index, der in diesem Jahr von der Deutsche Börse AG vor der Hintergrund der Investmentsteuerreform eingeführt wurde, berücksichtigt die einheitliche Besteuerung von inländischen Dividenden auf Fondsebene mit einem Steuersatz von 15 Prozent, die sich indirekt aus der Beschränkung bei der Anrechnung von Kapitalertragsteuer ergibt. Der Effekt: Ein ETF mit dem DAX Net Return Index als Basiswert gibt eine realistische DAX-Performance unter Berücksichtigung der Besteuerung wieder. Negative Überraschungen beim Anleger durch einen schlechten Tracking Error werden ausgeschlossen. 

Bisher hat erst ein ETF-Emittent auf die neue Lage reagiert: Die Deka hat angekündigt, dass bei den thesaurierenden ETFs auf die bekanntesten deutschen Indizes der Referenzindex ab Januar umgestellt wird. So wird ab Januar anstelle des DAX-Performance-Index der DAX Net Return Index als Basiswert angegeben. Es bleibt abzuwarten, ob und wie andere Emittenten mit der Situation umgehen.

(MvA)

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