„Das ifo Geschäftsklima im Mai war eine Enttäuschung! Statt
wie von anderen Umfrageindikatoren angedeutet, spürbar zuzulegen, stagnierte es
nur. So stiegen zwar die Geschäftserwartungen, die Lagebeurteilung sank
hingegen, wofür die Dienstleister verantwortlich waren. Letztlich unterstreicht
die aktuelle Umfrage, dass es berechtigte Hoffnungen auf eine Erholung im
zweiten Halbjahr gibt, aber auch, dass der Weg aus der Stagnation quälend
langsam ist“, sagt Andreas Scheuerle, Volkswirt bei der Deka.
Zyklisches Tief durchschritten
Laut Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz, hat
die deutsche Wirtschaft zwar ihr zyklisches Tief zum Jahreswechsel
durchschritten. „Damit die Konjunktur Fahrt aufnehmen kann, scheinen Impulse
durch die Wirtschaftspolitik aber unabdingbar. In sektoraler Betrachtung hat
sich die Stimmung der Unternehmen in der Industrie sowie im Handel und der
Bauwirtschaft im Mai zwar etwas verbessert, die Dienstleister berichteten
hingegen von einer Eintrübung der Geschäftsaussichten“, sagt er.
Abwärtsrisiken bleiben bestehen
Laut Mayr signalisieren die Frühindikatoren derzeit für das
zweite Quartal ein BIP-Wachstum von etwa 0,25%, und sind damit ähnlich wie im
ersten Quartal. Die Prognoserisiken seien aber abwärtsgerichtet. „Damit die
Konjunktur deutlicher Fahrt aufnehmen kann, scheinen Impulse durch die
Wirtschaftspolitik unabdingbar. Denn im ersten Quartal war der Anstieg des BIP
ausschließlich durch einen witterungsbedingten Vorzieheffekt bei den
Bauinvestitionen und eine stärkere Auslandsnachfrage getrieben. Die privaten
Konsumausgaben sowie die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen und des
Staates waren dagegen rückläufig“, so Mayr weiter.
Bauindustrie zieht an
Für Martin Moryson, Chefvolkswirt Europa bei der DWS, war
insbesondere das Baugewerbe eine wirkliche Überraschung, in dem sich die
Stimmung seit einiger Zeit deutlich verbessert. „Konnte man das zunächst noch
für einen Ausreißer halten, so muss man nach vier kräftigen Verbesserungen in
Folge zur Kenntnis nehmen, dass auch für die Bauindustrie das Ende der Talsohle
in Sicht kommt. Dabei darf man nicht vergessen, dass der Bau nicht nur den
Wohnungsbau umfasst, der stark unter den gestiegenen Zinsen leidet, sondern
auch den Tiefbau, der von den vielen „Baustellen“ Deutschlands wie öffentliche
Infrastruktur, Digitalisierung, Energiewende etc. profitieren sollte“,
konstatiert Moryson.
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