Die Anzeichen für eine Erholung des Baufinanzierungsmarktes im Jahr 2024 verdichten sich, auch wenn deutliche Zinssenkungen nicht so schnell zu erwarten sind wie erhofft. Das ist ein zentrales Ergebnis der aktuellen Studie „Nach der Talsohle ist vor dem Aufstieg…“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) in Kooperation mit Interhyp AG.
28.05.2024 | 16:30 Uhr
Die Studie beleuchtet die Entwicklungen des ersten Quartals 2024 und ergänzt diese um Prognosen für die kommenden Monate.
Der große Boom bleibt bislang aus
Der Baufinanzierungsmarkt verzeichnet im betrachteten Quartal erste Anzeichen einer Entspannung, wobei auch das Neugeschäft eine leichte Erholung gegenüber dem Vorjahr zeigt. Der Gesamtbestand stieg zum Jahresanfang auf etwa 1.585 Milliarden Euro, was in etwa dem Wachstumsniveau von 2014 entspricht. Trotz dieser positiven Entwicklungen ist eine Rückkehr zum Baufinanzierungsboom vorerst nicht in Sicht. Das Neugeschäft im ersten Quartal deutet lediglich auf eine moderate Erholung hin.
Zinsrückgang hilft
Ebenso beobachten die Expertinnen und Experten einen Rückgang der Effektivverzinsung – dies markiert den ersten Rückgang des Zinsniveaus seit 2020 und zeigt eine gewisse Entlastung für potenzielle Kreditnehmer.
Baufinanzierung kommt noch nicht in Schwung
„Doch, so die Prognose, bleibt trotz einer leichten Erholung im Neugeschäft eine Rückkehr zum Baufinanzierungsboom der Vorjahre vorerst aus. Dennoch setzt der Rückgang der Effektivverzinsung ein positives Zeichen für potenzielle Kreditnehmer“, sagt Ernst André Hettermann, Senior Manager bei PwC Deutschland.
Weitere Stabilisierung im Neukundengeschäft
Im Bereich des Neukundengeschäfts verzeichnet der Markt eine deutliche Wachstumsrate von etwa 12 % im Vergleich zum Vorjahresquartal Q1 2023. Die Stabilisierung des Neugeschäfts setzt sich im ersten Quartal fort, wobei allerdings die saisonale Erholung im März unterdurchschnittlich ausfiel. Absolut gesehen nehmen die Prolongationen um 0,4 Milliarden Euro zu, jedoch sank ihr relativer Anteil am Gesamtvolumen aufgrund des stärker gestiegenen Netto-Neugeschäfts. Die Nachfrageerholung hingegen übertrifft die Erwartungen deutlich, und es wird eine weitere Stabilisierung im zweiten Quartal 2024 erwartet. Zu den zentralen Faktoren für die Nachfrageerholung gehören die nachlassende Volatilität in der Zinspolitik sowie ein leichter Rückgang zum Quartalsanfang. Darüber hinaus stützen ein Preisrückgang am Immobilienmarkt und eine Erholung des Verbrauchervertrauens die Entwicklung.
Nachfrage nach Wohnraum ungebrochen
„Die Anzeichen für eine Erholung des Baufinanzierungsmarktes im Jahr 2024 mehren sich. Deutliche Zinssenkungen sind weniger schnell zu erwarten als bisher angenommen. Der im ersten Quartal zu beobachtende Neugeschäftsanstieg zeigt aber deutlich, dass die Nachfrage nach Wohnraum weiterhin ungebrochen ist und die Kreditnehmer sich zunehmend an das aktuelle Finanzierungsumfeld gewöhnen“, sagt Tomas Rederer, Head of Financial Services Management Consulting bei PwC Deutschland.
Weniger neue Bausparverträge
Während das Interesse an neu abgeschlossenen Bausparverträgen zurückging, stieg die spezifische Nachfrage nach der Darlehenskomponente in den ersten Monaten des Jahres. Im Vergleich zum Höchststand 2023 sanken die Neugeschäftsvolumina deutlich. Gleichzeitig beschleunigten sich der Bestandsrückgang und die Anzahl der Bausparverträge fiel weiter gegenüber dem Vorjahr. Das Kreditvolumen erreichte hingegen den höchsten Stand seit 2015.
Immobilienmarkt konsolidiert
Die Studie beleuchtet auch die deutschen Immobilienpreise und findet Anzeichen einer Stabilisierung, obwohl regionale Unterschiede weiter zunehmen. Ein leichter Preisanstieg signalisiert eine steigende Wohnraumachfrage, da das gesunkene Zinsniveau ein spürbar größeres Interesse am Immobilienkauf hervorruft. Bei Bestandsimmobilien setzt sich die Bodenbildung im Preis fort.
Käufermarkt
„Es gibt ein großes Angebot an attraktiven Immobilien und Kaufpreise können verhandelt werden. Für Kaufinteressierte ist aktuell ein günstiger Zeitpunkt für den Immobilienkauf", sagt Jörg Utecht, CEO, Interhyp AG.
Preise in München fallen
Anders als bei Bestandsimmobilien stagnieren die Neubaupreise merklich. In einigen Metropolregionen ist eine Erholung zu verzeichnen, wobei München auf das Preisniveau von 2020 fällt, Hamburg anzieht und Leipzig die deutlichste Erholung zeigt.
Trend zu längeren Gesamtlaufzeiten
„Langfristig sind die Aussichten für die Baufinanzierung positiv – aber perspektivisch engere Zinsmargen erhöhen den Druck auf die Digitalisierung und Ausrichtung des Produkts“, sagt Tomas Rederer. Prognostiziert wird ein positives Wachstum der Kreditnachfrage, unterstützt durch stabile Zinsen und langfristige Darlehenslaufzeiten. Der Trend zu längeren Gesamtlaufzeiten der Finanzierung und einer rückläufigen Zinsbindung setzt sich dabei ebenfalls fort. Trotz der Konflikte zwischen Eigenheimwunsch und Mietmarkt wird erwartet, dass das Neugeschäft profitiert. Gerade im Bereich Bausparbereich sind die Vorzeichen positiv, eben wegen der erhöhten Nutzung der Darlehenskomponente. (jk)
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