Ob Nachhaltigkeit oder Hochzinsanleihen - Trends an den Finanzmärkten erfordern Reaktionen von Investoren und Fondsanbieter in Form von geänderten Strategien oder ganz anderen Konzepten. Teil 1 über die spannendsten Fondsneuheiten
13.09.2023 | 07:15 Uhr von «Ronny Kohl»
Dekarbonisierung als Renditequelle
„Der Übergang zu
einer kohlenstoffarmen Wirtschaft ist in vollem Gange“, sagt Evy Hambro, der
gemeinsam mit Olivia Markham und Hannah Johnson den neuen BlackRock Brown to
Green Materials Fund managt. Allerdings liege der Schwerpunkt bislang vor allem
auf erneuerbaren Energien. Sein Team sei jedoch der Ansicht, dass die Märkte
die wesentlichen Bestandteile dieser Infrastruktur vernachlässigen. Sie
erachten Investments in kohlenstoffintensive Unternehmen, die glaubwürdige
Umstellungspläne haben und/oder die Materialien liefern, die für eine solche
Umstellung benötigt werden, als attraktive Anlagemöglichkeiten. Das Kalkül ist,
dass Unternehmen, die die Dekarbonisierung vorantreiben – in Branchen wie
Metalle und Bergbau, Zement und Bau-
wesen – von einer Neubewertung profitieren, insofern ihre
Nachhaltigkeitsrisiken abnehmen und somit einen höheren Multiplikator
rechtfertigen.
Der BlackRock-Fonds
wird nach Artikel 8 der SFDR ausgerichtet und stellt ein konzentriertes
Portfolio von 30 bis 60 globalen Unternehmen dar, das das gesamte Spektrum der
Marktkapitalisierung abdeckt. Die Schwerpunkte der Fondsmanager sind:
Nachhaltiger Rohstoff-ETF
Invesco hat einen neuen UCITS-ETF aufgelegt, der Anlegern ein breites Rohstoffinvestment unter Berücksichtigung von Klimafaktoren ermöglicht. Der neue Invesco Bloomberg Commodity Carbon Tilted ETF gewichtet die einzelnen Rohstoffe auf der Grundlage der mit ihrem Produktionslebenszyklus verbundenen Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen). Diese Gewichtungsanpassungen werden innerhalb der einzelnen Rohstoffgruppen (Edelmetalle, Getreide et cetera) ausgeglichen. Dadurch entsprechen die Gewichte der Rohstoffgruppen denen im Standardindex, dem Bloomberg Commodity Index. Zugleich soll sich daraus jedoch eine 20-prozentige Reduktion der impliziten THG-Emissionen pro Produktionseinheit ergeben. Der neue ETF ist der erste breite Rohstoff-ETF mit einer Einstufung als Artikel-8-Fonds gemäß der EU-Verordnung SFDR, die laufenden Kosten betragen 0,35 Prozent.
Grüne Anleihen im Visier
Auch der neue Invesco EUR Government and Related Green Transition UCITS ETF zielt auf Anleger, die Wert auf Nachhaltigkeit legen. Der aktiv verwaltete ETF will den europäischen Markt für Staatsanleihen abbilden und gleichzeitig Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) berücksichtigen. Dazu maximiert der ETF sein Engagement in grünen Anleihen. Bei der Auswahl der Anleihen stehen drei Hauptkriterien im Vordergrund. Zunächst muss jeder Titel mit der ESG-Politik des ETF übereinstimmen. Darüber hinaus wird das Engagement in grünen Anleihen anhand spezifischer Risiko- und Liquiditätsüberlegungen maximiert. Und schließlich soll die Entwicklung des Portfolios nicht allzu stark von der des Bloomberg Euro Aggregate Treasury Index abweichen.
Aktienfonds mit SDG-Fokus
Allianz GI hat den Allianz SDG Global Equity Fonds aufgelegt, um das Angebot an nachhaltigen Produkten auszubauen, wie AGI-Manager Matt Christensen betont. Der neue Fonds investiert breit diversifiziert in bis zu 250 globale Aktien, die eines oder mehrere der Ziele für nachhaltige Entwicklung der UN (SDG) unterstützen, mit denen die dringendsten sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen der Welt angegangen werden sollen. „Die Ausrichtung von Portfolios anhand der SDG ist ein Unterscheidungsmerkmal beim nachhaltigen Investieren“, so Christensen weiter. „Diese Vorgehensweise ermöglicht es, die umfassenden Nachhaltigkeitsressourcen der AGI voll auszuschöpfen.“ Der neue Fonds wird gemanagt von Patrick Voßkamp, Yusong Huang und Jennifer Nerlich.
High-Yield-Laufzeitfonds
Der quantitative systematische Vermögensverwalter TOBAM ist mit dem „Anti-Benchmark High Yield Maturity 2027 Fonds“ am Start, „der eine Artikel-8-konforme, diversifizierte und qualitativ hochwertige High-Yield-Laufzeit-Strategie abbildet“, wie Fondsmanager Axel Cabrol erklärt. Vor dem Hintergrund erhöhter Unsicherheit, steigender Inflation und steigender Zinssätze soll die Strategie bessere Visibilität bis 2027 bieten und auf Basis von globalen High-Yield-Anleihen bis zur Fälligkeit eine Euro-besicherte Zielrendite von 7,7 Prozent ermöglichen (USD-besicherte Zielrendite: 9,1 Prozent). Die zugrunde liegende Strategie nutzt ein breites globales Universum über Regionen, Sektoren und Spreads hinweg. Daneben berücksichtige der TOBAM-Laufzeitfonds wesentliche ESG-Merkmale.
Buyout-Co-Investment
Golding Capital hat den „Golding Buyout Co-Investment 2023“ angekündigt, der Investoren „einen effizienten Zugang zu einem breit diversifizierten Portfolio aus rund 30 Co-Investments in den USA und Europa“ bieten soll, wie Golding-CIO Matthias Reicherter erläutert. Im Anlagefokus stehen erfolgreiche Small- und Mid Caps, deren Wachstumsstärke durch Buy-and-Build-Ansätze unterstützt wird. Der Artikel-8-Fonds setzt auf eine mehrdimensionale Streuung über Co-Investment-Partner, Unternehmen, geografische Märkte und Wirtschaftssektoren hinweg und kann ab einer Mindestsumme von zehn Millionen Euro gezeichnet werden. Angestrebt wird eine Netto-IRR von 16 bis 18 Prozent per annum, die geplante Laufzeit beträgt zehn Jahre plus Verlängerungsoption.
Future-Electrification-Strategie
Lombard Odier Investment Managers hat die Lancierung seiner LOIM Future Electrification Strategy bekannt gegeben, die darauf abzielt, „Chancen im Zusammenhang mit neuen und sich verändernden Einnahmequellen der Elektrifizierung zu nutzen, da das globale Energiesystem auf ein elektrifiziertes, dezentrales, sauberes und effizientes Modell umgestellt wird“, wie Lead Portfolio Manager Paul Udall erklärt. „Wir glauben, dass die Elektrifizierung eine der größten Systemveränderungen in der Geschichte des Kapitalismus sein wird, die spannende, zukunftsweisende Anlagemöglichkeiten bietet.“ Die Strategie zielt darauf ab, „die Dynamik hinter den weitverbreiteten Bemühungen um eine flächendeckende Elektrifizierung der Wirtschaft, die wachsende politische Unterstützung und zunehmende Kostenvorteile zu nutzen, um das sich daraus ergebende ‚grüne Alpha‘ zu heben“, sagt Udall. Dies zeige sich beispielhaft an der wachsenden Bedeutung von Elektrofahrzeugen, Solarenergie und Wärmepumpen.
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