„Banken und Beratern wird es wie Reisebüros ergehen“
Fintechs sind kurz davor die Finanzwelt umzukrempeln. Mit von der Partie ist das zu den Robo-Advisors zählende Unternehmen easyfolio. Auf was sich Assetmanager, Vermögensverwalter und Banken seiner Ansicht nach einstellen müssen, erklärt der Gründer Markus Jordan im Gespräch mit FundResearch.08.10.2015 | 06:45 Uhr
Begonnen hat alles 2009 mit der ETF-Informationsplattform extra-funds.de. Privatanleger, die über ihre Finanzen selbst entscheiden wollten, können sich dort über passive Finanzprodukte informieren: „Die Finanzindustrie macht es den Menschen nicht leicht. Viele Themen und Prozesse sind nur schwer zu verstehen oder nachzuvollziehen“, bemängelt Markus Jordan: „Nachdem unsere Kunden das Konzept der ETFs verstanden hatten, wurde uns schnell klar, dass sie sich auch dafür interessieren wie sich ein Portfolio zusammenbauen lässt“, berichtet Jordan weiter: „Seit April 2014 bieten wir daher auf unserer Seite easyfolio.de nun Lösungen für die Portfolio-Zusammenstellung, -Anpassung und den Orderprozess an.“
Drei unterschiedlich risikoreiche Anlagestrategien hat easyfolio für seine Kunden entwickelt. Orientieren können sich Anleger selbstständig über einen Fragebogen: „Umso mündiger ein Anleger ist, desto besser“, fasst Jordan seine Philosophie zusammen. Sein Ziel ist es, den Anleger über alles zu informieren was er wissen muss und wissen möchte, um seine Anlageentscheidungen treffen zu können. „Das schafft Vertrauen in unsere Plattform.“ So klären Blogbeiträge und Webinare Anleger darüber auf, wo ihnen Kosten entstehen und wie sie ihr Portfolio über die Zeit anpassen können.
„Viele Vermögensverwalter haben kein klares Geschäftsmodell und sind auch nicht am digitalen Markt präsent“, kritisiert Jordan. „Sie können daher nur sehr lokal agieren.“ Anders der Ansatz von easyfolio: „Im Gegensatz zu klassischen Finanzinstituten wollen wir langfristig auch solche Anleger erreichen, die sich noch nicht mit Finanzthemen beschäftigen.“ Eine hohe Transparenz und strikte Standardisierung, seien die Hauptunterschiede zwischen easyfolio und klassischen Finanzinstituten: „Wir fokussieren uns auf genau ein Thema, ohne Streuverluste zu erleiden. ETFs eignen sich für unsere Ziele und Philosophie hervorragend: Sie funktionieren alle gleich, bilden immer einen Markt ab.“ Langfristig könnte der Finanzwelt dieselbe Entwicklung drohen wie den Reisebüros, glaubt Jordan. Diese hätten die Entwicklungen der digitalen Welt verschlafen und starke Konkurrenz durch Onlineangebote erhalten.
Doch auch von der Konkurrenz aus der Fintech-Branche möchte sich easyfolio abgrenzen: „Unter unseren Mitbewerbern gehören wir zu den günstigsten Anbietern. Jeder Anleger wird bei uns gleich behandelt, egal ob er 100 oder 10.000 Euro investiert. Zudem wird immer die gleiche Gebührenstruktur angewendet“, erklärt der Unternehmer die Vorteile easyfolios. „Anleger können easyfolio direkt über uns, die Börse oder ihre Bank kaufen. Ich würde es so formulieren: Wir besitzen eine charmante Frechheit im Bereich der Finanzen.“
Derzeit erreicht easyfolio hauptsächlich Männer über 40 bis 50 Jahren, die in großen Städten leben. „Das liegt daran, dass wir bisher eher im Finanzumfeld aktiv waren. Aktuell läuft aber eine Kampagne zum Thema Sparpläne, die sich an eine breitere Zielgruppe richtet.“ Seit April 2014 hat das Fintech-Unternehmen bei etwa 2.500 Kunden rund 13 Millionen Euro eingesammelt. Vor zwei Wochen wurde ein eigenes Kontomodell mit der Partnerbank ebase gestartet. Zudem sind noch weitere Kooperationen mit Direktbanken in Planung: „Weil die easyfolio-Strategien aus Investmentfonds bestehen, können wir sehr gut mit Banken und Finanzdienstleistern zusammenarbeiten“, berichtet Jordan. „Im vierten Quartal werden daher drei Direktbanken ihren Kunden die easyfolio-Strategien anbieten. Diese Banken haben viele Tagesgeldkunden für die sich unsere Produkte sehr gut eignen.“
Auch Haftungsrechtlich hat Jordan keine Bedenken: „Kauft ein Kunde direkt über uns, dann haben wir natürlich die entsprechenden Dokumentationen. Insgesamt sind wir jedoch auch keinen anderen Haftungsrisiken ausgesetzt als jeder andere Vermögensverwalter. Zudem betreiben wir keine Anlageberatung. Wir geben den Kunden eine Guideline an die Hand, sprechen aber keine konkreten Empfehlungen aus.“
Und für die Zukunft? „Als nächstes steht die technische Weiterentwicklung der Plattform auf der Agenda. Zudem möchten wir unser Angebot für btb-Vertriebspartner weiter ausbauen.“
(TL)