“Digitalisierung der Gesellschaft hat erst begonnen”
Mit welchen Trends rechnen Assetmanager für die Zukunft und welchen Einfluss hat die Digitalisierung? FundResearch spricht mit Karl-Josef Schneiders, Head Asset Management Germany bei der Credit Suisse.05.09.2017 | 10:32 Uhr
FundResearch: Die ersten selbstfahrenden Autos werden auf den Straßen erwartet, Alexa und Siri helfen beim Einkaufen und steuern unsere Haushalte - die Digitalisierung kommt. Welche Chancen sehen Sie darin?
Schneiders: Die Digitalisierung unserer Gesellschaft hat gerade erst begonnen. Und das langfristige Potenzial der technologischen Möglichkeiten ist enorm. Zwei Anlagethemen, die durch strukturelle Veränderungstreiber, wie Konnektivität, Produktivität, Globalisierung und Demografie, stimuliert werden, sind Robotik sowie Schutz & Sicherheit. Beide Themen profitieren voneinander: Robotik und Automatisierung funktionieren ohne ausreichende Bestimmungen in den Bereichen Sicherheit und Schutz nicht. Das Internet der Dinge beispielsweise bietet viele Geschäftschancen. Aber mit jedem verbundenen Gerät steigt auch die Gefahr von Hacking-Angriffen. Die Vision von George Orwells „1984“ – persönliche Daten können mitgelesen und missbraucht werden – könnte somit zur Realität werden.
FundResearch: Der technologische Fortschritt macht auch vor der Investmentbranche nicht halt. Wie bewerten Sie Robo-Advisor oder ähnliche digitale Angebote?
Schneiders: Eine sinnvolle, präzise und überlegte Kapitalanlage kann man nicht durch ein paar Klicks erreichen. Das wäre zu einfach und würde der Tragweite des Themas nicht gerecht. Robo-Advisor können ein Teil der Lösung sein. Mehr nicht. Das gleiche gilt für passiv verwaltete Fonds.
FundResearch: Warum?
Schneiders: Wir hatten in den vergangenen Jahren Märkte, die auf der Aktien- und Bond-Seite nach oben liefen. Das hat den ETFs enorm in die Karten gespielt. Wenn sich der Markt einmal anders entwickelt, kommt für sie die Probe aufs Exempel. Es gibt an den Märkten immer wieder Situationen, in denen sich aktive Investments auszeichnen. Kunden brauchen deswegen meiner Meinung nach eine ausgewogene Mischung zwischen aktiven und passiven Investments.
FundResearch: Wird in Deutschland zu viel auf die Kosten und zu wenig „in“ den Fonds geschaut?
Schneiders: Ja. In Deutschland interessieren sich viele Anleger- und Investorengruppen zu wenig für die Zusammensetzung eines Fonds. Das beste Gegenbeispiel sind hier Autos. Jeder, der sich ein neues Auto kauft, spielt alle möglichen Konfigurationen durch und entscheidet erst dann. Bei Fonds ist das oft nicht der Fall.
FundResearch: Wie reagieren Sie auf diese Tendenz?
Schneiders: Natürlich stellt sich unser Haus auf das Anlageverhalten der Anleger ein. Das ist „part of the game“. Wir denken für den Kunden weiter und haben gute Fondslösungen entwickelt. Nehmen Sie zum Beispiel das eben angesprochene Thema Automatisierung und Robotics. Der Wunsch nach Sicherheit wächst rund um den Globus und die Robotertechnik entwickelt sich im Zuge der Industrie 4.0 dynamisch. Mit dem Credit Suisse (Lux) Global Security Equity Fund und dem Credit Suisse (Lux) Global Robotics Equity Fund tragen wir diesen langfristigen Trends Rechnung.
(DW)