EWU-Konjunktur geht zurück

Entwicklung im Euroraum erneut gespalten. Aussichten für zweites Halbjahr eher negativ. Erholung in 2013.

03.09.2012 | 12:45 Uhr von «Patrick Daum»

Die Wirtschaftsleistung im Euroraum ist im zweiten Quartal 2012 im Vergleich zum Vorquartal um 0,2 Prozent zurückgegangen. Gegenüber dem zweiten Quartal 2011 schrumpfte die Konjunktur um 0,4 Prozent. Die Entwicklung in der Eurozone zeigt sich dabei erneut gespalten: Den stärksten BIP-Zuwachs konnte die Slowakei mit 0,7 Prozent verzeichnen. Die Niederlande und Österreich kamen auf ein moderates Plus von 0,2 Prozent, während die französische Wirtschaft stagnierte. Deutliche Rückschläge musste vor allem Südeuropa verkraften (Portugal -1,2 Prozent; Italien -0,7 Prozent; Spanien -0,4 Prozent), aber auch Finnland (-1,0 Prozent) und Belgien (-0,6 Prozent) verzeichneten kräftige konjunkturelle Rückschläge. In Deutschland lag das Wachstum bei 0,3 Prozent, womit die konjunkturelle Dynamik im Vergleich zum starken Jahresauftakt, als ein Zuwachs von 0,5 Prozent erzielt wurde, nachließ. Während die Exporte in Deutschland der Wachstumstreiber waren und um 2,5 Prozent zulegten, gingen Bruttoanlageinvestitionen um einen Prozentpunkt zurück.  „Wir führen dies auf die EWU-Staatsschuldenkrise sowie auf die Abkühlung der Weltkonjunktur zurück“, kommentiert Heinrich Bayer, Volkswirt bei der Deutschen Postbank AG, die Entwicklung.

Für das zweite Halbjahr 2012 ist Bayer nicht sehr optimistisch: „Harte Konjunkturdaten für das dritte Quartal sind bislang noch nicht verfügbar. Aber dennoch ist davon auszugehen, dass die Aussichten für das laufende wie auch für das vierte Quartal alles andere als rosig sind.“ So befänden sich die Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum bis einschließlich August weiterhin im kontraktiven Bereich. Dies führe aber nicht zwangsläufig zu einem BIP-Rückgang. „Immerhin haben sich diese Indikatoren in den letzten Monaten stabilisiert bzw. per saldo sogar marginal verbessert“, so Bayer. Damit bestehe weiterhin eine realistische Chance, dass sich die EWU-Konjunktur bis zum Jahresende stabilisiere und bei den Quartalswachstumsraten leicht positive Ergebnisse erzielt werden könnten. „Insofern halten wir an unserer BIP-Prognose von -0,2 Prozent für 2012 fest“, sagt Bayer. „Für 2013 gehen wir unverändert von einer konjunkturellen Erholung und einem BIP-Wachstum von 1,1 Prozent aus.“ Deutschland hingegen dürfte es nach Ansicht des Ökonomen nicht zuletzt wegen der schwächelnden Weltkonjunktur immer schwerer fallen, sich vom EWU-Trend nach oben abzukoppeln. Darauf deute auch der zuletzt viermal in Folge rückläufige ifo-Geschäftsklimaindex hin. Zwar erwartet Bayer im zweiten Halbjahr 2012 nur noch geringe Wachstumsraten. „Aufgrund der soliden Zuwächse in den beiden ersten Quartalen dürfte das BIP-Plus 2012 aber immer noch 1,0 Prozent erreichen.“ Für 2013 erwarten die Volkswirte der Postbank ein Wachstum von 1,4 Prozent.

(PD)

Diesen Beitrag teilen: